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Deutzer HafenWie Wärme aus dem Rhein genutzt werden könnte

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Deutzer Hafen

Ein neues Stadtquartier für Wohnen und Arbeiten direkt am Rhein entsteht in den nächsten Jahren im Deutzer Hafen. Visualisierung: Cobe

Eine Initiative fordert eine nachhaltige Energieversorgung des geplanten Quartiers in Köln-Deutz mittels einer Flusswärmepumpe. Wie das funktionieren könnte.

Eine Energiequelle, die unerschöpflich ist und direkt vor der Haustür liegt? Die sollte man doch unbedingt nutzen, meint die Bürgerinitiative „Klimawende Köln“. Sie hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker und den Stadtrat aufgefordert, bei der Entwicklung des geplanten neuen Stadtviertels im Deutzer Hafen auf eine nachhaltige Form der Energieerzeugung zu setzen, die sich hier aufgrund der Lage besonders anbietet.

Konkret will Klimawende Köln, dass bei dem großen Städtebauprojekt im Deutzer Hafen „eine Flusswärmepumpe errichtet wird, die den Wärmebedarf des Neubaugebietes abdeckt“. Unter einer Flusswärmepumpe ist eine Großwärmepumpe zu verstehen, die die Wärme aus dem Wasser des Rheins nutzt, um Energie für Heizung und Warmwasser bereitzustellen.

Bislang ist nur eine Wärmpepumpe geplant

Wärmepumpen werden mit Strom betrieben und gelten als sehr effizient. Sie verwenden die kostenlose Umgebungswärme von Luft, Erdreich oder Wasser und können pro eingesetzter Kilowattstunde Strom rund drei bis vier Kilowattstunden Wärme produzieren. Großwärmepumpen in Verbindung mit Wärmenetzen seien „wichtige Schlüsselkomponenten für eine klimaneutrale und effiziente Wärmeversorgung in dicht bebauten Innenstadtbereichen“, betont die Bürgerinitiative.   „Der Rhein bietet sich in Köln als unerschöpfliche Wärmequelle sehr gut an – auch bei Niedrigwasser und im Winter,“ erklärt Renate Heurich von Klimawende Köln. Das Bauvorhaben im Deutzer Hafen biete ideale Voraussetzungen für eine Flusswärmepumpe, da die dort neu errichteten Gebäude gut isoliert sein werden und nur wenig Wärme benötigen.

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Der Rhein bietet sich in Köln als unerschöpfliche Wärmequelle sehr gut an – auch bei Niedrigwasser und im Winter.
Renate Heurich, Initiative „Klimawende Köln“

Bislang ist laut der Initiative im Deutzer Hafen nur eine Wärmepumpe geplant, die Abwärme aus einem Abwasserkanal nutzt und auf diese Weise rund elf Prozent des Wärmebedarfs im Quartier erzeugen kann. Der Rest der benötigten Wärme solle aus dem vorhandenen Fernwärmenetz Innenstadt bezogen werden. „Dieses Konzept erscheint uns nicht ausreichend, beziehungsweise zu ineffizient“, meint Klimawende Köln. Grundsätzlich forderte man eine klimaneutrale Wärmeversorgung für alle Neubauprojekte in der Stadt. „Wichtig dabei ist, dass dies frühzeitig in den Bebauungsplänen festgelegt wird und auch die dafür notwendige Infrastruktur mitgedacht und notwendige Flächen vorgehalten werden“, so Christian Althoff von Klimawende Köln.

Die Initiative hatte 2021 ein Bürgerbegehren angestrebt, um den städtischen Versorger Rheinenergie zu zwingen, ab 2030 nur noch Ökostrom zu liefern. Es kam zu einem Vermittlungsverfahren, am Ende einigte man sich auf einen Kompromiss: Demnach muss die Rheinenergie ihre gesamte Strom- und Wärmeproduktion auf erneuerbare Energien umstellen – hat dafür aber Zeit bis 2035. Seit Januar 2022 beliefert der Versorger bereits sämtliche Privat- und Gewerbekunden nur noch mit Ökostrom. Wie er bis 2035 seine gesamte Wärmeerzeugung, die bisher größtenteils über Erdgas erfolgt, klimaneutral machen will, ist bislang unklar.

Das sagt die Rheinenergie zur Wärme-Gewinnung

Auf Anfrage der Rundschau, ob die Rheinenergie eine Flusswärmepumpe im Deutzer Hafen für eine realistische Option hält, erklärte das Unternehmen, man beschäftige sich bereits „intensiv mit der Technik von Großwärmepumpen für eine regenerative Wärmeversorgung. Eine solche Wärmepumpe unseres Tochterunternehmens AGO hat vor kurzem den Energieeffizienzpreis der Deutschen Energie-Agentur gewonnen“, so Rheinenergie-Sprecher Frank Bender.   Man plane „noch in dieser Dekade den Einsatz von Groß- beziehungsweise Flusswärmepumpen in Köln, allem voran eine Anlage mit einer Leistung von 150 MW auf unserem Kraftwerksgelände im Niehler Hafen. Inwiefern das Entwicklungsareal im Deutzer Hafen dafür in Frage kommt, ist zu prüfen.“

In Mannheim wird seit April 2022 eine Flusswasserpumpe am Rhein gebaut, die 2023 in Betrieb gehen soll und mit 20 Megawatt Wärmeleistung eine der größten in Europa sein wird. Die Stadt Heidelberg prüft derzeit sechs verschiedene Standorte am Neckar für den Einsatz einer Flusswärmepumpe.

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