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Kölner CSD 2025So bunt und vielfältig demonstrierte Köln

4 min
Demonstrierende auf der Deutzer Brücke.

65.000 Menschen gingen zum Christopher Street Day auf die Straße.

Bunt, laut und sehr politisch zog die CSD-Demo durch die Stadt.

„Macht den Regenbogen sichtbar!" Diese Forderung von ColognePride-Vorstand Jens Pielhau erfüllte Köln bei der Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) voll und ganz. Ob auf Flaggen, Regenschirmen, Tattoos oder als Perücke - der Regenbogen als Zeichen von Vielfalt war allgegenwärtig. Hunderttausende trotzten dem Regen und gingen für Vielfalt und Queerrechte auf die Straße.

„Der Regenbogenfahne weht Gegenwind entgegen, deshalb müssen wir zeigen, wie wichtig wir sind“, hatte Hugo Winkels, Sprecher des Veranstalters ColognePride gemahnt. Auch Bärbel Bas, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, und die Kölner OB Henriette Reker machten bei der Eröffnung auf der Deutzer Brücke klar, dass queere Menschen Anfeindungen ausgesetzt sind. Sichtbarkeit und gemeinsames Einstehen für Vielfalt sei jetzt dringlicher, denn je. Als Ehrengäste waren auf der Deutzer Brücke neben Bärbel Bas auch weitere Politikerinnen und Politiker dabei: Karl Lauterbach, Claudia Roth, Serap Güler, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Ina Brandes, Sven Lehmann und Josefine Paul.

Mann mit Plakat.

Protest erntete die Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz.

Sichtbarkeit ist beim CSD größtenteils auch ein Augenschmaus. Viele Menschen im Demonstrationszug und unter den Zuschauerinnen und Zuschauern haben viel Kreativität auf ihr Outfit verwendet. Bunt, schrill, fantasievoll oder frivol - es gibt viel zu zeigen und zu schauen. Auf den ersten Blick war die Stimmung wie gewohnt: bunt und fröhlich. Doch die Grundstimmung war dieses Mal eine andere: Sie war wesentlich politischer als noch vor einem Jahr. In den USA, in Ungarn, aber auch in Deutschland gibt es immer mehr Anfeindungen. Vor allem das Verbot der Regenbogenflagge auf dem Bundestag zum Berliner CSD und Merz Äußerung, der Bundestags sei kein Zirkuszelt, standen in der Kritik. Staatsministerin Serap Güler (CDU) erntete bei der Eröffnung des CSD eisernes Schweigen für ihren Versuch, die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zu rechtfertigen.

„Ich werde die Regenbogenflagge hissen, wenn der CSD Ende Juli durch Berlin zieht“, stellte Bas (SPD) klar. Damit stellt sie sich dem Erlass des Bundesinnenministers entgegen. Roth (Grüne), die seit Jahren beim Kölner CSD dabei ist, betonte: „Der Bundestag muss das Haus für alle sein.“ Folglich gehöre dort die Regenbogenfahne hin.  Strack-Zimmermann (FDP) verwies darauf, wie wichtig es sei, „die Stimme zu erheben und sich nicht einschüchtern zu lassen“.

OB Reker mit ihren Gästen.

Viele Politiker waren dabei.

Eine Einschätzung, die auch am Demonstrationsrand oft zu hören war. „Wir sind extra aus Koblenz gekommen, um den CSD zu unterstützen“, sagte Studentin Saskia, die zusammen mit sieben Kommilitonen aus Koblenz angereist war. Eine Gruppe von Anfang Zwanzigjährigen aus Wilhelmshaven war mit einem blau, rosa, weißen Ikea-Kuschelhai unterwegs. „Die Farben stehen für Trans-Personen, deshalb ist das in der Community ein beliebtes Kuscheltier“, erklärte ein Gruppenmitglied mit bunt lackierten Fingernägel. „Im Alltag lackiere ich mir die nicht, da versuche ich, nicht aufzufallen, weil ich mir schon etwas Sorgen um meine Sicherheit mache“, fügte die Person hinzu. Eine Einschätzung, die von den Fakten gestützt wird.

Farbenfrohe Outfits gehören zum CSD.

Christopher Street Day CSD

Thorsten Helmers, seit 2023 LSBTIQ*-Beauftragter der Kölner Polizei, war während des dreitägigen CSD-Straßenfests vor Ort in der Altstadt. Er bestätigt, dass sich die Verunsicherung bei queeren Menschen verstärkt hat. „Nicht immer handelt es sich direkt um Straftaten, oft sind es kleinere Alltagssituationen, wo man sich verunsichert fühlt oder auch Kommentierungen im Internet, die deutlich zugenommen haben“, sagte Helmers am Rande der CSD-Demonstration. Durch Kampagnen und die Möglichkeit einer Online-Anzeige, habe sich die Bereitschaft, Übergriffe auf queere Menschen anzuzeigen, verstärkt. Im Jahr 2024 registrierte die Staatsanwaltschaft in Köln 183 Ermittlungsverfahren wegen queerfeindlicher Hasskriminalität - ein Anstieg von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie schon im Vorjahr war die Polizei mit einem Info-Stand beim CSD-Straßenfest. Hier erkundigten sich auch Personen nach der Laufbahn bei der Polizei. Während des CSD-Wochenendes blieb es aus polizeilicher Sicht friedlich.

Einhornschwimmreifen als Kostüm.

Mit bunten Outfits wird der Protest zelebriert.

Sichtlich beeindruckt von der Regenbogenstadt Köln zeigte sich auch die neue Queerbeauftragte der Bundesregierung Sophie Koch (SPD). „Dieser Pride gibt auch ein Zeichen in mein Heimatland Sachsen“, sagte sie.  

Rund 65.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmerwaren dabei.  Von städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich im „Buntwerk“ zusammengeschlossen haben, über die Johanniter-Unfall-Hilfe, einige Kölner Schulen, die Caritas bis hin zu Louis Vuitton Deutschland reichte das Spektrum. Die Besucherzahl blieb hinter dem Vorjahr zurück. „Wir hatten am Wochenende 1,1 Millionen Besucher“, sagte Winkels.