Trommelwirbel, Handys gezückt, Applaus: Seit 16 Uhr weht die Regenbogenflagge vor dem Kölner Rathaus.
OB-Empfang zum CSDSo zeigt Köln Flagge für Vielfalt

Regenbogenflagge vor dem Rathaus
Copyright: Diana Haß
Während das Berliner Reichstagsgebäude in diesem Jahr nach der Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zum CSD ohne Regenbogenflagge auskommen muss, zeigt Köln weiterhin Flagge. Und wie. Unter Jubel und Trommelwirbel ließ Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) pünktlich um 16 Uhr am Freitagnachmittag die „Progress Pride Flagge“ vor dem Rathaus auf dem Alter Markt emporsteigen. Die„ Progress Pride Flagge“ hat neben den Regenbogenfarben einen mehrfarbigen Pfeil und legt so einen Schwerpunkt auf Inklusion und Fortschritt. Nicht nur am Rathaus, sondern auch auf der Deutzer Brücke, an den Bezirksrathäusern und am Stadthaus Deutz wehen zum CSD-Wochenende Regenbogenflaggen.
Zur Eröffnung des CSD-Wochenendes lud Reker am Freitagnachmittag zum traditionellen Empfang in die Piazzetta des Historischen Rathauses. Neben den Organisatorinnen und Organisatoren des Christopher Street Day (CSD) nahmen eine Vielzahl von Gästen aus Politik, Gesellschaft, Verbänden und Partnerstädten teil. Reker, deren Amtszeit nach der Kommunalwahl im September endet, war zum letzten Mal Gastgeberin. „Ich bin so stolz, dass wir gemeinsam so viel erreicht haben“, sagte sie. Als Erfolge nannte sie die Einrichtung des Amts für Vielfalt und Integration, die Arbeit der Stadtarbeitsgemeinschaft Queer-Politik, Förderprojekte und den Austausch mit den internationalen „Sistercities“.
CSD-Demo dieses Jahr besonders dringlich
„Wir, die wir die Vielfalt lieben, lassen uns nicht zurückdrängen, von niemandem“, sagte Reker unter Applaus. Sie mahnte eindringlich: „Hass bricht sich Bahn, Gewalt wird offener, Hetze salonfähig. Wer heute sichtbar queer lebt, ist nicht nur besonders verletzlich, sondern er oder sie oder der queere Mensch ist gefährdet.“ In diesem Jahr sei die CSD-Demonstration dringlicher denn je. „Budapest hat es am letzten Wochenende eindrucksvoll vorgemacht, und auch Köln sendet ein kraftvolles Signal“, sagte Reker.
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Regenbogenflagge vor dem Rathaus
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Und sie sparte nicht mit Kritik an Klöckners Verbot der Regenbogenflagge am Deutschen Bundestag. In Richtung Berlin sagte Reker: „Das ist kein Verstoß gegen Neutralität. Das ist Verfassungstreue. Und warum? Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und zwar die Würde aller ist unantastbar.“ Sie werde diesen Standpunkt in den nächsten Wochen auch noch einmal „schriftlich klarmachen“. Die Gäste in der Piazzetta quittierten diese Äußerung mit fast frenetischem Applaus.
„Ich bleibe euch allen verbunden, ein Leben lang“, versprach die bewegte Oberbürgermeisterin, bevor ihr Wunsch „Happy Pride“ wieder im Klatschen unterging.