lit.CologneGuido Maria Kretschmer über seine Begegnung mit OB Reker - „Sollte mich als Praktikant bewerben“

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Gut gelaunt auf dem Podium bei der „lit Cologne“: Guido Maria Kretschmer und Moderatorin Jennifer Knäble.

Gut gelaunt auf dem Podium bei der „lit Cologne“: Guido Maria Kretschmer und Moderatorin Jennifer Knäble.

Bei seinem Auftritt beim Kölner Literatur-Festival lief der Modedesigner zur Höchstform auf. 850 Besucher waren in die schicke Orangerie gekommen — davon achtzig Prozent Frauen.

„Ihr seht schön aus“, sagt Guido Maria Kretschmer nach ungefähr einer Stunde. Die Frauen in der Flora haben am Sonntagabend auf das Lob des Modedesigners geradezu gewartet. Oder anders gesagt: Der charmante Stargast auf der Bühne hatte den Damen im Saal gerade eine Punktzahl von acht bis zehn gegeben — ähnlich wie bei seiner Sendung „Shopping Queen“. Das beliebte TV-Format auf VOX schwebte an diesem Abend über allem. Viele Frauen hatten sich in Schale geworfen. 850 Besucher waren in die schicke Orangerie gekommen — davon achtzig Prozent Frauen. Der männliche Rest musste wahrscheinlich mitkommen und die Ehefrau zu dem wichtigen Termin fahren.

Kretschmer hatte seine Fans eigentlich geladen, um bei der „lit.Cologne“ aus seinem neuen Buch „19.521“ vorzulesen — doch dazu kam es erstmal nicht. „Guido“, wie ihn seine Fans nennen,  hat einfach viel aus seinem Jet-Set-Leben zu erzählen. Und schnell wird klar: Hat man Guido als Gast auf seiner eigenen Party, wird der Abend ein Knaller. Fast im Sekundentakt liefert Kretschmer Lacher ab. Da gibt es die Geschichte mit Mode-Zar Karl Lagerfeld. Wenn Kretschmer an die Treffen denkt, hat er Schmerzen am Oberarm. Lagerfeld fand Guido so sympathisch, dass er ihm immer wieder jovial mit seiner Hand an den Arm schlug. Das Problem: Lagerfeld trug Siegelring und Kretschmer fortan blaue Flecken.

Von der großen Modewelt in die rheinische Provinz: Guido war bei einer Party seiner Freundin, der Journalistin Christine Westermann, eingeladen. Mit dabei war auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Ich habe mich zwei Stunden mit ihr unterhalten. Dann sagte Sie: Sie müssen was mit Medien machen. Ich sollte mich als Praktikant bewerben und Reden schreiben, weil ich so gut erzählen könnte“. Zu einem Job im Rathaus kam es nicht — der Modedesigner blieb bei seinen Leisten.

Kretschmer geht mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und lässt die Menschen daran teilhaben - auch wenn es um das Frühstück geht. So entschloss er sich, vor der Lesung nicht im Hotelzimmer zu frühstücken, sondern ging ins Restaurant. Hätte er es bloß gelassen. Eine Frau versuchte am frühen Morgen ständig ihren Mann zu verbessern. Mach dies, mach das. „Ich wollte ihr schon ein Zettel zu stecken: Trenn Dich“. Eigentlich hätten beide auch nicht zusammengepasst.

Kretschmer empfiehlt Frau von Weselsky die Trennung

Auch der Chef der Gewerkschaft, Claus Weselsky, bekam sein Fett weg. Früher hatte Kretzschmer die Uniform für die Deutsche Bahn entworfen. Doch jetzt dieser Weselsky. Dieser Bart. Kretschmer empfahl der Frau   auch hier die Trennung. Der launige Abend verging und eigentlich hätte man dem Mann auf der Bühne noch lange zu hören können — aber da war ja noch das Buch.

„19.521“ ist die Erzählung von einem Sparziergang durch Berlin und vielen unerwarteten Begegnungen. Die Leipziger Straße in der Hauptstadt mag Guido überhaupt nicht. Und gerade dort trifft er vor einem Hotel Angelika. Angelika bittet ihn, ihren Hund kurz festhalten. Er sagt zu und erst nach 35 quälend langen Minuten kommt Frauchen zurück. In dieser Zeit verbringt er keine schöne Zeit mit dem Hund. Wo war Angelika geblieben? „Ich hatte Durchfall. Das war nicht schön“, sagte sie später.   Beide gehen ihrer Wege. Der Autor trifft weitere Menschen in der Großstadt. Da ist zum Beispiel Chanti, die bald nach Indien fliegt, um das erste Mal ihre große Internet-Liebe zu treffen, oder Petra, die mit Mitte fünfzig ihr ganzes Leben infrage stellt, weil sie eine Frau kennen und lieben gelernt hat. Würde man den Abend in der Flora wieder aus den Augen von „Shopping-Queen“ betrachten, wäre klar: Es gibt zehn Punkte vom Kölner Publikum. 

Am Montag die Realität: Die Woche beginnt mit Nieselregen.

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