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NRW-KommunalwahlGrünen sehen sich trotz Verlusten in starker Position

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Berivan Aymaz (Grüne) im Gürzenich

Berivan Aymaz (Grüne) im Gürzenich

Trotz landesweiter Einbußen von acht Prozentpunkten bestätigt sich einmal mehr die grüne Hochburg Köln - und die Partei schmiedet bereits Pläne für ein „stabiles Ratsbündnis“.

Als um 18 Uhr die Prognosen für das ganze Land NRW verkündet werden, ist es still im Saal, den die Kölner Grünen im Gürzenich angemietet haben. Deutlich Verluste von rund acht Prozentpunkten lassen den meisten der rund 600 Gäste den Atem stocken. „Das sind keine spezifischen Kölner Zahlen“, beschwört die Co-Vorsitzende Kirsten Jahn die Parteibasis: „Traditionell sind die Kölner Zahlen immer besser als die in NRW.“ Und das sollte sich im Laufe des Abends eindrucksvoll bestätigen.

Berivan Aymaz sorgt für Begeisterung

Um kurz nach 20 Uhr erklingt ohrenbetäubender Jubel im Gürzenich. Knapp 80 Prozent der Bezirke der Oberbürgermeisterwahl sind ausgezählt, Berivan Aymaz liegt vorne, kommt in die Stichwahl. „Es deutet alles darauf hin, dass wir diese Runde gewonnen haben“, sagt Aymaz: „Was für ein Abend!“ Sie sei überwältigt: „Dieses Ergebnis zeigt, viele Kölnerinnen und Kölner wünschen sich eine Oberbürgermeisterin, die Chancen ermöglicht und die Menschen im Blick hat, deren Lobby klein oder gar nicht erst vorhanden ist.“

Später baut Aymaz ihren Vorsprung immer weiter aus, die Gewissheit, dass sie mit einem sehr guten Ergebnis in die Stichwahl kommen wird, verdichtet sich immer mehr. Die Stimmung wird im Gürzenich-Saal immer besser. Es gibt laute Berivan-Rufe: Der Stichwahlkampf hat begonnen.

Grünes Hoch in Rat und Stadtrat

Um kurz nach 21 Uhr sind dann genug Wahlbezirke ausgezählt, dass sich für die Parteispitze ein Blick auf die Stimmenverteilung für die Wahl zum Stadtrat lohnt. „Das sieht doch cool aus“, sagt Co-Vorsitzender Cyrill Ibn Salem mit einem freudigen Lachen im Gesicht: „Wir werden wieder stärkste Kraft in Köln!“ Offenbar sei bei den Wählerinnen und Wählern positiv aufgenommen worden, dass die Verantwortung für die Stadt bei den Grünen in guten Händen sei, so Ibn Salem.

Gefeiert wird dann vor allem auch die Spitze der Fraktion. Christiane Martin war auf dem ersten Platz der Grünen-Liste ins Rennen gegangen. Für sie sind die vorhergesagten 25 Prozent ein Erfolg – die Grünen sind offenbar die Partei mit den meisten Stimmen bei dieser Wahl zum Stadtrat, werden die größte Fraktion stellen. Nun sei das Ziel, die Stadt mit einem „stabilen Ratsbüdnnis zu regieren“, so Martin.

Daran schließt auch Lino Hammer an, Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Rat: „Es wird kein Bündnis gegen uns geben können.“ Einige Wahlkreise aber seien zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden, insofern könne man auch noch nicht sagen, wer tatsächlich dem Rat angehören werde. Wenn viele Direktkandidaten gewählt werden, zieht die Reserveliste nicht so weit.„Wir werden mit den kleinen Fraktionen nun anstrengende Gespräche in den nächsten Wochen führen“, sagt Hammer unter dem Beifall der Anwesenden: „Und es wird ein stabiles Bündnis mit uns geben!“

Stimmung wandelt sich im Laufe des Abends

Die schlechte Stimmung vom Beginn des Abends ist damit verschwunden. Da ging der Co-Vorsitzende Ibn Salem noch gemeinsam mit Jahn in ihrem dunkelgrünen Kleid auf die Bühne, griff zum Mikrofon, sprach von Verlusten und seiner Sorge um Zugewinne für die AfD. Jahn versuchte ein Lächeln, beschwörte, dass Köln anders sei als der Rest des Bundeslandes. „Je später der Abend, umso besser die Ergebnisse“, sei bisher immer das Motto gewesen. Die Kommunalwahl vor fünf Jahren habe zu „besonderen Zeiten“ stattgefunden, deshalb habe es auch besonders gute Ergebnisse für die Grünen gegeben. „Viel Spaß und bis gleich“, beendete Ibn Salem den kurzen Auftritt. Nach Spaß sahen die Gesichter im Saal des Gürzenich aber zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich aus, umso befreiter war später der Jubel.

Vorfreude auf kommende Wahlkämpfe

Man dürfe jetzt noch feiern, hieß es von der Parteispitze. Aber an diesem Montag gehe dann der Wahlkampf weiter. Viele waren zuvor auf der Bühne unter anderem mit Sonnenblumen geehrt worden für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Werbung um Wählerstimmen. Genau das steht nun wieder an, denn für die Stichwahl wollen die Grünen massiv Reklame machen: Sie wünschen sich ihre Kandidatin Berivan Aymaz an der Spitze der Stadtverwaltung und auch des Stadtrates.