Otto-Langen-QuartierStadt Köln will Grundstücke vom Land kaufen

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Die denkmalgeschützte Möhringhalle auf dem ehemaligen KHD-Gelände in Mülheim.

Die denkmalgeschützte Möhringhalle auf dem ehemaligen KHD-Gelände in Mülheim.

Nach jahrelangem Stillstand könnte die geplante Entwicklung des Otto-Langen-Quartiers in Mülheim bald eine entscheidende Hürde nehmen.

Die Stadt Köln soll Teile des ehemaligen Industriegeländes von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) vom Land NRW erwerben. Das will das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt am 1. Februar gemeinsam mit SPD, FDP und Linken im Stadtentwicklungsausschusses beschließen.

2021 hatte die Stadt die alte KHD-Hauptverwaltung für 21 Millionen von einem privaten Eigentümer gekauft. Doch die Umwandlung des gesamten 5,9 Hektar großen Areals mit seinen vielen alten Industriehallen zu einem gemeinwohlorientierten Stadtquartier scheiterte bislang an der fehlenden Einigung mit der landeseigenen Gesellschaft „NRW Urban“. Ihr gehört der größte Teil der Flächen, die Grundstücksgrenzen gehen teilweise mitten durch die Gebäude.

NRW Urban will seine Flächen bisher an den Meistbietenden verkaufen. Mit der Verabschiedung des NRW-Landeshaushalts 2024 im Dezember wurde erstmals die Möglichkeit geschaffen, landeseigene Grundstücke „direkt und ohne öffentliche Ausschreibung“ an Kommunen oder kommunale Gesellschaften zu veräußern.

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Nutzungsmix aus Wohnen, Kultur und Gewerbe

Bedingung dafür ist, dass die Grundstücke „für die Erfüllung kommunaler Zwecke oder für die Errichtung von öffentlich gefördertem Wohnraum“ genutzt werden. Das ist im Otto-Langen-Quartier der Fall. Hier ist ein breiter Nutzungsmix aus bezahlbarem Wohnraum, Kultur, sozialen Angeboten und Gewerbe geplant.

Laut Antrag soll die Stadt nun mit dem Land über einen Direkterwerb verhandeln. In Gesprächen soll geprüft werden, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit sich der Haushalts- und Finanzausschuss des Landes mit dem Thema befasst. Er müsste dem Verkauf zustimmen. Das Land soll auch aufgefordert werden, bis zur Klärung das Bieterverfahren auszusetzen.

Initiativkreis setzte sich für Direkterwerb ein

Der „Initiativkreis Otto-Langen-Quartier“, ein Arbeitskreis des Vereins Rheinische Industriekultur, der sich auf Landesebene für die Idee des Direkterwerbs stark gemacht hatte, begrüßte den Antrag. „Durch unseren Vorschlag und die konstruktiven Gespräche mit Landespolitikern konnten wir eine Änderung des Haushaltsgesetzes 2024 erreichen, das erst einen Direkterwerb auf Basis gemeinwohlorientierter Vorhabenentwicklung möglich macht“, erklärte der frühere Grünen-Ratsherr Jörg Frank für den Initiativkreis. Damit werde die Chance für eine gemeinwohlorientierte Entwicklung gewahrt. „Erstmals wird das Bieterverfahren, das bereits 2021 zwischen Landesregierung und Stadtspitze vereinbart wurde, vom Rat in Frage gestellt.“

Ratsmitglied Isabella Venturini (Volt) betonte: „Profitorientierung kann Stadtentwicklung massiv behindern, der Mülheimer Süden ist ein trauriges Beispiel dafür. Mit dem Otto-Langen-Quartier hat Köln die einmalige Chance, ein Veedel zu gestalten, das dem Gemeinwohl dient.“ CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz sagte: „Aus städtebaulicher Sicht geht es hier um einen zentralen Baustein für die Gesamtentwicklung im Mülheimer Süden.“ Das Ziel, das gesamte Areal zu einem urbanen Quartier mit einem Nutzungsmix aus Kultur, Gewerbe und Wohnen zu entwickeln, könne man offenbar „nur erreichen, wenn die Grundstücke im Besitz der Stadt sind“. Die Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses, Sabine Pakulat, erklärte: „Für uns Grüne im Kölner Rat ist schon lange klar, dass wir das Otto-Langen-Quartier gemeinwohlorientiert und nachhaltig entwickeln wollen. Durch den Beschluss auf Landesebene haben sich die Chancen auf einen Direkterwerb verbessert.“

Künstlerinitiative „Raum 13“ lobt Politik

Anja Kolacek und Marc Leßle von der Künstlerinitiative „Raum 13“, die das Areal elf Jahre lang bespielt und viele Ideen für seine Nutzung entwickelt haben, aber 2021 ausziehen mussten, zeigten sich zufrieden über die jüngste Entwicklung. Auf Anfrage der Rundschau teilten sie mit: „Köln zeigt, wie es gehen kann. Hier setzt sich eine kontinuierliche, geschlossene und kraftvolle fraktionsübergreifende und projektbezogene Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und den Akteuren vor Ort fort.“ Die Kölner Kommunalpolitiker hätten entschlossen Wort gehalten, der Erwerb der Landesgrundstücke sei konsequent. „Raum 13 hat die Vision für ein Musterquartier der Stadt der Zukunft mit zahlreichen Akteuren skizziert und vorgelebt. Jetzt ist Zeit! Wir sind bereit“, erklärten sie.

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