Nach dem Fund von drei Blindgängern in Deutz müssen für die Entschärfung am Mittwoch rund 20.000 Menschen den betroffenen Bereich im Stadtzentrum räumen.
Entschärfung am MittwochDrei Bombenfunde in Köln: 20.000 müssen raus

Bei Bauarbeiten am Deutzer Rheinufer wurden im Boden drei amerikanische Fliegerbomben entdeckt.
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Köln steht eine der größten Evakuierungen seit dem Zweiten Weltkrieg bevor: Bei Sondierungsarbeiten an der Deutzer Werft sind am Montag gleich drei Blindgänger gefunden worden, und die haben es in sich. Es handelt sich um zwei 20-Zentner-Bomben und eine Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die 20-Zentner-Bomben liegen nach Rundschau-Informationen direkt nebeneinander. Die Entschärfer legen angesichts der Gefährlichkeit der Blindgänger einen ungewöhnlich großen Evakuierungsradius an: Im Umkreis von 1000 Metern dürfen sich vor den Entschärfungen keine Menschen mehr aufhalten (siehe Grafik). 20.000 Personen sind von den umfangreichen Evakuierungen betroffen.
Köln: 20.000 Menschen von Bomben-Entschärfung betroffen
Das große Ausmaß der Evakuierung wird bei einem Blick auf den Sicherheitsradius sofort deutlich. Gesperrt werden die Severinsbrücke, die Deutzer Brücke und die Hohenzollernbrücke. Auch auf dem Rhein darf zunächst kein Schiff den Bereich in Deutz passieren. Gesperrt werden der Zugverkehr zum Hauptbahnhof aus Richtung Deutz, mehrere Linien der KVB (unter anderem 1, 7, 9), der Bahnhof Messe/Deutz und das Stadthaus Deutz (Westgebäude). Das Gebäude des Hauptbahnhofes liegt nicht im Sicherheitsbereich, kann über die Hohenzollernbrücke aber nicht angefahren werden.

Die Grafik zeigt den Evakuierungsradius für die Bombenentschärfung in Köln am 4. Juni 2025.
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Doch damit noch nicht genug: Auch im Rathaus am Alter Markt müssen die Amtsgeschäfte ruhen. Der Dom muss hingegen nicht gesperrt werden. Und: In der Kölner Altstadt müssen für Stunden Restaurants, Brauhäuser und viele anliegende Geschäfte und Betriebe dicht machen. Keinen Betrieb wird es nach Angaben der Stadt auch zunächst in der Lanxess-Arena geben, ebenso im Musical Dome und in der Philharmonie.
Bombenentschärfung in Köln: Auch TV-Studios von RTL müssen geräumt werden
Auch der Fernsehsender RTL liegt im Sicherheitsbereich: Dort werden nach Angaben einer Sprecherin gegenüber der Rundschau die Frühmagazine Punkt 6 und 7 am Mittwoch noch live aus dem Sendezentrum in Deutz gesendet werden, die Sendung Punkt 8 werde entfallen. Bis 8 Uhr werde das Gebäude final evakuiert, hieß es weiter. Die Sendungen Punkt 12, RTL Aktuell und das RTL Nachtjournal würden den Planungen zufolge, die sich womöglich noch ändern könnten, live aus dem Hauptstadtstudio in Berlin gesendet. Das tagesaktuelle TV-Programm von n-tv wird ab 7 Uhr in Köln-Ossendorf produziert.
Betroffen sind auch die Versicherungsgruppe HDI, der große LVR-Bau, neun Schulen und diverse Kitas. Zahlreiche Touristen werden ebenfalls von der Maßnahme betroffen sein. Denn fast sechzig kleine und größere Hotels liegen im Sicherheitsradius, darunter auch das Luxus-Hotel „Hyatt“ oder das „Maritim“ in der Altstadt. „Selbstverständlich wird alles Nötige getan, um diese sehr plötzliche und unvorhersehbare Situation bestmöglich für Gäste und Mitarbeitende zu lösen“, betonte eine Sprecherin des „Maritim“. Das Ordnungsamt nahm am Montag nach und nach Kontakt zu den betroffenen Betrieben und Organisationen auf und überlegte gemeinsame Maßnahmen.
Wir erwarten auf 80 Prozent des Stadtgebietes weitere Bombenfunde.
Die drei Blindgänger sollen voraussichtlich am Mittwoch, 4. Juni, von Spezialisten entschärft werden. Dafür muss der Gefahrenbereich an diesem Tag abgesperrt und evakuiert werden. Der erste Klingelrundgang und das Einziehen der Straßensperren soll ab 8 Uhr morgens stattfinden. Details zu konkreten Straßensperren, Beeinträchtigungen des ÖPNV und Einschränkungen bei städtischen Dienstleistungen am Mittwoch werden von der Stadt Köln noch kommuniziert.
Evakuierungen und Entschärfung von Blindgängern sind in Köln seit Jahrzehnten fast an der Tagesordnung. Mal ist der Aufwand größer, mal kleiner. Diesmal ist der Aufwand gewaltig. Erst vor wenigen Tagen machte die Stadt 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges deutlich: In Köln werden noch mehrere Jahrzehnte Blindgänger gefunden werden. Dr. Max Plassmann vom Historischen Archiv sagte, dass nach vorsichtigen Schätzungen noch rund 300.000 Blindgänger im Untergrund von Köln liegen. „Wir erwarten auf 80 Prozent des Stadtgebietes weitere Funde“, ergänzte Jan Leipertz vom Kölner Ordnungsamt. Besonders die Innenstadt sei immer wieder betroffen.