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Eine Halle, zwei PläneWenn Kultur und Politik in Pulheim kollidieren

3 min
Die Christinahalle wird für zahlreiche Veranstaltungen in Stommeln genutzt. Da kann es schon mal zu Terminkollisionen kommen.

Die Christinahalle wird für zahlreiche Veranstaltungen in Stommeln genutzt. Da kann es schon mal zu Terminkollisionen kommen.

Dorfgemeinschaft Stommeln musste Pläne fürs Kulturwochenende stoppen. Die Stadt beanspruchte die Christinahalle für die Kommunalwahl. Jetzt soll die Kirmes umso lauter gefeiert werden.

Sie hatte keine Wahl: Ursprünglich wollte die Dorfgemeinschaft Stommeln zum zweiten Mal ihr neu gestaltetes Kulturwochenende veranstalten, um es „weiter im Pulheimer Veranstaltungskalender zu etablieren“, wie die stellvertretende Geschäftsführerin Leonie Arntz berichtet. Als Termin hatte der Vorstand das Wochenende vom 12. bis 14. September ausgeguckt. Doch die Dorfgemeinschaft musste ihre Pläne stoppen – wegen der Kommunalwahl am 14. September.

Warum eine Kulturveranstaltung und eine Wahl kollidiert sind? Ganz einfach: Die Stadtverwaltung Pulheim hatte eigenen Angaben zufolge die Christinahalle fest als Wahllokal eingeplant. So wie die Dorfgemeinschaft davon ausgegangen war, dass diese wie 2024 der Veranstaltungsort sein könnte. Die Absage geschah „nicht ganz ohne Verluste und ohne den Veranstaltungsplan für die Stommelner Herbstkirmes komplett umzuschmeißen“, bedauert Leonie Arntz im Gespräch mit dieser Redaktion.

Trotz zahlreicher konstruktiver Lösungsvorschläge sind wir bei der Stadt Pulheim auf taube Ohren gestoßen
Leonie Arntz

Sie bedauert auch, dass sie mit der Dorfgemeinschaft „zahlreiche konstruktive Lösungsvorschläge an die Stadt Pulheim herangetragen“ habe – die seien „jedoch auf taube Ohren gestoßen“. Unter anderem hätten die Verantwortlichen nach Absprache mit der Schulleitung die ehemaligen Awo-Räume vorgeschlagen. Die Schule nutzt sie für die Betreuung im Offenen Ganztag. Die beiden großen Räume böten ausreichend Platz für jeweils zwei mindestens drei Meter voneinander getrennte Tischreihen und mehrere Wahlkabinen), zudem seien Toiletten und ggf. eine Küche vorhanden. Die Räume seien durch zwei Zugänge erreichbar.

Auf Anfrage dieser Redaktion teilte eine Rathaussprecherin mit, dass die Christinahalle als Wahllokal für drei Wahlbezirke seit langem etabliert sei. Wahllokale zu verlegen, führe immer wieder zu Irritationen bei Bürgerinnen und Bürgern. Vergangene Fälle, in denen eine Verlegung beispielsweise wegen Baustellen zwangsläufig notwendig war, hätten dies deutlich gezeigt. „Mit Blick auf eine ordnungsgemäße Durchführung der Kommunalwahl“ habe Wahlleiter Jens Batist einer Verlegung des Wahllokals nicht zugestimmt.

Auf dem Foto ist der Vorstand der Dorfgemeinschaft Stommeln zu sehen.

2023 hatte sich ein neuer, deutlich verjüngter Vorstand bei der Dorfgemeinschaft Stommeln gebildet. Ziel war es, ein möglichst abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm auf die Beine zu stellen. Beim Kulturwochenende wurde die Initiative von der Stadtverwaltung ausgebremst.

Dessen ungeachtet hebt die Rathaussprecherin hervor, die Stadtverwaltung schätze das ehrenamtliche Engagement der Dorfgemeinschaft Stommeln für Veranstaltungen im Mühlenort.


Trübsal blasen ist nicht das Ding der Dorfgemeinschaft. Frei nach dem Motto „Wenn wir nicht zweimal feiern können, feiern wir eben doppelt so viel“ hat sie eigenen Angaben zufolge ein „tolles Veranstaltungsprogramm rund um die Kirmes im Zentrum des schönen Mühlenortes“ auf die Beine gestellt.

Los geht die Herbstkirmes am Freitag, 17. Oktober (18.30 Uhr), mit einem Wortgottesdienst in der Kirche St. Martinus. Der Fackelzug im Anschluss führt, nach dem Gang zum Ehrenmal, in den Christinapark. Dort wird es im geschmückten Innenhof der Seniorenresidenz ein Mitsingkonzert geben. Danach findet der Fackelzug auf den Kirmesplatz seinen Höhepunkt, wo die Dorfgemeinschaft zu einem Platzkonzert der Kölschen Inseljecken vun 1965, Freibier und einem gemütlichen Ausklang einlädt.

So war es 2022: Taleah und Rebecca aus Stommeln lieben ihre Herbstkirmes. Mit Paradiesapfel und bunten Luftballons.

So war es 2022: Taleah (l.) und Rebecca aus Stommeln lieben ihre Herbstkirmes. Mit Paradiesapfel und bunten Luftballons.

Am Samstag startet die Dorfgemeinschaft einen erneuten Anlauf, „das leider ausgestorbene Frühschoppen an Kirmesmontag in neuem Gewand wieder aufleben zu lassen“, sagt Leonie Arntz. Es beginnt um 16 Uhr einen Dämmerschoppen im Anbau der Christinahalle. Anschließend findet ab 19 Uhr am selben Ort die Kirmesparty mit Flimm-Angeln und anderen Kirmes-Specials statt.

Auch der alljährliche Bürgertreff für Bürgerinnen und Bürger über 60 aus Stommeln und Umgebung findet weiterhin unter dem Namen „Mühlenklatsch“ an diesem Wochenende, am Sonntag ab 13.30 Uhr in der Christinahalle statt. Die örtliche Kindertanzgruppe „Zuckerknöllchen“ tritt auf, versprochen wird zudem ein „mitreißender Showact von Hape Jonen“. Am Dienstag, 21. Oktober, endet die Stommelner Herbstkirmes mit einem Familientag, an dem die Fahrgeschäfte mit  Vergünstigungen ein letztes Mal öffnen. (jtü)