Die renommierten Konzeptkünstler hinterfragen den Egoismus unserer Zeit mit einer akustischen Intervention am Ebertplatz und dem Eigelsteintor.
Kunst am EbertplatzDas Duo Hiesl und Kaiser lädt ein ins „Ich“-Land

Lothar Kippstein, Angie Hiesl und Roland Kaiser (v. l.) offenbaren auf dem Ebertplatz und im Eigelsteinviertel Facetten des Ichs.
Copyright: Thomas Dahl
„Ich bin Premium!“, „Ich geh viral!“, „Gönn dir dein Unzufrieden!“, schleudert Autor Lothar Kippstein körperlich entfesselt jedoch akustisch dezent über den Ebertplatz. Noch ist nicht die Zeit für eine dringlichere Lautstärke. Konzentriert beobachten die Konzeptkünstler Angie Hiesl und Roland Kaiser die Rezitation, stellt sie doch einen wichtigen Bestandteil ihrer neuen Wort-Installation „Ich.!!! 2025“ dar. Bereits im Dezember 2019 trafen Passanten im Dom-Umfeld auf das Projekt einer ungewöhnlichen Selbstreflexion. Ab dem 9. Oktober konfrontieren wieder meterhohe rote Lettern die Vorüberziehenden am Ebertplatz sowie am Eigelsteintor mit dem Ego des Menschen. An den neuen Örtlichkeiten ist ein aktueller, umfangreicher Text zu hören, der mittels Audio-Dauerschleife von Schauspielerin und Sprecherin Birte Schrein für Aufmerksamkeit sorgen soll.
Installation am Ebertplatz als Intervention des Alltags
„Wir haben uns gefragt, was von Gesellschaft bleibt, wenn ‚Ich‘ sich virtuell die Welt so machen kann, wie sie ihm gefällt. Was bedeutet dieses ‚Ich‘ noch, wenn es niemand anderen mehr wahrnimmt? Wie viel Ego hält die Zivilisation aus?“, fragt Roland Kaiser, der die Installation als Intervention in den urbanen Alltag beschreibt. Die Selbstverständlichkeit einer neuen Rücksichtslosigkeit finden die Initiatoren auch am Ebertplatz vor. Dieser sei jahrelang von den städtischen Entscheidungsträgern vernachlässigt worden und zeige täglich Spannungen auf, die sich aus dem Areal eines Drogen-Hotspots, Sozialraums und Kunstorts erklärten. Dabei kollidiere die Sehnsucht nach einer Gesellschaft des Freien Ichs mit den Bedürfnissen Andersdenkender und Schwächerer.
Ein gesundes Selbstbewusstsein sei zwar erstrebenswert, doch die letzten Jahre hätten in den Städten eine unübersehbare Zunahme aggressiver Egozentrik offenbart, beispielsweise in Form von Angriffen gegen Rettungskräfte und Politiker oder durch Nötigungen im Straßenverkehr, so Kaiser. Trotz der eingebundenen Theatralik versteht Regisseurin, Choreographin und Installationskünstlerin Angie Hiesl die kommende Präsentation nicht als Performance: „‚Ich.!!!‘ ist keine Aufführung im üblichen Sinne, sondern viel eher eine Vernissage, die darüber hinaus zu unserem nächsten Projekt ‚No Go‘ im nächsten Jahr führt.“
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Angie Hiesl und Roland Kaiser realisieren seit 1997 Kunstprojekte in öffentlichen Räumen. Ihre Arbeiten werden international gezeigt. Zuletzt war das Duo 2024 mit dem Stück „Dressing the City und mein Kopf ist ein Hemd #2“ im Kolumba-Viertel für den Kölner Tanz- und Theaterpreis der SK Stiftung Kultur nominiert. 2012 erhielten sie den Künstlerinnenpreis Nordrhein-Westfalen.
„Ich.!!! 2025“, Angie Hiesl und Roland Kaiser in Zusammenarbeit mit Lothar Kittstein, Ebertplatz und Umgebung, 09. (Premiere)/10./11./23./ 24./25. Oktober, 13 bis 18 Uhr, www.angiehiesl-rolandkaiser.de