Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Auftritte von Fanta Vier und ProvinzWie die Kölner Galopprennbahn zur Open-Air-Spielstätte wurde

4 min
Die Musiker von Kasalla stehen 2018 auf der Bühne der Galopprennbahn.

2018 kamen rund 17.000 Menschen zum Public Viewing mit Konzerten, hier der Auftritt von Kasalla.

Jeweils rund 15.000 Menschen kommen zu den zwei Konzerten am Freitag und Samstag. Eigentlich sollten auf der Rennbahn aber schon viel früher Konzerte stattfinden. 

Dass es ganze sieben Jahre dauern würde, bis ein in der Größenordnung vergleichbares Konzert erneut auf der Galopprennbahn in Weidenpesch stattfinden würde, hätte Philipp Hein nicht gedacht. „Bei der Fußball-WM 2018 haben wir erstmals die Themen Fußball und Konzert zusammengebracht“, erinnert sich der Geschäftsführer des Kölner Renn-Vereins. Gemeinsam mit der „Lukas Podolski Stiftung“ veranstaltete die Rennbahn ein Public Viewing, davor standen unter anderem Kasalla, Cat Ballou und Brings auf der Bühne. Wer dabei war, erinnert sich aber vor allem an die Ekstase beim Entscheidungstor von Toni Kroos in der Nachspielzeit gegen Schweden. Der erfolgreiche Konzert-Teil der Veranstaltung mit knapp 17.000 Besuchenden sollte damals der Startschuss für weitere Konzerte dieser Größenordnung sein. Dazu kam es zunächst aber nicht.

Dass es vom sonnigen WM-Spieltag 2018 bis zum Auftritt der Fantastischen Vier am Freitag und dem Gastspiel der Band Provinz am Samstag gut acht Jahre gedauert hat, dafür gibt es verschiedene Gründe. Erst einmal kam die Pandemie und legte die Pläne auf Eis. Zwei Sommer lang fanden auf der Rennbahn immerhin Corona konforme Picknick-Konzerte mit 1000 Besuchern statt. Unter anderem standen Querbeat, die Giant Rooks, die Antilopen Gang oder Joris auf der Bühne. „Das war natürlich etwas ganz anderes, hat damals aber zumindest ein Stückchen Abhilfe geschaffen in einer Zeit, die für uns alle schwierig war“, blickt Hein zurück.

Konzerte auf der Galopprennbahn: Pläne verzögerten sich weiter

Doch auch, als die Pandemie zu Ende ging, kam es nicht zu größeren Konzertformaten. „Das lag an der Gesamtsituation der Branche, die sich erst einmal wieder neu sortieren musste.“ Die Künstler mussten in dieser Zeit verschobene Termine nachholen, bis sich der Blick wieder nach vorne richtete, dauerte es. 2023 und 2024 fand sich dann kein Veranstalter für die Zusammenarbeit. „Als Betreiber muss man einen gewissen Sondierungsprozess durchleben und Erfahrungen sammeln, so dass man bei einem Veranstalter ein Paket bekommt, das passt.“ Heißt beispielsweise: Der tägliche Trainingsbetrieb auf der Galopprennbahn muss auch während Auf- und Abbau gewährleistet sein. Anfang 2024 begannen schließlich die Gespräche mit dem jetzigen Veranstalter, der Kölner Event- und Konzertagentur Live Modus.

Philipp Hein während der Aufbauarbeiten der Bühne im Zuschauerbereich der Rennbahn.

Philipp Hein während der Aufbauarbeiten der Bühne im Zuschauerbereich der Rennbahn.

15.000 Menschen werden bei den Konzerten der Fantastischen Vier am Freitag und von Provinz am Samstag Platz haben. Der gesamte Konzert-Aufbau befindet sich im Bereich, der auch an Renntagen den Zuschauern vorbehalten ist. Auf der Zuschauerwiese findet der Großteil der Besucher stehend Platz, Sitzplätze gibt es auf der fast 130 Jahre alten und denkmalgeschützten Tribüne.

Renn-Verein-Geschäftsführer: „Werden den Markt nicht komplett verändern“

Die Kapazität ist vergleichbar mit der des Tanzbrunnens auf der anderen Rheinseite. Damit hat die Rennbahn-Bühne durchaus eine Bedeutung für die ganze Stadt, in der das Thema Open-Air-Spielstätten seit Jahren den eigenen Ansprüchen hinterherhinkt. Neben dem Tanzbrunnen gibt es an größeren Spielstätten noch den Fühlinger See, an dem beispielsweise das Summerjam-Festival stattfindet, der Roncalliplatz ist in der Regel der „Weltstars auf dem Roncalliplatz“-Reihe mit zwei bis drei Konzerten vorbehalten. Das Areal an der Südbrücke in Poll, das auch in diesem Jahr mit Einzelgenehmigungen für Konzerte arbeitete, lockte bereits nationale Top-Künstler an, ist aber deutlich kleiner. „Wir werden den Markt nicht komplett verändern“, sagt Hein zwar. „Allerdings können wir vielleicht dazu beitragen, dass der eine oder andere Künstler, der sich sonst für eine andere Stadt in NRW entschieden hätte, dann doch nach Köln kommt.“

Auf 9000 Quadratmeter wird sich der Bereich vor der Bühne erstrecken.

Auf 9000 Quadratmeter wird sich der Bereich vor der Bühne erstrecken.

Der große Ruck für den Open-Air-Standort Köln ist auch deshalb nicht zu erwarten, weil auf der Rennbahn logischerweise der Pferderennsport höchste Priorität hat. „Wir haben einen täglichen Trainingsbetrieb mit über 350 Pferden. Das hat Vorrang.“

Sind die zwei Konzerte am Wochenende erst einmal geschafft, gibt es aber dennoch ein paar Ideen für die Zukunft. Ein zweites Wochenende mit weiteren Konzerten hält Hein etwa für denkbar, ebenso Konzepte für eintägige Festivals. Vereinzelt könnte dazu auch der riesige und ungenutzte Innenraum der Rennbahn miteinbezogen werden. Teil des Programms zwischen den Renntagen sind bereits jetzt kulturelle Angebote wie Genuss- und Trödelmärkte oder Veranstaltungen im Automobilbereich. Für die Wintermonate ist abseits der Renn- und Konzertzeit ein neues Konzept geplant: ein Lichtergarten, der dann täglich besucht werden kann.