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Fahrgastzahlen bekannt gegebenAlter KVB-Fahrplan wird nicht wieder kommen - Rekord für Rad-Flotte

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Eine KVB-Stadtbahn der Linie 1 am Neumarkt.

Eine KVB-Stadtbahn der Linie 1 am Neumarkt.

Die KVB fährt seit Frühjahr 2023 mit reduziertem Fahrplan. Die Personalsituation soll sich zwar im Laufe des Jahres entspannen, doch die nächsten Herausforderungen stehen bereits an.

Dass der Anspruch an die eigene Betriebs-Qualität der Wirklichkeit derzeit meilenweit hinterherhinkt, versuchen die Kölner Verkehrs-Betriebe mittlerweile erst gar nicht mehr schönzureden. Was die Quantität angeht, also wie das Angebot von den Kunden genutzt wird, damit ist die KVB-Geschäftsführerin Stefanie Haaks dagegen zufrieden. Am Dienstag stellte sie die Fahrgastzahlen aus 2023 und die jüngsten Entwicklungen des Unternehmens vor.

KVB in Köln: Das neue Normal im ÖPNV

An die alten Fahrgastrekorde, mittlerweile aus dem Jahr 2019, wird die KVB wohl erst einmal nicht mehr herankommen. Im Jahr vor der Pandemie beförderte das Unternehmen 286 Millionen Menschen. Unter anderem, weil sich die Arbeitswelt seitdem verändert hat, weniger Menschen zur Arbeit pendeln und häufiger im Homeoffice arbeiten, sind die alten Zahlen derzeit nicht zu toppen. „Ein neues Normal“, nennt Haaks das. Vor allem durch das Neun-Euro-Ticket verzeichnete die KVB 2022 noch einen Anstieg der Fahrgastzahlen von 37,5 Prozent. Mit dem moderaten Rückgang von 0,1 Prozent kann die KVB in diesem Jahr gut leben. „Wenn man das ins Verhältnis zur schlechten Betriebsqualität setzt, würde ich sagen, ist das ein guter Erfolg für uns“, findet die KVB-Chefin. Und es sei ein Ansporn, „dass wir wesentlich mehr Fahrgäste befördern können, wenn unsere Betriebsqualität so ist, wie wir uns das selbst vorstellen“.

Einen Zuwachs von rund acht Prozent gibt es bei den Stammkunden. Rund drei Viertel der Stammkunden sind Inhaber des Deutschlandtickets. „Wir haben viele Kunden aus dem Kurzzeit-Tarif in den Abo-Bereich ziehen können“, freut sich Haaks. „Das ist ein Erfolg für uns, denn wir leben von Stammkunden. Sie sind das Rückgrat unserer Einkommenssituation.“

Neue Bahnen und alte erneuerte Bahnen

29 neue Hochflurbahnen gingen 2023 in Köln an der Start, eine weitere kommt im April. Neu ist auch die Zulassung auf den Hochflurstrecken im Bonner Netz. Heißt: Die neuen Bahnen können auch auf den Linien 16 und 18 über die komplette Strecke zum Einsatz kommen. Mithilfe eines Software-Updates sollen künftig auch die Türen schneller öffnen und schließen und somit fahrgastfreundlicher werden.

Die Lieferung der neuen Niederflurbahnen, die eigentlich bereits im September kommen sollten, sind immer noch nicht da. Das wird sich auch so schnell nicht ändern, die Fahrzeuge verspäten sich wohl um zwei Jahre. Weshalb die KVB alte Fahrzeuge, die eigentlich schon ausgemustert werden sollten, aufwendig ertüchtigen muss. Weil sie während der Sanierung Anfang 2025 logischerweise keine Fahrgäste transportieren können, hat die Maßnahme Auswirkungen auf den neuen Fahrplan, der im Sommer mit der Stadt abgestimmt werden soll. Eine engere Taktung wird es dabei wohl erst einmal nicht geben.

Denn auch wenn sich die Situation im Bereich der Hochflurbahnen entspannen wird, bleibt die Lage im Niederflur-Bereich angespannt. „Der alte Fahrplan wird so nicht mehr kommen“, stellt Haaks klar. Die KVB hatte den Fahrplan Anfang 2023 aufgrund der angespannten Personalsituation reduziert.

E-Bus-Flotte wächst Stück für Stück

Der Stadtratsbeschluss von 2018 sieht vor, dass die KVB ihre Bus-Flotte bis 2030 auf alternative Antriebe umstellen muss. 82 Elektrobusse sind derzeit im Betrieb, 27 weitere werden noch in diesem Jahr ausgeliefert. 15 Linien sind bereits komplett oder größtenteils auf E-Antrieb umgestellt. „Die Busse laufen mittlerweile auch zuverlässig. „Da sind wir sehr stolz drauf, dass wir unseren Fahrgästen dieses klimafreundliche Angebot machen können“, sagt Haaks. Insgesamt sind über 400 Busse für die KVB im Einsatz.

Rekord bei den KVB-Zweirädern

Bereits 2022 stellte die KVB mit ihren Leihrädern einen Rekord auf. Die zwei Millionen Ausleihen wurden 2023 erneut übertrumpft. Mehr als 3,6 Millionen Leihvorgänge verzeichnete das Unternehmen, das über das Jahr verteilt insgesamt 68.000 neue Nutzer gewinnen konnte. „Die Menschen möchten mehr an der frischen Luft sein“, sagt Haaks. „Wenn wir es schaffen, viele Menschen für kurze Strecken aufs Fahrrad zu bringen, dann haben wir auch wieder mehr Kapazitäten auf den Kurzstrecken in unseren Fahrzeugen.“ 3000 Räder sind derzeit im Einsatz. Der aktuelle Ratsbeschluss würde eine Flotte bis zu 7000 Fahrzeugen ermöglichen. Einen Ausbau der Flotte würde die KVB anstreben, „sobald wir das Gefühl haben, dass die Räder drohen, nicht mehr auszureichen“, sagt Haaks. Ein weiterer Erfolg: Mit dem KVB-Lastenrad, ein Pilotprojekt, holte die KVB sich 2023 den Deutschen Fahrradpreis.

3000 Räder sind Teil der KVB-Flotte.

3000 Räder sind Teil der KVB-Flotte.

Komplexe Gleisbau-Projekte

An der Hahnenstraße und auf der Kreuzung Aachener Straße/Gürtel setzte die KVB im vergangenen Jahr zwei große Gleisbau-Projekte um. Auf dem sogenannten Aachener Stern sei die Erneuerung der Gleise besonders komplex gewesen, berichtet Haaks. Beide Maßnahmen kosteten 14,5 Millionen Euro. Im Rahmen des vom Land aufgesetzten Erneuerungsprogramm stehen auch in den kommenden Jahren große Projekte an, um die Schieneninfrastruktur grundlegend zu erneuern.

Zur Infrastruktur gehören auch die Zugänge zu den Haltestellen. Deshalb ist die KVB insgesamt für 263 Rolltreppen im Stadtgebiet zuständig. 35 Rolltreppen sind bereits ausgetauscht. 34 weitere Anlagen sollen zeitnah folgen.

Neue Herausforderungen für die Personallage

Zum 31. Dezember fehlten der KVB rund 60 Fahrerinnen und Fahrer.„Unsere Recruiting-Maßnahmen laufen auf Hochtouren“, sagt Haaks. Treffen die Annahmen des Unternehmens ein, könnte sich die Personalsituation im vierten Quartal entspannen. Die nächste Herausforderung wird die Sanierung der Mülheimer Brücke, durch die die Stadtbahn-Linien 13 und 18 getrennt werden. Ein Ersatzbus-Konzept und zwei zusätzliche Stadtbahnlinien – eine personalintensive Maßnahme - sollen die Beeinträchtigungen so gering wie möglich halten. Viele Zusatzfahrten stehen auch während der Fußball-Europameisterschaft an.

Zuverlässigere Abfahrtzeiten

Die Fahrgastinformationen an den Haltestellen sollen ab der zweiten Jahreshälfte besser werden. Damit die Abfahrtzeiten künftig zuverlässig auf den Monitoren an den Gleisen angezeigt werden, wurde die überwiegende Zahl der Fahrzeuge bereits mit der notwendigen Technik ausgestattet. Die entscheidende Komponente, die zu einem funktionierenden System noch fehlt, ist die Software. Die soll bis zum Jahresende in Betrieb gehen. „Wir können den Ärger der Fahrgäste verstehen“, sagt Haaks. „Eine Verspätung ist ärgerlich, aber noch schlimmer ist es, wenn ich einfach nicht weiß, ob ein Fahrzeug kommt oder nicht.“