Köln trägt schwarz: Tausende Besucher kamen am Wochenende nach Deutz.
TanzbrunnenWas das „Amphi“-Festival für die Besucher bedeutet

Tino und Petra tragen schon mal dick auf.
Copyright: Stephan Eppinger.
Das „Amphi“-Festival in Köln hat Tradition - am Wochenende fand bereits die 19. Ausgabe des Festivals statt, bei dem sich die „schwarze Szene“ im Tanzbrunnen trifft. Dabei sind nicht unbedingt nur die angesagten Bands wie Letzte Instanz, Oomph!, Anne Clark oder Lord of the Lost die alleinigen Stars des Festivals. Auch das Publikum gibt alles, um aufzufallen. Der Laufsteg ist dabei der Rundgang um den Tanzbrunnen mit den zahlreichen Verkaufsständen. Zunächst zeigt eine lange Schlange aber das Pflichtprogramm für jeden Besucher an: „Wir wollen das Festival-T-Shirt kaufen. Ich habe bereits sieben zu Hause“, sagt Monia (36) aus Karlsruhe, die mit ihrem IT-Kollegen Torsten (56) aus Potsdam unterwegs ist, der seine Premiere in Köln als Besucher feiert.
Seit 2013 kommen Andreas (36) und Nelli (34) aus Stuttgart zum Festival. „T-Shirts haben wir aber schon deutlich mehr zu Hause. Uns gefällt die Gemeinschaft der schwarzen Szene, die hier ganz entspannt feiert und die tolle Musik genießt“, sagt die Buchhalterin aus dem Süden im opulenten rot-schwarzes Kleid, die zwei Stunden für ihr Outfit investiert. Wer bei sommerlichen Temperaturen eine kleine Auszeit nehmen möchte, ist am weißen Strand mit Rheinblick des Beachclubs genau richtig. Ein echter Hingucker ist dort das Outfit von Jasmin (35) aus Witten: „Bis alles fertig ist, brauche ich gut zwei Stunden. Morgen werde ich meine Äußeres komplett neu gestalten. Zum Glück habe ich zu Hause einen kleinen Fundus, auf den ich zugreifen kann“, erklärt die Krankenschwester.

Stefan und Boutiqueverkäuferin Sabine.
Copyright: Stephan Eppinger
Zum dritten Mal sind Versicherungskaufmann Stefan (55) und Boutiqueverkäuferin Sabine (57) aus Brühl am Tanzbrunnen. „Angefangen hat alles mit dem Auftritt von Deine Lakeien und OMD, Bands, die wir beide mögen und die wir endlich einmal live sehen wollten. Beim Outfit mussten wir uns erst einmal trauen, aber inzwischen haben wir einen kleinen Fundus zu Hause und tragen auch privat öfters mal schwarz. Es ist schön, hier in Deutz in eine komplett andere Welt einzutauchen.“
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Es gibt auch bunte FleckenWährend die Masse auf klassisch schwarz setzt, gibt es auch immer wieder bunte Flecken im Publikum: „Der Mut zum Bunten kam bei uns durch den Song von ,Summer Goth' von Aesthetic Perfection. Bunt fällt hier schon auf, wird aber akzeptiert. Hier kann jeder tragen, was er möchte. Meiner Frau kommt es immer darauf an, perfekt auszusehen, bei mir darf die Schminke in der Hitze auch mal etwas verlaufen. Dann sieht man, dass man auch richtig gefeiert hat“, sagt der Tüv-Angestellte Tino, der mit seiner Frau auf bis zu zehn Festivals jedes Jahr unterwegs ist. Mit am Start war auch „Madenpapst“ und Kölner Oberbürgermeisterkandidat Mark Benecke. In den sozialen Medien postete Benecke ein Foto mit schwarzen Zehnägeln, die ihm gerade angemalt werden und weiteren Bildern vom Festival. Das Foto von den schwarzen Zehen des Kriminologen wurde schnell über 1600 Mal geklickt.

Mit der kompletten Familie ist Marco aus den Niederlanden zum Tanzbrunnen gekommen.
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Mit der kompletten Familie ist Marco aus den Niederlanden nach Köln gekommen. Dazu zählen seine Frau Janneke genauso wie die Kinder Jade (6), Hilde (7) und Hidde (10). Zum Schutz tragen die Jüngsten an der Bühne ihre Kopfhörer. „Die Atmosphäre hier ist toll und alles ist sicher und friedlich, sodass man sich auch mit Kindern wohlfühlt“, freut sich Marco. Ein alter Hase ist dagegen Phil (43) aus Lövenich: „Das ist jetzt mein 15. Amphi-Festival. Ich bin schon ewig in der Szene unterwegs und wohne ja direkt um die Ecke. Das Festival muss einfach einmal im Jahr sein. Mal ist es etwas mehr an Elektro orientiert, mal kehrt es wie in diesem Jahr mehr zu seinen Wurzeln zurück. Mir gefällt beides“, sagt der gut gelaunte Kfz-Mechatroniker im Schottenrock.
Am Samstag und Sonntag bestimmten an vielen Orten Partygäste in Schwarz das Stadtbild. Wer keine Karten hatte, aber trotzdem die Musik vom Tanzbrunnen hören wollte, setzte sich einfach auf die Wiese am Theodor-Heuss-Park am Rheinufer gegenüber. Am Sonntag saß ein Freundeskreis dort. „Wir waren schon bei Iggy Pop hier und haben das Konzert gehört“, sagt eine Frau. Iggy Pop (78) stand am 1. Juli im Tanzbrunnen auf der Bühne.