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Köln-CheckDiese Themen liegen den Kölnern besonders am Herzen

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Sowohl die Verwahrlosung der Stadt, als auch die Probleme im Nahverkehr belasten die Kölner.

Sowohl die Verwahrlosung der Stadt, als auch die Probleme im Nahverkehr belasten die Kölner.

Trotz Heimatliebe bemängeln 78 Prozent die Verschlechterung Kölns; der Verkehr gilt als größtes Problem. Welche Themen sonst noch im Argen liegen, zeigt der Köln-Check.

Die Menschen sehnen sich in der „Zeitenwende“ nach guten Nachrichten. Darum das Positive zuerst: 81 Prozent der Kölnerinnen und Kölner wohnen gerne in ihrer Stadt. Dieses Ergebnis steht der Umfrage „Die Kölner und ihre Stadt im Frühsommer 2025“ vor, die vom Forsa-Institut im Auftrag der Kölnischen Rundschau und des Kölner Stadt-Anzeigers durchgeführt wurde.

15 Fragenkomplexe haben die Sozialforscher und statistischen Analysten mit 1002 Kölnerinnen und Kölnern über 16 Jahre bearbeitet. Fünf davon beschäftigen sich vorrangig mit dem Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Stadt. Wobei das Ergebnis zur „Identifikation mit Köln“ eines der wenigen ist, das positiv heraussticht – und auch das nur auf den ersten Blick.

Mehr Heimatliebe als in anderen Städten

81 Prozent ist ein gutes Ergebnis, das attestieren die Meinungsforscher ausdrücklich: „Viele andere Städte erreichen nämlich einen ähnlich hohen Wert nicht“, heißt es dazu in der Auswertung. Doch die ganze Wahrheit lautet auch: 2017 gaben noch 86 Prozent der Befragten an, gerne in Köln zu wohnen. Die Identifikation mit Köln ist bei den Frauen mit 82 Prozent etwas höher als bei den Männern (80 Prozent).

Die Infografik zeigt, wie die Kölner laut einer aktuellen Forsa-Umfrage ihre Stadt sehen.

Und es sind vorrangig die jüngeren Menschen zwischen 16 und 29 Jahren, die auf die Frage, ob sie gerne in Köln wohnen, mit Ja antworten. Wobei ihr Spitzenwert von 86 Prozent bei den Altersgruppen bis jenseits der 60 Jahre nur geringfügig unterschritten wird.

Doch was schätzen die Befragten an Köln? Vor allem die Mentalität der Kölschen, von den Forschern mit der Maxime „leben und leben lassen“ beschrieben. Für 51 Prozent der Befragten macht das den Charme an Köln aus.   Danach folgt eine ganze Weile lang nichts, denn erst mit 26 Prozent kommt an zweiter Stelle das kulturelle Angebot. Wichtig ist dabei zu wissen, die Befragten konnten mehrfach antworten und Vorgaben für die Antworten gab es dabei nicht. Dass die Mentalität, die Toleranz und die Heimatliebe im oberen Drittel der Antworten liegt, mag wenig überraschen. Dafür das Ende der Liste um so mehr. Nur jeweils drei Prozent der Befragten schätzen an Köln ausdrücklich den Dom und den Karneval. Der Rhein kommt gerade mal auf sechs Prozent. Antworten, die nicht recht dazu passen wollen, dass 26 Prozent die „Geschichte der Stadt“ zu schätzen wissen. Doch kann Kölns Geschichte getrennt gedacht werden von den historischen Säulen Dom, Rhein und Brauchtum?

Schlechtes Zeugnis für die „Ära Reker“

Der Blick auf die allerjüngste Geschichte ist indes düster. 78 Prozent der Befragten sagen aus, die Stadt habe sich in den vergangenen Jahren zu ihrem Nachteil verändert. Was dieses schlechte Ergebnis noch gravierender macht: 2017 fanden nur 41 Prozent die Entwicklung negativ. Dabei sind es vor allem die älteren Menschen in den Altersgruppen 45 bis 59 Jahre (78 Prozent) und ab 60 Jahre (81 Prozent), die Köln auf dem absteigenden Ast sehen.

Doch auch bei den 16 bis 29-Jährigen stellen immer noch 61 Prozent Kölns Entwicklung ein negatives Zeugnis aus. Korrespondierend dazu die Frage: „Was ist in Köln besser geworden?“ 64 Prozent der Befragten antworten darauf rundweg: „Nichts“. Dann folgen mit weitem Abstand in einer Liste, in der Mehrfachnennungen möglich waren, die Radwege. 16 Prozent sehen beim Ausbau des Radwegenetzes einen Sprung nach vorne.

Doch egal ob bei den Freizeitmöglichkeiten, den Grünflächen, dem Stadtbild oder dem Umgang der Menschen miteinander – überall liegt der Anteil der Befragten, die dabei eine positive Entwicklung ausmachen, unter fünf Prozent. Schlecht kommt auch ein „Steckenpferd“ der jetzigen Verwaltungsspitze weg: die Digitalisierung. Nur zwei Prozent sehen bei diesem Dienstleistungsthema eine positive Entwicklung in der Stadtverwaltung.

Rückschritte auf allen Feldern

Im Gegenzug können die Kölnerinnen und Kölner ebenfalls klar benennen, bei welchen Themen sie ihre Stadt auf dem Rückzug sehen. Es sind nicht weniger als 20 Probleme, die von den Befragten aufgelistet werden. Angeführt von „Dreck in der Stadt“. 31 Prozent sehen Schmutz und Unrat in Köln Raum greifen. 25 Prozent beklagen einen immer größer werdenden Druck auf dem Wohnungsmarkt. Es heißt, in Köln sei es Volkssport, über die Verkehrsbetriebe zu schimpfen. Doch die KVB geben seit nunmehr Jahren mit einem ausgedünnten Fahrplan und Ausfällen reichlich Anlass dazu. 24 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen sie auf Talfahrt. Drogenszene, Kriminalität, Zustand der Schulen und die Verkehrssituation – jedes dieser Themen sammelt „Negativprozente“ im zweistelligen Bereich. Zusammengenommen ein Armutszeugnis für eine Stadt.

Beim Verkehr läuft vieles verkehrt

Doch bei all den Rückschritten und Defiziten, was ist denn das größte Problem Kölns? Das Ergebnis der Meinungsumfrage lässt da gar keinen Spielraum für Interpretationen: Für 81 Prozent der 1002 Befragten ist der Verkehr das größte Problem in der größten Stadt in NRW. Und keiner hat ihnen dieses Problem als Antwortmöglichkeit auf dem Silbertablett serviert, denn die Frage wurde offen gestellt. Die Verkehrsprobleme in ihrer genannten Reihenfolge: die unzuverlässige KVB, der Zustand der holprigen Straßen und der maroden Brücken, die vielen Baustellen und der „Ärger mit Fahrradfahrern“.

Hinter den Verkehrsproblemen folgt mit weiten Abstand das Problem Wohnungsmarkt. 39 Prozent der   Befragten nehmen das mangelnde Angebot und die hohen Preise als problematisch war.   Korrespondierend mit der Frage nach den Rückschritten folgt auf Platz 3 der Dreck in der Stadt. Der Müll und der   Uringeruch in den Straßen und Ecken liegen 31 Prozent schwer auf der Seele.

Migration wird als als problematisch empfunden

Neben der offenen und expandierenden Drogenszene, der Kriminalität und dem Zustand der Schulen, bei denen die Umfrageteilnehmer   eine Tendenz zum Schlechteren ausmachen, kommt bei den Problemfeldern ein weiteres Thema hinzu, zusammengefasst mit den Begriffen: „Migration, Ausländer, mangelnde Integration“. 14 Prozent äußern darüber ihre Sorge. Und bei all diesen Themen gibt es, verglichen mit Forsa-Umfragen aus den vergangenen Jahren, eine steigende Tendenz.

Den „weltberühmten“ kölschen Klüngel – man kennt sich, man hilft sich – sehen 9 Prozent als Problem. Obwohl alle Kindertagesstätten mit Personalmangel und   Betreuungszeiten zu kämpfen haben, benennen nur drei Prozent diese Zustände als Problem. Forsa listet aber nicht auf, wie hoch der Anteil der Eltern unter den Teilnehmern war.