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Kontroverse in ChorweilerSynagogengemeinde verlässt den Runden Tisch in Köln

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Die Kölner Synagoge.

Ein Auftritt von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat nicht stattgefunden - pro-palästinensische Kräfte hatten zuvor seine Ausladung gefordert.

Seit Jahren findet monatlich im Kölner Stadtteil Chorweiler ein „Abendfrieden“ statt, bei dem Menschen unterschiedlicher Nationen, Religionen und Kulturen eingeladen sind, ein Hoffnungszeichen für den Frieden zu setzen. Für diesen Montagabend sollte bei einer Sonderveranstaltung NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) auftreten. Das Zusammentreffen wurde jedoch kurzfristig abgesagt.

Nach Informationen der Rundschau hatte es beim Veranstalter „Runder Tisch Frieden“ im Vorfeld erbitterte Auseinandersetzungen gegeben, die letztlich zum Austritt der Kölner Synagogengemeinde aus dem Koordinationsgremium führten. Einzelheiten dazu will die Gemeinde am heutigen Dienstag bekanntgeben. „Hintergrund dieser Entscheidung ist, dass sich die Initiative in jüngster Zeit Gruppierungen mit deutlich pro-palästinensischer Ausrichtung gebeugt hat“, heißt es in einer Erklärung der Synagogengemeinde Köln. Unter diesen veränderten Rahmenbedingungen sehe man ein weiteres Engagement nicht mehr im Einklang mit den eigenen Werten und Grundsätzen.

„Kleine, aber radikale Minderheit“

Zunächst hatten zumindest vereinzelte Bürger gegenüber dem „Runden Tisch“ eine Ausladung des Ministerpräsidenten verlangt, weil der im Gaza-Konflikt aus ihrer Sicht zu einseitig auf der Seite Israels stehe. Die Synagogengemeinde hatte sich in internen Schreiben vehement dagegen verwehrt. Eine Absage dürfe „natürlich nicht infrage kommen“, hatte die Gemeinde gegenüber dem Runden Tisch unmissverständlich erklärt, denn eine solche sei ein Einknicken vor politischem Druck gegenüber einer kleinen, aber radikalen Minderheit.

Statt des bereits öffentlich bekannt gemachten eingeladenen Auftritts beim „Abendfrieden“ wollte Wüst nun gemeinsam mit dem Kölner CDU-Oberbürgermeisterkandidaten Markus Greitemann zum selben Zeitpunkt allein das Begegnungszentrum der Synagogengemeinde in Chorweiler besuchen.

Der Vize-Vorsitzende der Kölner CDU und Landtagsabgeordnete Florian Braun bedauerte die Diskussionen zum geplanten „Abendfrieden“. Von der politischen Konkurrenz sei suggeriert worden, dass es hier ausschließlich um Wahlkampf gehe, was nicht der Fall sei: „Der Ministerpräsident sollte zu diesem Termin für den Frieden sprechen, weil der 1. September der Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs ist und die Chorweiler Friedensglocke zehnjähriges Jubiläum feiert“, so Braun. Um den Anschein einer politischen Instrumentalisierung zu vermeiden, habe der Ministerpräsident daher seine Teilnahme am Abendfrieden abgesagt und einen Nachholtermin angeboten. Die NRW-Staatskanzlei und die Stadt Köln wollten sich nicht äußern.

Dialog und Frieden

Die Kölner SPD-Landtagsabgeordnete Lena Teschlade machte deutlich, dass der Abendfrieden als überparteiliche und interreligiöse Veranstaltung einen wichtigen Beitrag zu Dialog und Frieden leistet: „Diese Idee darf nicht beschädigt werden. Wenn die Synagogengemeinde sich aus dem gemeinsamen Projekt zurückzieht, ist dies ein fatales Signal. Jetzt müssen dringend Gespräche geführt werden, um in Chorweiler wieder einen dauerhaften Einsatz für Frieden und Gemeinsamkeit am Leben zu erhalten.“

Am „Runden Tisch Frieden“ sind neben der Synagogengemeinde unter anderem die evangelischen und katholischen Ortsgemeinden, die türkisch-islamische Organisation Ditib, die Alevitische Gemeinde und die Stadt Köln beteiligt.