Demo gegen RechtsWie geht es weiter nach dem „Zeichen von Köln“?

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21.01.2024, Nordrhein-Westfalen, Köln: Demonstrierende stehen vor der Bühne auf der Deutzer Werft (Luftaufnahme mit einer Drohne)

Köln: Demonstrierende stehen vor der Bühne auf der Deutzer Werft (Luftaufnahme mit einer Drohne)

Vor der Demo ist nach der Demo: In Köln sind bereits einige neue Demos in der Planung, eine davon bereits am 1. Februar.

Bereits am 1. Februar dieses Jahres soll es in Köln eine neue Veranstaltung gegen Rechts geben. Die Organisation „Fridays for Future“ habe eine Kundgebung unter dem Motto „Demokratie stärken“ angemeldet, so die Polizei Köln. Derzeit sei ein Aufzug vom Bahnhofsvorplatz zum Ottoplatz in Deutz geplant. Eine weitere Demo gegen Rechts soll am 5. Februar auf dem Roncalliplatz stattfinden. Diese Veranstaltung ist von der Initiative „Cityofhope“-Cologne angemeldet. Angesichts der erwarteten Teilnehmerströme könnten die Veranstaltungen auch andere Kundgebungsort   erhalten, hieß es weiter.

Während andere schon neue Kundgebungen planen, blicken die die Organisatoren der Großdemo auf der Deutzer Werft am Sonntag noch einmal zurück. „Dass viele kommen werden, haben wir erwartet. Aber mit 70 000 Menschen hat keiner gerechnet“, so Brigitta von Bülow, eine der Sprecherinnen des Bündnis „Köln stellt sich quer“. Wie die anderen sieben im Planungsteam ist sie beeindruckt davon,   wie viele Menschen die Kölner Initiativen in kürzester Zeit mobilisiert haben. Und wie viele sich einfach so auf den Weg gemacht haben, auch aus dem Bergischen und dem Ruhrgebiet waren Menschen nach Köln gekommen, um unter dem Motto „Demokratie schützen – AfD bekämpfen“ zu demonstrieren. „Jetzt endlich etwas tun zu können, das hat wohl bei vielen den Nerv getroffen“, vermutet von Bülow.

An das Bedürfnis, aktiv zu werden und sich einzubringen, möchte das Bündnis deshalb mit einer Aktion zum „Internationalen Tag gegen Rassismus“ am 21. März anknüpfen – mit einem Streik für das unantastbare Recht auf Menschenwürde. „Für eine Viertelstunde bitten wir alle, egal, was sie gerade tun, innezuhalten und ein deutliches Zeichen zu setzen“, so der Aufruf von „Köln stellt sich quer“. An diesem Tag sollen die Kölnerinnen und Kölner von 11.45 bis 12 Uhr in Werkstätten, Büros, Fabriken, Verwaltungen, in Kitas, Schulen und Hochschulen die Arbeit ruhen lassen.

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Weniger Menschen wären ein negatives Signal

„Die Menschen können ja nicht immer wieder demonstrieren, auch wenn sie zu der Sache stehen. Aber wenn die Beteiligungszahlen runtergehen, selbst wenn immer noch Zehntausende kommen, ist das ein negatives Signal“, sagt Witich Roßmann, Vorsitzender des DGB-Stadtverbandes, und Mitglied von „Köln stellt sich quer“. „Deshalb werden wir den Aktionsvorschlag des Bündnis jetzt in alle Gruppen einbringen. Aus unseren Reihen gibt es schon sehr positive Resonanz darauf.“ Der Vorschlag lasse viele Freiheiten, kreativ eigene Initiativen zu entwickeln. „Mitmachen kann jeder, von der Schülervertretung bis zu den Arbeitern in der Ford-Produktionshalle“, so Witich Roßmann. Die Idee ist, dass alle Beteiligten selbst entwickeln, wie sie die Viertelstunde nutzen möchten. Etwa, indem sie überlegen, wie gemeinsames Eintreten für Menschenrechte und Menschenwürde tatsächlich aussehen kann. Oder auch, wie der Einsatz gegen den von der AfD transportierten Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, gegen Homophobie und Transfeindlichkeit im Alltag verwirklicht werden könnte.

Auch die evangelische Kirche hat bereits signalisiert, dass sie den Aktionsvorschlag umsetzen möchte. „Viele Gemeindemitglieder haben auf der Deutzer Werft mit demonstriert. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie zu dem Aufruf am Tag gegen Rassismus Ideen entwickeln werden“, sagte Torsten Krall, Superintendent im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch. Auch habe die Landessynode beschlossen, das Kirchenasyl auszubauen.

„Die Demonstration war ein starkes und wichtiges Signal“, sagt Claus Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat. „Aber jetzt fängt die Arbeit eigentlich erst an.“

Für Beteiligung an der Europawahl werben

Man müsse das Gespräch mit Menschen suchen und ihnen mit sachlichen Argumenten deutlich machen, dass sich mit einer AfD   an der Macht die Situation für viele Menschen verschlechtern werde. „Etwa, weil sie das Bürgergeld am liebsten ganz abschaffen würde“, so Prölß. „Oder auch erklären, dass geflüchtete Menschen, mit dafür sorgen werden, dass unsere Renten stabil bleiben. Wenn wir ihnen ermöglichen, sich zu qualifizieren, um arbeiten zu können.“ Mit Blick auf die Europawahl im Juni müsse man deutlich machen, wie wichtig die Beteiligung an dieser Richtungswahl sei, so Prölß. „Dazu wird es im Vorfeldzahlreiche Veranstaltungen geben.“

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