Für die KVB ist dieser Schritt ein „Meilenstein“. An dem Projekt arbeiten die Kölner Verkehrs-Betriebe seit nunmehr sieben Jahren.
Neues digitales SystemKVB-Wartezeiten auf den Anzeigen sollen in Zukunft stimmen

Eine Anzeige der KVB auf dem Neumarkt.
Copyright: Thomas Banneyer
Es ist immer wieder ein Ärgernis für die Fahrgäste der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB): Bus und Bahn halten den Fahrplan nicht ein, auf den Anzeigen werden zwar Verspätungen angezeigt, doch die Angaben stimmen nicht und die Auskunftsfunktion in der Handy-App tut so, als gäbe es gar keine Probleme. Damit soll nun weitestgehend Schluss sein. KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks kündigt einen „Meilenstein“ bei einem Projekt an, an dem der Betrieb seit nunmehr rund sieben Jahren arbeitet. Es ist durchaus ein komplexes Vorhaben, das sich aber mit einem Wort beschreiben lässt: Echtzeitdaten.
Dirk Ahle ist als Stabsstellenleiter „Telematik“ der „technische Kopf“ hinter dem Projekt. Die Komplexität der Aufgabe „Kundeninformation durch Digitalisierung“ kann er unter anderem damit erklären, wie es bisher um die Daten bei den KVB stand: „Es war ein gewachsenes System“, sagt Ahle. Dieses funktionierte beispielsweise bei den Stadtbahnen über Koppelspulen in den Gleisen. In regelmäßigen Abständen angebracht, erfassen sie den Standort der Fahrzeuge. Doch was zwischen den Spulen liegt, liegt im Dunkeln. So wurden im gesamten Geschäftsbereich des Betriebs je nach Bedarf und Möglichkeiten Daten gesammelt und je nach Erfordernis innerhalb des Betriebs weitergegeben. Es entstand ein Geflecht von Datensträngen, von dem Ahle offen sagt: „Das ist uns teilweise über den Kopf gewachsen.“
„Deutlich mehr und bessere Informationen“
Nun haben die KVB das System entflechtet und auf die Füße gestellt. Die beiden Zauberwörter dafür heißen zum einen ITCS. Das Kürzel steht im Grunde genommen für nichts anders als für ein rechnergestütztes Betriebsleitsystem. Das andere Zauberwort: Datendrehscheibe. Kurzum: „Sämtliche relevanten Daten für den Betrieb des öffentlichen Personennahverkehr im Kölner Netz werden ab jetzt in einem komplexen digitalen System erhoben und so miteinander verknüpft, dass sie letztlich sowohl der Betriebssteuerung in der Leitstelle als auch den Kunden in den nächsten Wochen an den Haltestellen, in den Bussen und den Bahnen deutlich mehr und deutlich bessere Informationen liefern können als bisher“, sagt KVB-Chefin Haaks.
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Die Datendrehscheibe
Copyright: Harald Woblick
Was der Fahrgast nicht sieht: 375 Stadtbahnen wurden mit Bordrechnern ausgestattet. Und er sieht natürlich auch nicht die gesamten Umrüstungen, die beispielsweise in der Leitstelle durchgeführt wurden. Augenfällig sind hingegen die neuen Anzeigen an den Bahnsteigen, die über Jahre nachgerüstet wurden. Auch die Videoüberwachung in den Bahnen wurde modernisiert. Und was der Kunde in den kommenden Wochen zu sehen bekommt: Auf allen Informationswegen der KVB – Anzeigen , App, Internetseite – werden nun mehr Informationen geboten. Detaillierte Aussagen über Störungen, Echtzeitdaten zu den Fahrzeiten und Ausfällen. Durchlaufende Schriften auf den Haltestellenanzeigen wird es künftig nicht mehr geben. Die Informationen über Störungen werden auf den neuen, deutlich größeren Anzeigen in den unteren drei Zeilen zu lesen sein. Dazu kommen Informationen über die Auslastungen der Fahrzeuge, gewonnen über die neuen Videoanlagen. Positiver Nebeneffekt: Die Bilder der Kameras werden durch höhere Auflösung noch wertvoller für die Ermittler der Polizei sein, wenn es in Bus und Bahn zu einer Straftat kommt. Es wird verlässliche Auskünfte über, barrierefreie Reiseketten, defekte Aufzüge und Rolltreppen geben. Leifahrzeuge können direkt über die App gebucht werden.
Und das alles ab morgen und reibungslos? An dieser Stelle will Stefanie Haaks reinen Wein einschenken: „Störungen sind nicht ausgeschlossen. Die Datenverfügbarkeit beträgt 90 bis 95 Prozent. Einige Änderungen werden erst später vorgenommen. Wir sind weit gekommen, aber noch nicht am Ende.“
Sandra Rosenthal spricht für die KVB
Und noch eine Neuerung steht ins Haus: Die KVB sprechen künftig mit einer Stimme, und zwar mit der von Sandra Rosenthal. Die Moderatorin von Radio Köln hat unzählige Sprechproben abgeliefert. Ihre Stimme konnte dadurch „synthetisiert“ werden. In den kommenden Wochen werden nach und nach alle Ansagen der KVB mit ihrer Stimme erfolgen. Durch die Synthetisierung können auch Ansagen von ihr kommen, die sie so nie eingesprochen hat. „Ich bin schon sehr gespannt darauf, Sätze von mir zu hören, die ich nie gesagt habe“, lacht Rosenthal.