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Personalmangel in KölnKVB dünnt Fahrplan deutlich aus – zehn Prozent weniger Bahnen

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Langes Warten: Auf einzelnen Linien kommt es bereits ab 6. Februar zu Einschränkungen.

Langes Warten: Auf einzelnen Linien kommt es bereits ab 6. Februar zu Einschränkungen.

Wegen der angespannten Personallage zieht die KVB nun Konsequenzen: Der Fahrplan-Takt wird heruntergefahren. Ziel ist, das Angebot zu stabilisieren. Wir geben einen Überblick über die neuen Maßnahmen.

Ab März werden die Kölner Verkehrs-Betriebe ihren Fahrplan ausdünnen. Rund zehn Prozent der Stadtbahnfahrten entfallen künftig. Damit reagiert der Verkehrsbetrieb auf die krankheitsbedingten umfangreichen Ausfälle in den vergangenen Monaten und auf die Kritik, wie er damit umgeht. Folgende Änderungen greifen ab dem 1. März:

  • Bis ca. 9 Uhr, also in der morgendlichen Hauptverkehrszeit, gilt mit wenigen Ausnahmen (Linie 7, Linie 9 und Linie 17) der normale Fahrplan.
  • Die Linie 4 fährt nach 9 Uhr nur noch von Schlebusch bis zur Leyendeckerstraße.
  • Die Linie 5 fährt nach 9 Uhr auf dem gesamten Linienweg nicht mehr alle 10 Minuten, sondern nur noch im 20-Minuten-Takt.
  • Auf der Linie 7 entfallen morgens einige Verstärkerfahrten.
  • Auf der Linie 9 entfällt morgens eine Verstärkerfahrt im Rechtsrheinischen.
  • Die Linie 12 fährt nach 9 Uhr zwischen Niehl und Merkenich ebenfalls im 20-Minuten-Takt.
  • Die Linie 18 fährt nach 9 Uhr nicht mehr bis Thielenbruch. Dafür wird die Linie 13 von der Vischeringstraße nach Thielenbruch verlängert, um die Linie 3 zu entlasten und eine Verbindung zum Bezirkszentrum Mülheim herzustellen.
  • Auf dem Abschnitt zwischen Buchheim und Klettenberg verkehrt die Linie 18 dann alle 10 Minuten statt wie bisher alle 5 Minuten. Im Abschnitt bis Schwadorf bleibt es wie bisher beim 10-Minuten-Takt, von dort bis nach Bonn beim 20-Minuten-Takt.
  • Die Linie 17 fährt künftig nur noch alle 20 statt alle 10 Minuten, dafür aber in Doppeltraktion.

Diese Änderungen sollen ab dem 1. März gelten. Bereits ab dem 6. Februar entfallen die nachmittäglichen Verstärkerfahrten auf den Linien 1, 9 und 15. Außerdem werden auf den Linien 4, 13 und 18 jetzt zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt. Dadurch verlängern sich laut KVB die extrem kurzen Wendezeiten von teils nur vier Minuten, wodurch sich Verspätungen und Zugausfälle vermeiden ließen.

Wir fahren auf Sicht.
KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks

Die KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks verteidigte die Streichungen. Verkehrsbetriebe in ganz Deutschland hätten derzeit mit einem hohen Krankenstand zu kämpfen und würden ihr Angebot um bis zu 15 Prozent reduzieren, sagte sie. Die nun geplanten Einschränkungen, denen die Stadt Köln und der KVB-Aufsichtsrat noch zustimmen müssen, seien, so Haaks, „eine Gratwanderung zwischen dem, was wir den Fahrgästen und was wir unserem Fahrpersonal zumuten können“. Sie räumte selbstkritisch ein: „Die aktuelle Betriebsqualität entspricht weder den Erwartungen unserer Kunden noch unseren eigenen Ansprüchen.“

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Dass die wesentlichen Änderungen erst ab 1. März greifen, bedeutet im Umkehrschluss, dass sich die Fahrgäste in den nächsten acht Wochen weiterhin auf zahlreiche ungeplante Zugausfälle einstellen müssen. Wie lange das reduzierte Angebot gelten soll, ist offen. „Wir fahren auf Sicht“, sagte Haaks.

Krankenquote liegt bei rund 20 Prozent

KVB-Arbeitsdirektor Peter Densborn wies Berichte zurück, die KVB habe zu wenig Personal und kämpfe mit einer hohen Kündigungsquote. Für den Stadtbahnbetrieb benötige man 847 Fahrer, im Busbereich 770. Davon seien derzeit sieben Stellen für Stadtbahnfahrer und 16 für Busfahrer nicht besetzt. Ausfälle in dieser Größenordnung könne man normalerweise durch eine Personalreserve kompensieren. Doch momentan liege die Krankenquote nicht bei 11 Prozent, wie in den Planungen angesetzt, sondern bei rund 20 Prozent.

Die Fluktuationsquote beim Personal betrage rund vier Prozent, sagte Densborn. Im Bahnbereich habe es im vergangenen Jahr 37 eigene Kündigungen gegeben, im Busbereich 27. Die KVB bilde verstärkt Fahrerinnen und Fahrer aus, doch wegen der aufwendigen Ausbildung dauere es vom ersten Gespräch mit potenziellen neuen Mitarbeitern bis zum Dienstantritt bis zu zwölf Monate.

Täglich Übergriffe auf das Fahrpersonal

Was die Personalsuche erschwert, ist nicht nur der Fachkräftemangel, sondern auch der Umstand, dass KVB-Fahrer häufig Anfeindungen ausgesetzt sind. „Wir erleben jeden Tag Übergriffe auf unser Personal. Die Mitarbeiter werden beschimpft, bespuckt und sogar verprügelt“, sagte Densborn.


Probleme auch in Berlin und München

Mangelnden Humor kann man der KVB nicht vorwerfen. Als sich in letzter Zeit Verspätungen und Zugausfälle häuften, ließ der Betrieb zeitgleich Plakate kleben frei nach dem Motto: „Zu spät zur Arbeit? Schieb’ es doch auf die KVB, das glaubt jeder.“

Probleme mit erkranktem Fahrpersonal haben derzeit aber auch andere deutsche Verkehrsunternehmen. Im Dezember 2022 habe der Krankenstand rund 3,5 Prozentpunkte über dem Dezember 2019 (vor Corona) gelegen, erklärten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).

Im Busbereich entfallen dort derzeit – auch wegen des Fachkräftemangels – rund drei Prozent der Fahrten. Bei den Bahnen gab es diverse Streichungen. Zwischen 12 und 15 Prozent schwankt momentan die Krankenquote bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).

Außerdem fehle es durch den Fachkräftemangel an Werkstattpersonal, sagte ein MVG-Sprecher auf Anfrage. Deshalb habe man bei zehn Buslinien zeitweise die Takte ausgedünnt und bei der Straßenbahn die Verstärkerlinie 29 vorübergehend eingestellt. „Dadurch haben wir die unvermeidbaren Ausfälle zumindest für die Fahrgäste planbarer gemacht.“ (fu)

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