Köln – Der Tod eines Obdachlosen am Dienstagnachmittag auf dem stark frequentierten Bahnhofsvorplatz wirft Fragen auf. Hätte es verhindert werden können, dass der 57-Jährige vor den Augen von ständig vorbeihuschenden Reisenden verstirbt? Hätte die Bundespolizei auf den zahlreichen Monitoren von Überwachungskameras erkennen können, ob der Mann in einer lebensbedrohlichen Situation ist?
Bundespolizei: Können nicht alles im Blick behalten
Die Bundespolizei betonte am Mittwoch auf Nachfrage, dass es nicht möglich sei, alle ihre vielen Monitore im Blick zu behalten. „Es ist außerdem schwierig zu erkennen, ob eine Person schläft oder nicht mehr lebt“, sagte eine Sprecherin der Rundschau. Die Beamten würden regelmäßig an auf dem Boden liegende Obdachlose herantreten und schauen, wie es ihnen geht. Der Bereich neben einer Bäckerei direkt an einem Eingang sei von einer Videokamera erfasst und so konnten die Beamten nach dem Tod des Mannes erkennen, dass er sich noch gegen 14.30 Uhr bewegt hat, wie aus Polizeikreisen zu erfahren war.
Ein Passant alarmierte die Einsatzkräfte
Gegen 15.45 Uhr fiel einer „reisenden Person“, wie sie die Bundespolizei nannte , auf, dass der Obdachlose leblos in der prallen Sonne lag und rief die Einsatzkräfte. Die Beamten der Bundespolizei überprüften die Vitalfunktionen, aber es gab keine Lebenszeichen mehr. Neben dem 57-Jährigen hielten sich noch zwei weitere Menschen aus der Obdachlosenszene auf. „Diese beiden Personen hatten nicht bemerkt, dass der Mann neben ihnen gestorben war“, teilte die Bundespolizei weiter mit. Ein 44-Jähriger kam stark dehydriert mit einem Rettungswagen in eine Klinik. Über seinen Gesundheitszustand lagen am Mittwoch keine Informationen vor. Über die dritte Person konnte die Bundespolizei keine Angaben machen.
Im Schatten des Zauns für die Sanierung der Domtreppen hielten sich am Dienstag mehrere Obdachlose auf, die den 57-Jährigen kannten. Einer hatte nach eigenen Angaben noch am Montag mit ihm getrunken, ein anderer sagte, dass der Verstorbene am Dienstag schon seit 9 Uhr Alkohol getrunken habe. Dies konnte von der Landespolizei nicht verifiziert werden. Der Mann, den alle nur „Frankie“ nannten, war offenbar im Hauptbahnhof bekannt. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der Deutschen Bahn sagte, dass er sich um ihn gekümmert hat. Im Gespräch mit den Obdachlosen berichtete er, dass er dem Mann einen Rollator besorgt hat, damit er sich fortbewegen kann. „Er war ein Guter“, sagte die Sicherheitskraft.
Am Hauptbahnhof und am Eigelstein ist derzeit häufig zu sehen, dass alarmierte Rettungskräfte gerufen werden, weil Passanten befürchten, ein Obdachloser sei nicht mehr am Leben. Wenn die Sanitäter kommen, stehen die schlafenden oder mutmaßlich betrunkenen Obdachlosen auf, gehen ein Stück und legen sich wieder hin – so geschehen kürzlich vor einem Supermarkt am Eigelstein.