Polizei, Stadt und der Fachverband Fuss e.V. werben für Rücksichtnahme und Sicherheit im Straßenverkehr. Um den Fußverkehr zu stärken, hat die Stadt eine eigene Fußverkehrsbeauftragte.
Polizeiaktion in KölnSo gefährdet sind Fußgänger im Straßenverkehr

Zwischen 11 und 20 Uhr müssen Räder auf der Schildergasse geschoben werden — das ignorieren viele, die Polizei klärt auf.
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Unter dem weiß-blauen Schild „Fußgängerzone“ hängt ein weiteres Schild: „Radfahrer frei“. Noch klein gedruckter ist ein drittes Schild: Erlaubt sind Fahrräder hier werktags nur von 20 bis 11 Uhr sowie ganztägig an Sonn- und Feiertagen. In der Schildergasse gibt es so einige, die das überlesen — oder vielleicht auch bewusst ignorieren. Am Mittwochmittag wartete die Polizei auf sie. Es ging dabei weniger um Knöllchen, als um Aufklärung.
Die gemeinsame Fußgänger-Aktion von Polizei, Stadt und dem Fachverband Fuss e.V. will für Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme sensibilisieren. Sie fand da statt, wo eigentlich zu Fuß Gehende in ihrem Terrain sind, an der Ecke Schildergasse/Zeppelinstraße am Neumarkt. „In den sogenannten Mischzonen steht man sich gegenseitig im Weg. Dann kann es auch zu Unfällen kommen“, sagt Matthias Blasius von der Kölner Polizeidirektion Verkehr. Bei schweren Unfällen mit Fußgängern sind aber vor allem motorisierte Fahrzeuge involviert. Die Zahl der verunglückten zu Fuß Gehenden in Köln ist 2024 um 6,5 Prozent gesunken (siehe Infografik). Besonders stark sank die Zahl der tödlich Verunglückten, von 14 auf fünf.

Fußverkehrsbeauftragte Britta Buch
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Fußgänger sollen sich bequem, komfortabel und sicher im Kölner Stadtgebiet bewegen.
„Wir wollen Fußgänger vor allem darauf sensibilisieren, aufmerksam zu sein“, so Matthias Blasius. Wer mit großen Kopfhörern und dem Blick aufs Handy gerichtet durch die Gegend laufe, könne gefährliche Situationen verpassen. Zu diesem Thema hat die Kölner Polizei in dieser Woche auch ein Video in den sozialen Netzwerken geteilt, das schon mehr als 20.000 Mal angesehen wurde.
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Bei 55 Unfällen im vergangenen Jahr spielte die Missachtung der Ampelsignale durch die zu Fuß Gehenden eine Rolle. Hier wurden 20 Personen schwer verletzt, eine erlitt tödliche Verletzungen. Deshalb behielten die Beamten während der mehrstündigen Aktion am Mittwoch auch die Ampel auf dem Neumarkt im Blick. „Ob man über Rot geht, hat man selber in der Hand“, sagt Polizist Blasius. Selbst beeinflussen können man die eigene Sicherheit auch bei der Kleidung. Gerade in der dunklen Jahreszeit sei es wichtig, sich nicht ausschließlich Schwarz anzuziehen, und möglichst helle oder reflektierende Kleidung zu wählen.

Fahrräder sind auf der Schildergasse nur zu Gast.
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Um den Fußverkehr zu stärken, hat die Stadt eine Fußverkehrsbeauftragte. Seit Anfang des Jahres ist das Britta Buch. Noch vertritt sie alleine die Belange der zu Fuß Gehenden in Köln, das soll sich aber bald ändern: Es könnte noch eine zweite Stelle ausgeschrieben werden. „Ich hoffe auf Unterstützung“, sagt Britta Buch, die am Mittwoch im Rahmen der Sicherheitswoche für den Fußverkehr ebenfalls Flyer in der Fußgängerzone verteilt. „Radfahrerinnen und Radfahrer sind in den Fußgängerzonen nur zu Gast“, betont Buch. „Viele Leute wissen tatsächlich nicht, was erlaubt ist und was nicht.“ Denn selbst da, wo eine Fußgängerzone auch für Radfahrende frei ist — etwa in der Ehrenstraße —, gilt: Schrittgeschwindigkeit, nur bei ausreichend Platz überholen und im Zweifelsfall absteigen und schieben. „E-Scooter dürfen grundsätzlich nicht in Fußgängerzonen fahren“, erklärt eine Polizistin einer Passantin.

Verunglückte Fußgänger in Köln 2020-2024
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„Wir werben für Rücksichtnahme“, sagt Buch. Gerade sei ein neues Schild in Arbeit, das dort, wo viele Verkehrsteilnehmer aufeinander treffen, um genau diese bittet. Im Dezember soll es voraussichtlich zunächst in Grünbereichen und am Rheinufer zum Einsatz kommen. Buch, die dem Dezernat für Mobilität zugeordnet ist, hat in den vergangenen Monaten vor allem an dem Projekt „Freie Ecke“ gearbeitet, in dem Eckbereiche von Straßen von Hindernissen und Möblierung befreit werden sollen, damit Fußgänger sie sicherer überqueren können. Laut Buch wurden vier dieser Ecken umgesetzt, vier weitere seien in Arbeit, weitere neun Standorte sollen folgen. Weitere Themen seien neue Fußgängerüberwege, Gehwegbreiten sowie der Verzicht auf Parken auf dem Gehweg. „Fußgänger sollen sich bequem, komfortabel und sicher im Kölner Stadtgebiet bewegen.“
Fuss e.V.: Radspuren wirken sich positiv auf den Fußverkehr aus
Beim Fußverkehr „sei noch sehr viel Luft nach oben“, sagt Anne Grose, die Vorsitzende von Fuss e.V. in Köln. „Aber es hat sich auch schon einiges entwickelt.“ Die Radspuren auf den Ringen etwa, die auch den Fußgängern zu Gute kommen. „Für Fußgänger ist sonst oft einfach zu wenig Platz. Gerade ältere Leute brauchen einen größeren Sicherheitsraum und fühlen sich sonst oft bedrängt und auch erschreckt.“

