Prozessbeginn am Kölner Amtsgericht gegen drei Klimaaktivisten: Angeklagte verteidigen Klimaprotest im Godorfer Hafen mit moralischen Gründen.
Klimaaktivisten vor GerichtMit Paddelbooten Godorfer Hafen lahmgelegt

Aktivisten blockieren die Hafen-Zufahrt zur Shell-Raffinerie Wesseling im Godorfer Rhein-Hafen. (Archivfoto)
Copyright: dpa
Sie sollen mit Kajaks im Godorfer Hafen gepaddelt sein und die Zufahrt zum Hafen versperrt haben. Zudem sollen die Klimaaktivisten ein Seil über die Hafeneinfahrt gespannt und dort eine Hängematte befestigt haben, in der eine Aktivistin gewesen sein soll. Drei Personen stehen nun wegen gemeinschaftlicher Nötigung vor dem Kölner Amtsgericht – zwei Männer (27 und 30) und eine Frau (24). Weitere Teilnehmer an der Aktion sind bis heute unbekannt.
Am gestrigen Dienstag startete nun der Strafprozess gegen die drei Angeklagten, die laut eigener Aussage keiner konkreten Aktivisten-Gruppe wie beispielsweise „Letzte Generation“ oder „Extinction Rebellion“ angehören. Durch die Aktion, so die Staatsanwältin bei der Anklageverlesung, seien acht voll beladene Schiffe an der Ein- und Ausfahrt des Hafens gehindert worden. Die Versorgung einer Raffinerie vom Ölkonzern Shell, die über den Hafen mit Rohstoffen beliefert werde, sei hierdurch für rund sechs Stunden verhindert worden. Unter anderem hatten die Schiffe Dieselkraftstoff, Benzin und Natriumlauge geladen.

Eine Klimaaktivistin blockiert die Hafen-Zufahrt zur Shell-Raffinerie Wesseling im Godorfer Rhein-Hafen.
Copyright: dpa
Zunächst hatte die Anklagebehörde auch den Vorwurf der Störung von Betrieben erhoben. Dieser Anklagepunkt war vom Amtsgericht jedoch im sogenannten Eröffnungsbeschluss nicht zur Verhandlung zugelassen worden. Auf Nachfrage der Rundschau erklärte Gerichtssprecherin Andrea Fuchs, dass dem Gericht keine Hinweise auf eine „Substanzbeschädigung“ vorgelegen habe. Eine solche sei von der Rechtssprechung jedoch gefordert, um eine Störung von Betrieben anklagen zu können.
Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln
- Prozess vor dem Landgericht Hürther Ladendieb hatte ein Messer im Rucksack
- Landgericht Mutmaßlicher Brandstifter von Marienheide hat viele Vorstrafen
- Landgericht Köln 42-Jährigem werden Einbruch und Brandstiftung in Marienheide vorgeworfen
- Mordkommission Patient in Kölner Klinik auf Intensivstation getötet
- Angeklagter aus Rösrath lehnt seine beiden Verteidiger ab
- Prozess Staatsanwaltschaft spricht von schlimmer Quälerei in Hürther Schlachthof
- Amtsgericht Köln Demo nach mutmaßlicher Tierquälerei in Hürth
Die Angeklagten legten „dramaturgische Geständnisse“ ab, wie sie es nannten. Darin bekannten sie sich, als Angehörige des „reichen Westens“ und seiner Wirtschafts- und Konsumweise mitschuldig zu sein an „Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen“, vor allem im globalen Süden. Zudem beklagten sie den bevorstehenden „Klimakollaps“durch irreversible Kipppunkte für das globale Klima. Zu den von der Staatsanwältin konkret vorgebrachten Vorwürfen schwiegen sie jedoch. Vor der Verhandlung hatten rund zwei Dutzend Sympathisanten der Angeklagten vor dem Kölner Justizzentrum mit dem Slogan „Öl-Multis enteignen!“ protestiert. Dabei prangerten sie Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen durch Shell auf dem afrikanischen Kontinent an.
Der Prozess, der eigentlich nur mit einem Verhandlungstag angesetzt war, wird fortgesetzt.

