„Ich galt als Workaholic“Der frühere Dompropst Norbert Feldhoff wird 80 Jahre alt

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Voller Vitalität ist der ehemalige Dompropst und Generalvikar Norbert Feldhoff. Am Sonntag wird er 80 Jahre alt.

Köln – Leichtfüßig kommt er die Treppe runter. Wie man sich gut vor einer Kamera positioniert, hat er nicht verlernt. Sein oberster Boss muss sehr mit seiner Arbeit zufrieden gewesen sein. Hat der Liebe Gott Norbert Feldhoff doch mit Vitalität bis ins hohe Alter gesegnet. Es war ein „Berufsleben“ voller Ereignisse. Zwei Bischöfen führte er die Verwaltung. Herr über Kölns Wahrzeichen war er. In einem Tatort spielte er einen Chefredakteur eines Boulevardblattes. Entertainer Thomas Gottschalk schwor ihm in die Hand, sollte er jemals mit dem Gedanken spielen, aus der Kirche auszutreten, werde er vorher das Gespräch mit ihm suchen.

Und heute? Heute genießt der ehemalige Generalvikar und Dompropst die Ruhe. „Ich wundere mich manchmal selber, dass das geht“, sagt er. Doch am kommenden Sonntag hat es mit der Ruhe mal ein Ende. An diesem Tag sind die Termine dicht gedrängt. Beinahe wie früher. Denn am Sonntag wird Norbert Feldhoff 80 Jahre alt.

Feldhoff ist noch in acht Gremien aktiv

Was nun mehr Raum in seinem Leben hat als einst, das wird beim Betreten seiner Wohnung offensichtlich. An der Wand im Flur stehen gut gefüllte CD-Schränke. Bis unter die Decke reichen die Bücherregale in seinem Arbeitszimmer. Es geht aber auch schon mal ohne Literatur und Musik. „Ich kann auch mal einfach eine Stunde dasitzen und meinen Gedanken nachhängen“, sagt der Mann, der einst Chef von rund 600 Mitarbeitern in der Bistumsverwaltung und Hüter eines Weltkulturerbes war.

Doch bevor der Eindruck aufkommt, das Leben Feldhoffs ist nun ein langer ruhiger Fluss: „Ich bin noch Mitglied in acht Gremien.“ Da wäre beispielsweise eine Stiftung der Caritas, oder auch das Kuratorium der Gold-Krämer-Stiftung. Nicht der Priesterrat zu vergessen. Und selbstverständlich: der Ehrenvorsitz in der Kulturstiftung Kölner Dom. „Ach ja, und seit neustem auch im Kuratorium des Fördervereins ’Miqua’“, ergänzt der Dompropst a.D. Und alles das ist doch nur ein Senfkorn im Vergleich zu dem Berg einstiger Verpflichtungen. Ist er da nicht in ein Loch gefallen, als er vor rund fünf Jahren in den Ruhestand trat? „Viele haben mir das prophezeit. Ich galt als Workaholic“, erinnert sich Feldhoff. „Doch was die meisten dabei vergaßen: Ich war bereits 75 und stand mitten in einem sehr intensiven Leben. Da habe ich mich auf den Ruhestand gefreut.“

Netter Junge von nebenan

Und wie intensiv es war. Gerade mal 35 Jahre alt, wurde Feldhoff von Kardinal Höffner zum Generalvikar berufen, also zum Leiter der Bistumsverwaltung. „Ich habe mir das nicht zugetraut. Gott sei Dank ist es irgendwie gelungen.“ Und das wohl nicht ganz schlecht, blieb er doch rund 30 Jahre in diesem Amt. Nach Kardinal Höffners Tod berief Kardinal Meisner ihn erneut.

Kein Job, in dem man sich nur Freunde macht. Doch vielleicht half dem jungen Geistlichen eine Eigenschaft, die ihm ein Psychologe in der Talkshow „Ich stelle mich“ attestierte, geholfen: Er sei der Typ des netten Jungen von nebenan. In dieser Talkshow-Reihe lerne er auch Thomas Gottschalk kennen.

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Die Welt hat sich weiter gedreht in den vergangenen fünf Jahren. Heute gibt es Domschweizerinnen, also Frauen im Wächteramt der weltberühmten Kathedrale. „Die sind sehr nett, da habe ich keine Probleme mit“, sagt Feldhoff, der noch heute viele Messen im Dom liest. Der Priestermangel und die Austritte aus der Kirche – beides hat sich verschärft. „Die Entwicklung ist nicht neu, darüber musste ich schon mit Kardinal Höffner diskutieren“, sagt der Kirchenmann. „Wir müssen Zeugnis geben und im Notfall auch aushalten, wenn es keinen Erfolg gibt“, so sein Rat. In die Debatten um Reformen will er sich nicht mehr einmischen: „Das ist deren Bier. Ich wünsche ihnen alles Gute“, sagt er an die Adresse der heutigen Amtsträger.

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