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Nach Klinikaufenthalt in Köln18-jähriger Häftling flieht - Großfahndung in Ehrenfeld

3 min
JVA Ossendorf

Der 18-Jährige war vorübergehend in die JVA Ossendorf verlegt worden.

Nach einem Krankenhaus-Besuch entkam der Häftling seinen Bewachern. Der junge Mann war erst vor wenigen Tagen wegen räuberischer Erpressung festgenommen worden. Er soll mit Komplizen Männer über ein Dating-Portal in Fallen gelockt haben.

Er war erst vor wenigen Tagen festgenommen worden. Die Kölner Polizei sucht nach einem Häftling (18) aus der Justizvollzugsanstalt Ossendorf (JVA), der in der Nacht zum Mittwoch geflohen ist. Der 18-Jährige ist eigentlich in der JVA in Wuppertal-Ronsdorf untergebracht, wurde aber vorübergehend nach Köln verlegt, weil er am Montag einen Haftprüfungstermin im Amtsgericht Köln hatte.

Gegen 0.30 Uhr war der Häftling wegen einer Behandlung von der JVA Ossendorf ins Franziskus-Krankenhaus gebracht worden. „Er klagte über Schwindel und Erbrechen und gab an, er habe sich den Kopf angeschlagen“, sagte Ralf Peters, stellvertretender Leiter der   JVA. Nach einer Begutachtung sei entschieden worden, den 18-Jährigen in die Klinik zu fahren. Als Polizisten ihn nach der Behandlung gegen 1.40 Uhr wieder ins Auto bringen wollten, sei er geflohen. Nach Angaben der JVA habe sich der junge Mann losgerissen. Der 18-Jährige sei an der Schulter und Arm zum Fahrzeug geführt worden. Als die Tür zu dem Transporter geöffnet wurde, sei der junge Mann geflohen. „Er nutzte den Moment aus, als die Beamten mit der Öffnung der Tür beschäftigt waren“, so Peters.

Beamter erlitt Verletzungen

Den beiden Mitarbeitern der JVA sei kein Vorwurf zu machen. „Sie haben sich nicht falsch verhalten“, so der stellvertretende Leiter. Die Vorführung mit zwei Beamten zu einem Arzt sei Standard. Einer der Beamten erlitt bei dem Vorfall leichte Verletzungen, weil er stürzte. Zum Zeitpunkt der Flucht trug der 18-Jährige Handfesseln.   Laut Kölner Polizei geht keine größere Gefahr von dem jungen Mann aus. Laut JVA seien keine Sicherungsmaßnahmen angeordnet gewesen. Noch in der Nacht hatte die Polizei vor allem im Stadtteil Ehrenfeld mit einem Hubschrauber gesucht, den Mann bislang aber noch nicht gefunden.

Dem Geflohenen wird räuberische Erpressung vorgeworfen. Erst am Freitag war der 18-Jährige festgenommen worden. Fahnder vollstreckten gegen 16 Uhr in Kalk und Zollstock Haftbefehle gegen zwei 17 und den 18 Jahre alten Beschuldigten. Beide sind verdächtig, zum Teil gemeinschaftlich mit weiteren Beschuldigten seit Juni 2024 in unterschiedlichen Konstellationen insgesamt mindestens fünf Männer (38 - 55 Jahre) über ein Onlineportal nach Köln gelockt zu haben.

Polizei fahndet erstmal intern

An den jeweils vereinbarten Treffpunkten wurden die Geschädigten beraubt. Diese waren davon ausgegangen, sich mit jungen Frauen für bezahlte Sextreffen in Mülheim verabredet zu haben. Statt auf Frauen trafen die zum Teil weit angereisten Männer auf Beschuldigte, die sie mit Gewalt oder unter Androhung von Gewalt zur Herausgabe ihrer Wertgegenstände zwangen. In einem Fall aus dem März wurde einem 49-jährigen Beteiligten sogar sein Wagen, ein Mercedes, geraubt. Die Polizei wird zunächst nicht öffentlich mit einem Foto nach dem Häftling fahnden. Weil die Fahnder aus dem Ermittlungsverfahren Fotos von dem 18-Jährigen haben, wird erstmal mit internen Maßnahmen nach dem Mann gesucht. „In der Regel tauchen Geflohene nach einigen Tagen an den bekannten Meldeadressen wieder auf“, hieß es.