Die Baustelle des jüdischen Museums in der Altstadt gerät erneut in Verzug. Auch die Kosten drohen weiter zu steigen.
Fassadenbauer insolventBau des jüdischen Museums in Köln verzögert sich erneut

An der Fassade des Museumsneubaus „MiQua“ in Köln ist noch viel zu tun. Eine mit den Arbeiten beauftragte Firma ist pleite.
Copyright: Meike Böschemeyer
Neue Hiobsbotschaft für das Bauprojekt „LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln“, kurz MiQua. Wie die Stadt Köln am Donnerstag mitteilte, hat die beauftragte Fassadenfirma Insolvenz angemeldet. „Ob sie die ausstehenden Restleistungen im Projekt noch erbringen kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss“, erklärte das städtische Presseamt.
2015 hatten auf dem Platz vor dem Historischen Rathaus die Bauarbeiten für das „LVR-Jüdische Museum im Archäologischen Quartier Köln“, kurz MiQua, begonnen. Das weltweit einzigartige Museum entsteht genau dort, wo im Mittelalter die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen ihren Sitz hatte. Es wird aus einem markanten Ausstellungsgebäude über einer unterirdischen Ausgrabungsstätte mit Zeugnissen aus 2000 Jahren Kölner Geschichte bestehen.
Stadt Köln kann Folgen der Insolvenz beim MiQua-Bau noch nicht beziffern
Nach Angaben der Stadt Köln ist die insolvente Baufirma zuständig für den Bau der Glas-Metall-Fassade in der Erdgeschossebene sowie der Fenster innerhalb der übrigen Geschosse. An anderen Teilen der MiQua-Fassade wurde am Donnerstag weitergearbeitet. Arbeiter auf einem Hubsteiger befestigten dort Stahlteile der Tragekonstruktion für die Natursteinverkleidung des Gebäudes.
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Arbeiter befestigen Stahlteile der Tragekonstruktion für die Natursteinfassade des MiQua.
Copyright: Meike Böschemeyer
Die Folgen der Insolvenz für den Zeit- und Kostenplan könnten dramatisch sein. „Der Fassadenbau hat Schnittstellen mit nahezu allen anderen noch folgenden Ausbau-Gewerken“, erläutert die Stadt. Sie betont: „Die Auswirkungen auf Termine und Kosten lassen sich aktuell noch nicht beziffern. Die Projektleitung der Stadt Köln arbeitet unter juristischer Begleitung mit allen Beteiligten an einer Lösung.“ Konkretere Informationen könne man derzeit nicht geben, sagte ein Stadtsprecher auf Nachfrage. Ob eine Neuausschreibung erforderlich sei, werde geprüft.
Stadt Köln geht nicht von völligem Baustopp beim MiQua aus
Ein vorläufiger Insolvenzverwalter wurde bereits bestellt. Klar ist: Die Firmenpleite wird erhebliche Konsequenzen für den Bauablauf haben. Es ist nicht auszuschließen, dass die Bauarbeiten zwischenzeitlich zum Erliegen kommen, weil Folge-Gewerke auf die Fertigstellung der Fassade angewiesen sind. In einer Mitteilung an den Hauptausschuss des Stadtrats erklärte die Stadtverwaltung gestern, die neue Situation „bedeutet nach derzeitiger Einschätzung jedoch keinen völligen Baustopp“. „Die Fassadenfirma verbaut Glas und auch Stahl. Der übrige Stahlbau wird derzeit ungehindert fortgesetzt“, betonte das Presseamt.

Ein Baugerüst steht an der unfertigen MiQua-Fassade.
Copyright: Meike Böschemeyer
Für den Innenausbau und die technische Gebäudeausrüstung des Museums soll noch in diesem Jahr ein Generalunternehmen beauftragt werden. Jedoch dürfte der Innenausbau wohl kaum nennenswert vorankommen, solange die Fassade und die Fenster noch nicht geschlossen sind. Sollte die insolvente Fassadenfirma die Restleistungen nicht mehr erbringen können, müsste die Stadt diese Bauleistungen vermutlich neu ausschreiben. Das würde mehrere Monate dauern und den bisherigen Zeitplan über den Haufen werden.
Immer wieder Verzögerungen und Kostensteigerungen beim MiQua
Zuletzt war geplant, den Bau des MiQua bis Ende 2027 abzuschließen. Das 2015 begonnene Projekt hatte immer wieder mit Problemen, Verzögerungen und erheblichen Kostensteigerungen Schlagzeilen gemacht. Dem ersten Stahlbauer kündigte die Stadt Ende 2021 wegen gravierender Mängel. 2010 hatte es noch geheißen, das Museum solle 48,1 Millionen Euro kosten und 2019 fertig sein. Das erwies sich – auch wegen der aufwendigen archäologischen Grabungen sowie aufgrund von Umplanungen nach dem Terroranschlag auf das jüdische Museum in Brüssel 2014 – als Illusion. Im Sommer 2024 räumte die Stadt eine Steigerung der Baukosten auf rund 190 Millionen Euro ein.
Beim Richtfest am 23. Mai 2025, ganze zehn Jahre nach Baubeginn, kündigte Oberbürgermeisterin Henriette Reker offiziell an: „Bis 2027 sollen die Arbeiten beendet sein.“ Dass dieser Termin gehalten werden kann, ist mit der Insolvenz des Fassadenbauers wieder etwas unwahrscheinlicher geworden.