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Kunst am KopfKölnerin kreiert ausgefallene Hüte und Kappen

3 min
Eine Frau trägt eine Kappe, die tigerfellmäßig gestaltet ist und Katzenohren hat.

Daphne van der Grinten trägt die Katzenkappe, mit der sie in München immer einkaufen ging.

Modistin Daphne van der Grinten kreiert Kopfschmuck. Ihre ausgefallene Hutsammlung ist zur Zeit in einer Galerie am Filzengraben  zu sehen. 

Die getigerte Fellkappe hat Daphne van der Grinten mit zwei passenden Ohren versehen. Chic triff auf Humor. Mit der Kreation hat sie einem gebrauchten Kunstfell zu einem zweiten Leben verholfen – und die Kappe selbst gerne ausgeführt, als sie noch in München lebte. „Ich habe sie immer beim Einkaufen auf dem Viktualienmarkt getragen“, erzählt van der Grinten. Sie erregte Aufsehen: „Die Katze kommt!“, freuten sich die Händler und spendierten ihr stets ein Fischbrötchen.

Hutmacherin im Belgischen Viertel

Mittlerweile lebt und arbeitet die Hutmacherin im Belgischen Viertel in Köln und fertigt weiter ausgefallene Kopfbedeckungen, neben ihrer Haupttätigkeit als Modistin an den Kölner Bühnen. Aktuell ist ihre Sammlung aber umgezogen in den Ausstellungsraum „Formformsuche“ am Filzengraben.

Eine Frau trägt eine Kappe aus Gänsefedern, die einen Polarfuchs darstellt.

Ein Model trägt die Polarfuchskappe, die Modistin Daphne van der Grinten aus Gänsefedern gemacht hat.

Unter dem Titel „Metamorphose“ zeigt sie dort ihre kunstvollen Hutkreationen: Auf einer Kappe hat sich ein Polarfuchs aus Gänsefedern zusammengerollt. Er trägt zwei weitere lange Federn im Maul, die die Stirn der Trägerin schmücken, und schaut dabei schuldbewusst aus seinen Knopfaugen. Daneben liegt eine Cocktailspange aus Steinhuhn-Federn auf dem Ständer. Die braune, schwarze und cremefarbene Maserung der Federn wird durch rosa Samtblüten und in die Höhe ragende Reiherfedern in rosa, grau und creme ergänzt.

Eine kunstvolle Hutkreation aus Federn ist zu sehen.

Die Cocktailspange besteht aus Steinhuhn- und Reiherfedern.

Die Mode der 20er-Jahre inspirierte die Künstlerin zu diesem Modell, auch die Materialien sind alt. „Reiherfedern dürfte man heute gar nicht mehr verkaufen“, betont van der Grinten. Sie mag gebrauchte Materialien, ebenso wie die Eleganz der 20er- bis 40er-Jahre. Sie haben sie auch zu den karierten Schiffchen inspiriert: Die zu Uniformen gehörenden Kopfbedeckungen seien damals von der Damenmode übernommen und verweiblicht worden, erzählt van der Grinten. Die gestrenge Militärmode wurde spielerisch umgedeutet in flotten Kopfschmuck.

Zwei Zylinder sind in einem Raum ausgestellt.

Die Burlesque-Mode hat van der Grinten zu zwei Zylindern inspiriert.

Von der Burlesque-Szene inspiriert hat van der Grinten kleine Zylinder aus Leder mit Blumenbesatz und aus Bast mit Tüll geschaffen, die mit einem breiten Band am Kopf befestigt werden. Auch der Zeitgeist hat seine Handschrift auf den Kopfkunstwerken hinterlassen: Eine gelbe Cabrio-Kappe aus Filz ist mit Sprechblasen bestickt: „Bang“, „Boing“, „Wow.“ Die ausgefallenen Kopfbedeckungen haben ihren Preis. Ab 200 Euro sind die kleinsten Modelle zu haben, denn außer viel Kreativität steckt vor allem viel Arbeit in den Kunstwerken: Die Kappen werden zunächst als Filzkegel mit heißem Wasserdampf bearbeitet. „Dank der Feuchtigkeit und der Hitze kann man sie dann auf eine Holzform ziehen und weiterbearbeiten“, erläutert die Hutmacherin „Man entwickelt ein Gefühl für das Material, so dass man es nicht vergewaltigt, sondern spürt, was es mitmacht.“ Aufwändigere Hüte baut sie anders auf.

Ein kreativer Beruf wurde ihr in die Wiege gelegt. Ihr Vater, Kunstlehrer an einem Jungen-Internat, arbeitete auch als Maler und Drucker. Ihre Mutter hatte Textilkunst studiert und sich auf feine Webereien spezialisiert. Ihre Brüder wurden ebenfalls Künstler, während die kleine Schwester sich bei Theatergastspielen am Jungen-Internat für das Theater und die Kostüme begeisterte. „Wenn Menschen sich verkleiden, können sie jemand anderes sein“, sagt sie. So absolvierte van der Grinten nach der Schule ein Volontariat bei den Kölner Bühnen und dann eine Ausbildung zur Modistin. „Mich hat die Hutmacherei fasziniert, weil sie sehr skulptural ist.“Es folgten berufliche Stationen an mehreren Staatstheatern in Deutschland, wo sie ausgefallene Kopfbedeckungen für zahlreiche Theater-, Ballett und Opernproduktionen produzierte. Nun ist sie zurück in Köln mit einer eigenen kleinen Atelierfabrikation und beobachtet immer wieder gerne eine Metamorphose: „Wenn ein Kunde einen Hut aufsetzt“, sagt van der Grinten, „dann verändert sich seine Haltung.“


Die Hüte von Daphne van der Grinten sind bis zum 17. Januar im Ausstellungsraum formformsuche zu sehen. www.formformsuche.de