Zehn Jahre nach dem Baubeginn für das Jüdische Museum „MiQua“ in der Kölner Altstadt wird Richtfest gefeiert.
Zehn Jahre nach BaubeginnStadt Köln feiert Richtfest auf der MiQua-Baustelle

Vor der MiQua-Baustelle wird der Richtkranz hochgezogen.
Copyright: Michael Fuchs
Das „LVR-Jüdische Museum im Archäologischen Quartier Köln“, kurz „MiQua“, nimmt Gestalt an: Nach zehn Jahren Bauzeit sowie vielen Rückschlägen und einer Kostenexplosion hat Kölns komplizierteste Baustelle einen wichtigen Meilenstein erreicht: Der Rohbau ist weitgehend vollendet, im Beisein von NRW-Kulturministerin Ina Brandes wurde am Freitag Richtfest gefeiert.
2015 hatten die Arbeiten auf dem Platz vor dem Historischen Rathaus begonnen. Das Museum soll künftig 2000 Jahre römische und jüdische Geschichte Kölns auf einzigartige Weise sichtbar machen. Es besteht aus einer rund 6000 Quadratmeter großen unterirdischen Ausgrabung mit einem 700 Meter langen, weitgehend barrierefreien Rundgang und einem oberirdischen Neubau, in dem auf rund 2000 Quadratmetern Artefakte der reichen jüdischen Geschichte Kölns präsentiert werden.
Richtfest auf der Baustelle des Museums MiQua in Köln
Der von Wandel Lorch Architekten entworfene Museumsbau vereine „die verschiedenen Epochen mit modernster Architektur und Baukunst“, erklärte die Stadt. „Mehr als 95 Prozent des Dachtragwerks sind inzwischen erstellt, und die Arbeiten an der Fassade mit Metall, Glas und Stein-Elementen haben begonnen. Aktuell sind rund 60 Fachkräfte aus verschiedenen Gewerken im Einsatz, damit die schützende Hülle für das ‚Museum im Quartier‘ auf und unter dem Kölner Rathausplatz bald vollendet ist.“
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Die MiQua-Baustelle wurde immer wieder durch Verzögerungen aufgehalten. Unter anderem kündigte die Stadt dem ersten Stahlbauer wegen schwerer Mängel, die aufwendig behoben werden mussten. Die Kosten für das Projekt stiegen auf fast 200 Millionen Euro - beim Baubeschluss im Jahr 2010 war die Stadt noch von 48,1 Millionen Euro ausgegangen. Inzwischen geht es auf der Baustelle gut voran, die Fertigstellung wird für Ende 2027 angepeilt. Der Bau wird durch die Stadt Köln errichtet, betreiben wird das Museum der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Mit einer Eröffnung ist nicht vor dem Jahr 2028 zu rechnen, es könnte auch 2029 werden.

Blick in das Innere der MiQua-Baustelle
Copyright: Michael Fuchs
Beim Richtfest sprachen Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) sowie der Architekt Prof. Wolfgang Lorch Grußworte. OB Reker sagte: „Das MiQua wird deutlich machen, dass das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen und unterschiedlichen Glaubens zur Kölner DNA gehört. Es wird zeigen, dass die Vielfalt in unserer Stadt sozusagen ein Naturzustand ist, und zwar kein konfliktfreier, wie es das Museum ebenfalls erzählen wird. Aber eben eine Realität, die niemand negieren kann und auch niemand in Köln negieren will, weil wir die Vielfalt als Chance sehen und sie unsere Stärke ist.“
Der Aufwand, den die Stadt bei diesem Museumsbau betreibe, „mag für manchen von außen betrachtet unverständlich erscheinen“, so Reker. Doch auf dieser Baustelle sei „Sorgfalt bedeutsamer als der Faktor Zeit. Und ich bin mir ganz sicher, sobald das Haus eröffnet ist, wird nicht mehr die Frage nach der Bauzeit und der Kosten im Vordergrund stehen.“
Bis Herbst solle „ein Generalunternehmen beauftragt sein, das den Innenausbau und die technische Gebäudeausrüstung übernimmt“, kündigte die OB an. „Die Ausstellungsplanung wird Ende des Jahres ausgeschrieben. Bis dahin wird die gesamte Gebäudehülle inklusive der Pyramiden-Dachlandschaft, die man ja schon erkennen kann, komplett geschlossen sein.“ Die Ausgrabungen unter dem Rathausplatz sollen bis Ende 2025 beendet werden.
Ministerin: MiQua ist ein besonders Projekt für ganz Deutschland
Kulturministerin Brandes betonte: „Ich freue mich unglaublich, dass wir heute hier sind.“ Es sei nicht nur ein besonderer Tag und ein besonderes Projekt für Köln, sondern auch für ganz Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland. Wenn der Museumsbau vollendet sei, werde er zeigen, „von was für einer herausragenden Bedeutung das jüdische Leben, die jüdische Kultur in dieser Stadt immer war, immer ist und immer sein wird“. Das Museum werde „ein Riesenerfolg“ sein.

Der Richtkranz hängt über der MiQua-Baustelle am Kölner Rathaus, gesehen vom Wallraf-Richartz-Museum aus.
Copyright: Thomas Banneyer
Architekt Prof. Wolfgang Lorch sagte, es sei 20 Jahre her, dass die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs zum MiQua im Kölner Rathaus ausgestellt wurden. Dass bis zum Richtfest zwei Dekaden vergangen sind, sei aus Sicht der Archäologen, die hier 2000 Jahre Stadtgeschichte freilegen, nur „ein Wimpernschlag“. Auf dem Weg zum fertigen Museum habe man jetzt „zwei von drei Etappen“ geschafft, erklärte Lorch. Das MiQua entstehe „direkt über einer der bedeutendsten archäologischen Fundstätten Deutschlands. Man kann sagen, ein Ort, der über rund 1600 Jahre bebaut war, wird wieder bebaut. Das geht vom römischen Praetorium über die mittelalterliche Zeitschicht zu neuzeitlichen Zeitschichten bis hin zum christlichen Goldschmiedeviertel. All diese Dinge werden im neuen Museum sichtbar gemacht.“
Kosten haben sich vervierfacht
Mit dem MiQua entsteht im Herzen Kölns, am einstigen Sitz der ältesten jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen, ein weltweit einzigartiger Kulturort mit archäologischen Zeugnissen aus 2000 Jahren Stadtgeschichte. Im Untergrund befinden sich unter anderem die Überreste des römischen Statthalterpalastes (Praetorium) und der Bauten des mittelalterlichen jüdischen Viertels mit der Synagoge und dem Kultbad Mikwe.
Die Idee für das MiQua kam erstmals 1998 auf, die Grabungsarbeiten auf dem Rathausvorplatz begannen 2007. Die erste Kostenkalkulation aus dem Jahr 2010 lag bei 48,1 Millionen Euro. Als der Rat ein Jahr später den Bau beschloss, waren es 51,8 Millionen. 2015 kletterten die Kosten auf 61,5 Millionen, 2017 auf 77,0 Millionen Euro. 2021 waren es bereits 127 Millionen, davon wollte das Land 33,7 Millionen Euro übernehmen. Im Sommer 2024 kam heraus, dass die Baukosten auf rund 190 Millionen Euro steigen werden.
Das Museumsgebäude ruht auf 393 Bohrpfählen. Allein in die Bodenplatte, die als Decke der unterirdischen Ausstellung dient, flossen 2800 Kubikmeter Beton. Die aufwendige Stahlkonstruktion wiegt rund 1200 Tonnen. Ihren Abschluss bildet ein Dach mit 15 Pyramiden.