Köln – Einem Ehepaar drei Häuser weiter fuhr um 13.53 Uhr der Schreck in die Glieder. Beide wollten gerade über die Wichheimer Straße in Buchheim zum Einkaufen fahren – doch daraus wurde nichts. „Als wir an dem Haus entlang sind, gab es einen Riesenknall und wir waren in eine Staubwolke gehüllt“, sagte die Anwohnerin. Der Einkauf wurde abgebrochen und das Paar verkroch sich zu Hause. Beide blieben unverletzt – vermutlich, weil sie im Auto gesessen haben. Vier Anwohner, die gerade am Haus vorbeigingen, erlitten leichte Verletzungen und kamen ins Krankenhaus. „Die Druckwelle hat sie erfasst“, sagte ein Feuerwehrmann. In den Trümmern suchten die Einsatzkräfte nach einem 79 Jahre alten Senior. Er soll alleine in dem Haus gewohnt haben. Die Einsatzkräfte fanden am Abend schließlich eine männliche Leiche in den Trümmern des eingestürzten Hauses. Dabei soll es sich um den vermissten Senior handeln. Letzte Sicherheit soll eine Untersuchung in der Gerichtsmedizin bringen.
Ungeheure Druckwelle
Als sich die große Staubwolke etwas verzog, sahen die Anwohner und Einsatzkräfte das ganze Bild der Zerstörung. Feuerwehrchef Dr. Christian Miller sprach von einem „ungeheuren Druck“, der sich bei der Explosion entwickelt hat: „Das Gebäude ist bis auf die Grundmauern zerstört.“ Große Teile der Straßen waren mit Trümmerteilen übersät. „Manche Gegenstände sind mehrere hundert Meter weiter geflogen“, ergänzte Miller. Ob Gesteinsbrocken, Fensterrahmen, Dachziegel oder viele andere Gegenstände – Feuerwehr und Polizei standen mitten in den Folgen der Druckwelle.
Doch nicht nur das Haus liegt in Trümmern, auch die anliegenden Gebäude sind vorerst nicht mehr bewohnbar. Durch die Detonation ist in einem Nachbarhaus der Dachstuhl schwer beschädigt, ein weiteres ist ebenfalls derzeit nicht mehr bewohnbar. Durch die Explosion wurde die Treppe in dem Gebäude freigelegt. „Ein Gutachter untersucht die Statik der Häuser“, hieß es von der Feuerwehr. Wie viele Personen in den Nachbarhäusern wohnten, blieb zunächst unklar. Die Trümmerteile sind zum Teil sogar auf die gegenüberliegende Straßenseite geschleudert worden und haben dort ebenfalls zu Schäden an den Hausfassaden geführt.
Auf der Wichheimer Straße roch es nach der Explosion nach Gas. Das Haus hatte nach Angaben der Feuerwehr eine Gasversorgung. Die Rheinenergie eilte herbei und stellte die Versorgung für die gesamte Straße ein. Vieles deutet darauf hin, dass es sich um eine Gasexplosion handelt. Die Brandermittler der Polizei untersuchen, ob der 79 Jahre alter Senior die Explosion vorsätzlich herbeigeführt hat oder es ein Unglück war. Ergebnisse werden nicht vor Donnerstag oder Freitag erwartet. Bis zum Mittwochabend konnte der Mann noch nicht gefunden werden. „Der Einsatz ist sehr schwierig“, betonte Miller. Es mussten schwere Gesteinsbrocken zur Seite geräumt werden. Die Feuerwehr vermutete den Senior im Kellerbereich und forderte Suchhunde an. Polizei und Feuerwehr versuchten, über Handydaten an den Aufenthaltsort des Mannes zu gelangen. Offenbar zeigten die Daten, dass sich der 79-Jährige zum Zeitpunkt der Explosion im Haus aufgehalten hat.
Senior hatte kaum Kontakt zu anderen
Mehrere Nachbarn beschrieben den Senior als introvertiert, der kaum Kontakt zu den Anwohnern hatte. Das Innere des Hauses habe einen verwahrlosten Eindruck gemacht, sagte eine Anwohnerin. Auch der Bereich vor dem Haus sei verwildert gewesen. Der Senior lebte laut Feuerwehr alleine in dem Gebäude. Seine Frau sei bereits vor mehreren Jahren verstorben, berichteten weitere Nachbarn.
Die Polizei musste sich neben dem Großeinsatz auch mit uneinsichtigen Anwohnern befassen. Mehrere Nachbarn beschwerten sich, weil auch bei ihnen die Gasversorgung und der Strom abgestellt wurde. Ein Jugendlicher wurde von der Polizei aufgefordert, von der Straße in seine Wohnung zu gehen. Dies wollte der Jugendliche zunächst nicht. „Ich will Playstation spielen. Ohne Strom kann ich das jetzt nicht mehr. Was soll ich wegen Corona sonst machen?“