Sommerblut-Festival„The Village“ am Ebertplatz bietet einen Ort der ungewöhnlichen Begegnung

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Pflanzungen , Labore, Teilnehemr einer Musikschule der Besonderen Art... Foto: Meike Böschemeyer

Pflanzungen , Labore, Teilnehemr einer Musikschule der Besonderen Art... Foto: Meike Böschemeyer

„The Village“, das fiktive Dorf auf dem ebenso geschichts- wie konfliktträchtigen Ebertplatz, ist ein Beitrag zum diesjährigen Sommerblut-Festival.

Ein Dorf auf Zeit haben über 20 Studierende, Absolventen und freie Kunstschaffende der Hochschule für Musik und Tanz im Untergeschoss des Ebertplatzes angelegt. Was zwischen den Galerien „Mouches Volantes“, „Gold + Beton“ und „Labor“ entstand, ist freilich kein romantisches Postkartenidyll mit Marktplatz und Kirchturmspitze. „The Village“, das fiktive Dorf auf dem ebenso geschichts- wie konfliktträchtigen Ebertplatz, ist ein Beitrag zum diesjährigen Sommerblut-Festival.

Die futuristische Anmutung lud vielleicht nicht sofort zum Hereinspazieren ein. Bewohner in weißen Schutzoveralls machten merkwürdige Bewegungen, entlockten seltsamen Instrumenten Musik, gaben unverständliche Geräusche von sich oder schlummerten unter magentafarbenem Neonlicht. Wer sich aber auf die Begegnung mit diesen „Aliens“ einließ, erlebte einen ungewöhnlichen Ort der Gemeinsamkeit und Entspannung.

Zahnbürsten auf Dosenblechen

Während der sechsstündigen Kunstaktionen und Performances wuchs sogar ein Garten heran. Denn die „Village People“ bedienten sich immer wieder aus dem Blumenerde-Kasten, um lauter kugelige Pflanzen auf den Betonboden zu setzen. Im „Mouche Volants“ bildete sich ein Orchester aus Besucherinnen und Besuchern. Erst durften sie dort die Klangtauglichkeit verschiedener Haushaltsgegenstände und Spielzeuge ausprobieren. So ratterten elektrische Zahnbürsten ohne Kopf über Dosenbleche, Tischtennisbälle trommelten auf einer Matte, Geigenbogen knirschten über Styropor. Dann spielten alle zusammen: Eine junge Dirigentin gab den Takt vor, und es brummte, surrte, pfiff, klingelte und klackerte in harmonischem Gleichklang, mal laut und mal leise, mal schnell und mal langsam.

Im Raum „Gold + Beton“ luden eine orientalische Decke, Sitzkissen und Duftstäbchen zur Meditation ein. Trotz der bunten Strobolicht-Blitze, der abwechselnd sphärischen bis donnernden Musik und der Kamera, die schließlich die eigene Erscheinung vor dem gespenstisch wirkenden Künstler auf den Bildschirm projizierte, stellten sich angenehme Gefühle ein. Derweil beamte mystisches rotes Neonlicht in der Galerie „Labor“ schlummernde weiße Gestalten auf Liegen ins Reich der Träume.

Hellwach wurde dagegen auf dem „Lila Platz“ zu modernen Rhythmen im Zumba-Stil getanzt. So eingängig Musik und Rhythmen waren, um zum Mitmachen zu bewegen, so deutlich hob sich die Komposition von der Kölner Musikhochschule vom kommerziellen Pop-Einerlei ab.

Eine von noch vielen weiteren Entdeckungen, die „The Village“ zu bieten hatte.

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