Kölner Start-upFeldling vermittelt regionale Produkte an Kölns Spitzengastronomie

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Johannes Decker und Daniel Neumann (v.l.) von Feldling beliefern Franz Gruber und Denis Steindorfer vom „Gruber’s“. 

Köln – Regionale Produkte liegen im Trend, auch in der Gastronomie. „Ein interessantes Thema“ sei das, findet auch Franz Gruber, Inhaber von „Gruber’s Restaurant“, wenige hundert Meter nördlich des Ebertplatzes. „Aber es ist wirklich schwer, das konsequent umzusetzen.“ Den einen oder anderen regionalen Lieferanten gab es schon länger im „Grubers“. Für den Großteil der Produkte einen regionalen Partner zu finden, sei in der Theorie zwar möglich. „Doch in der Summe ist die Logistik das Problem.“ Denn Einzellieferungen lohnen sich für den Landwirt nur in großen Mengen. So große Mengen, dass Restaurants diese unmöglich lagern können. Um den ganzen Morgen selbst verschiedene Landwirte anzufahren, fehlt die Zeit. Genau an dieser Stelle setzen Daniel Neumann und Johannes Decker mit ihrem Start-up Feldling an – als Bindeglied zwischen regionalen Landwirten und der Kölner Gastronomie.

Decker ist in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Stommeln aufgewachsen. Vor vier Jahren hat er gemeinsam mit seinem Bruder begonnen, Quinoa anzubauen. „Im Austausch mit Restaurants wurde ich oft gefragt, ob ich nicht auch noch andere regionale Produkte für die Gastronomen auftreiben könnte. Da habe ich gemerkt, dass es da einen Bedarf gibt.“ Der gelernte Ingenieur Daniel Neumann fand die Idee ebenfalls gut, schloss sich an und kümmert sich nun um die Kunden-Akquise.

An drei Tagen in der Woche fahren die Mitarbeiter des Start-ups die Partnerlandwirte in der Region ab. Den Milianshof in Bergheim etwa, Kartoffelkult in Rommerskirchen, den Bauernhof Henseler oder den Gartenhof Becker in Stommeln. Vorbestelltes Obst und Gemüse fährt das Start-up dann direkt zu den Kunden, die bis 24 Stunden vor der Lieferung entscheiden können, welche Produkte sie in welchen Mengen benötigen. Kunden sind unter anderem das Sternerestaurant maiBeck, Brauhaus Johann Schäfer, Bouschong, Brasserie Capricorn, Caruso Pastabar oder die Gastronomien des Neptunbads oder der Flora. „Die Zielgruppe ist eher die Spitzengastronomie“, sagt Neumann. „Wir haben es auch woanders versucht, aber es ist schwierig.“ Das „Gruber’s“ könne beim Einkauf vor allem auf die Qualität achten und müsse weniger intensiv auf den Preis schauen, erklärt Küchenchef Denis Steindorfer.

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Feldling beliefert auch Kölner Kitas

Das Angebot von Feldling ließe sich auf der Angebotsseite noch viel weiter ausbauen, erklärt Neumann. „Wir arbeiten mit Landwirten zusammen, von denen könnten wir riesige Mengen bekommen.“ Das Problem sei derzeit noch die Nachfrage. „Es gibt noch nicht so viele Restaurants, die bereit sind, unseren Weg mitzugehen.“ Denn die Bestellung 24 Stunden im Voraus bedeutet für die Restaurants weniger Flexibilität im Vergleich zur Lieferung vom Großmarkt. „Dort können Kunden noch um vier Uhr nachts bestellen und um sieben Uhr morgens steht die Ware dann vor der Tür“, erklärt Neumann. „Wir müssen uns zwar noch besser strukturieren, aber das ist eine machbare Hürde für das, was wir dadurch bekommen“, sagt Denis Steindorfer. Bei der Qualität seien die regionalen Produkte klar im Vorteil. Die Großmarkt-Ware ist in größeren Mengen unterwegs, hat einen längeren Transportweg hinter sich und lagert daher auch länger – zu Lasten der Qualität.

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„Gute Produkte kommen beim Gast an“, sagt Franz Gruber. „Kommen die Produkte aus einem ordentlichen Anbau, dann schmecken sie auch besser. Es muss nur in die Köpfe, dass man für ein gutes Produkt dann auch mehr zahlen muss.“

Ein anderer Abnehmer der Waren, die Feldling vermittelt, sind Kölner Kitas. Die Idee und der Kontakt kam über den Kölner Ernährungsrat zustande. Im Rahmen der Kooperation werden den Kindern auch Besuche bei den landwirtschaftlichen Partnern ermöglicht. So können die Kinder mit eigenen Augen sehen, wo und wie die Produkte wachsen, die später auf ihren Tellern landen.

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