Ehrung für LebensretterSchwimmlehrerinnen retten Jungen am Fühlinger See vorm Ertrinken

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Zwei Frauen halten eine Auszeichnung in der Hand und grinsen in die Kamera.

Geehrt: Anna Lena Klabes (links) und Stella Tess Heinsohn

Was die Schwimmlehrerinnen besonders geschockt hat, ist dass an diesem Sommertag sehr viele Badegäste am See waren und keiner geholfen hat.

Eigentlich wollten Anna Lena Klabes (31) und ihre Kollegin Stella Tess Heinsohn (34) im Sommer einen schönen Tag am Fühlinger See verbringen. Ausruhen und die Sonne genießen. Doch es kam völlig anders. Beide wurden Augenzeugen eines Badeunfalls, der beinahe tödlich geendet wäre, wenn die Helferinnen nicht genau hingeschaut und reagiert hätten. Im Polizeipräsidium in Köln erzählten beide am Dienstag ihre Geschichte. Bei den Schilderungen der 34-Jährigen ist deutlich zu merken, dass ihr der Vorfall noch immer nahegeht. Zuerst seien ihnen zwei Jungen aufgefallen, die bei ihnen in der Nähe gespielt und sie immer wieder geärgert hätten. „Sie warfen Melonenscheiben auf unseren Hund“, sagte sie. Wir haben uns gefragt: „Wo sind bloß die Eltern?“ Etwas später sei das Geschwisterpaar ein Stück weiter gegangen und war im Wasser unterwegs.

Beide Helferinnen sind Schwimmlehrerinnen, und auch deswegen schauten sie immer wieder zu den Jungen. „Einer von ihnen war plötzlich zu tief im Wasser und fuchtelte mit den Armen“, berichtete die Lehrerin weiter. Die Situation sei unübersichtlich gewesen; doch immer wieder schauten die Lehrerinnen zu den Brüdern. Dann war der Junge mit den fuchtelnden Armen weg. „Er war nicht mehr zu sehen“, sagte die Lehrerin weiter. Heinsohn sprang ins Wasser und rettete den jungen Badegast: „Es war schrecklich. Er hatte weit aufgerissene Augen und war stark verkrampft“. Während der Rettungsaktion habe der Bruder weiter im Wasser gebadet. Was die Schwimmlehrerinnen besonders geschockt hat, ist dass an diesem Sommertag sehr viele Badegäste am See waren und keiner geholfen hat. Später konnte den beiden Helferinnen mitgeteilt werden, dass der Junge überlebt hat. Nach einer Nacht in einem Krankenhaus sei er wieder nach Hause entlassen worden. Beide waren nach der Rettungsaktion aufgewühlt: „Wir mussten erst einmal spazieren gehen“.

Ehrung im Rahmen der Aktion „Hinsehen — Handeln — Hilfe holen“

Die Ehrung der Schwimmlehrerinnen fand im Rahmen der Aktion „Hinsehen — Handeln — Hilfe holen“ statt. „HiHaHo“ ist seit Jahren in Köln und Leverkusen sehr bekannt. Mit der öffentlichen Ehrung will die Polizei Zivilcourage fördern. Dabei ist es wichtig, dass sich Helferinnen und Helfer nicht selbst in Gefahr begeben. Die Polizei rät: „Schon das Absetzen eines Notrufs über die Telefonnummer 110 kann zu einer schnellen und professionellen Hilfe beitragen. Niemand ist verpflichtet, persönlich einzuschreiten. Aber Wegsehen ist auch keine Lösung — und unter Umständen sogar strafbar, weil man sich der unterlassenen Hilfeleistung verdächtig macht.“

Eine weitere Rettung mit Wasserhintergrund schilderte Andre Fischer. Der Kanusportler war auf dem Rhein unterwegs, als er auf den Poller Wiesen einen Polizisten auf einem Motorrad sah. Andre Fischer fand dies ungewöhnlich, weil der Beamte mit seinem Krad direkt auf der großen Grünfläche unterwegs war. Ein Einsatz? Der Kanusportler schaute sich um und sah in einiger Entfernung einen Mann im Rhein.

„Ich bin zu ihm hin und habe geschrien, er soll sich am Kanu festhalten“, berichtete der Helfer. Der Rheinschwimmer habe nichts gesagt, sich aber festgehalten. Das Wasser sei eiskalt gewesen, es war März 2023. Nach der Rettung erfuhr der Kanusportler, dass der Mann freiwillig ins Wasser gegangen ist, wie die Polizei mitteilte. Auch für diese Tat gab es im Polizeipräsidium viel Applaus und eine Ehrung. „Man lässt doch keinen ertrinken“, sagte der Retter abschließend.


Couragiertes Eingreifen

Verschiedene Helfer ehrte die Polizeiführung im Präsidium in Kalk:

Banker Markus Jaume wurde sofort nachdenklich, als ein ihm bekannter Kunde 160.000 Euro von seinem Konto abholen wollte. Der Bankmitarbeiter befragte den Kunden immer wieder, denn von dreisten Trickbetrügern hatte er schon viel mitbekommen.

Schließlich kam heraus, dass der Kunde Opfer eines Schockanrufes wurde und Geld für eine dringende Operation gezahlt werden müsse. Die Summe wurde nicht ausgezahlt und die Polizei gerufen. Geehrt wurde außerdem ein Autofahrer, der im richtigen Moment die Polizei informiert und dadurch mutmaßlich einen Verkehrsunfall verhindert hat.

Arzt Dr. Benedict Lacner war mit seiner Tochter auf der Autobahn in Köln unterwegs, als ihm die Fahrweise eines Autofahrers verdächtig vorkam. Der Mann (88) am Steuer fuhr mehrfach in Schlangenlinien. Der Arzt aus Mülheim/Ruhr rief die Polizei und die lenkte den Autofahrer von der Autobahn. Es stellte sich heraus, dass der Rentner von einer Geburtstagsfeier in Österreich kam und übermüdet war. Der Arzt fuhr den Senior nach Hause. Normalerweise nutzte er den Wagen nur zum Einkaufen. (ta)

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