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Sabine Stiller – eine steile KarriereDie erste Frau im Porzer Spitzenamt

Lesezeit 4 Minuten
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Sabine Stiller sprach nach der Wahl erstmals als Bezirksbürgermeisterin.

Porz – Der Tisch ist voller Blumensträuße, so dass man fast anbauen müsste, damit alle ihren Platz haben. Sabine Stiller findet aber noch eine Lücke, wo sie den letzten Strauß in ihrer Hand ablegen kann. Denn nach der Gratulation zur Wahl der Bezirksbürgermeisterin muss die 62-Jährige ihres Amtes walten und die Leitung der konstituierenden Sitzung der Bezirksvertretung Porz übernehmen. „Ich strebe eine wertschätzende Zusammenarbeit aller Bezirksvertreter zusammen mit der Verwaltung und der Oberbürgermeisterin an“, sagt sie zu Beginn.

SPD führte die zweite Liste an 

Die Leitung der Wahl hatte zuvor als ältester Bezirksvertreter Helmuth Krämer (Linke) inne. Er führte durch das Prozedere, bei dem die 19 Bezirksvertreter ihre Stimme abzugeben hatten. In einer eigens aufgestellten Wahlkabine im Porzer Rathaussaal mussten sie sich entscheiden: Zwischen Liste 1 mit den Kandidaten Sabine Stiller (CDU) und Thomas Werner (Grüne) als Stellvertreter und Liste 2 mit Lutz Tempel (SPD) als Bezirksbürgermeisterkandidat und Jonas Hallmann (Die Partei) als Stellvertreter.

Nach der Stimmauszählung herrschte Gewissheit. Am Ende entfielen zwölf Stimmen auf Liste 1 und sieben Stimmen auf Liste 2. Somit war klar, dass mit Sabine Stiller zum ersten Mal eine Frau das Amt des Bezirksbürgermeisters in Porz übernehmen wird. An ihrer Seite sind Lutz Tempel erster und Thomas Werner zweiter Stellvertreter.

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CDU und SPD haben Sitze verloren 

Die Wahl war im Grunde keine große Überraschung. Schon vor der Sitzung war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Stiller ins Amt gehoben wird. Schließlich hatten sich schon vorher CDU und Grüne auf eine weitere Kooperation für die neue Wahlperiode verständigt. Zusammen haben die beiden Parteien zehn der 19 Stimmen, also die Mehrheit in der Bezirksvertretung. Für ihre Liste zur Wahl der Bezirksbürgermeisterin hätten also allein ihre Stimmen ausgereicht. Nun gab es zwei weitere aus dem Kreise der Bezirksvertretung.

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In die hatte es Sabine Stiller gar nicht direkt geschafft. Bei der Kommunalwahl stand sie nämlich auf Listenplatz 7. Die Christdemokraten wurden letztlich zwar stärkste Kraft in Porz, schafften bei der Wahl aber nur sechs Sitze. Also einer zu wenig für Sabine Stiller. Doch nach der Kommunalwahl begann der Polit-Poker.

Begehrter Gesprächspartner: die Grünen 

Denn um Mehrheiten bilden zu können, musste für alle Parteien ein Kooperationspartner her. Weder die sechs Sitze der CDU, noch die fünf der SPD – beide Parteien hatten jeweils einen Sitz gegenüber der vorherigen Wahl verloren – reichten aus. Begehrter Gesprächspartner: Die Grünen. 

Sie hatten bei der Wahl zwei Sitze dazu gewonnen und konnten ihre Fraktionsstärke auf vier erhöhen. So war klar, Mehrheiten sind nur mit den Grünen zu schaffen. Denn dass CDU und SPD kooperieren galt als eher unwahrscheinlich. Da die CDU schon in der vergangenen Legislaturperiode eine Kooperation mit den Grünen (und der Einzelmandatsträgerin der FDP, Elvira Bastian) hatte, lag es nahe, diese fortzuführen. Erste Wahl der CDU waren also die Grünen. Doch die wollten sich so einfach nicht einspannen lassen. Ihrer Position wohl bewusst, stellten sie Forderungen. Eine lautete: Henk van Benthem solle nicht mehr Bezirksbürgermeister sein. Grund dafür war der Vorwurf an van Benthem, dass er sich bei der Kommunalwahl 2014 mit den Stimmen rechter Parteien hatte ins Amt wählen lassen.

Plötzlich die Nummer eins

Schließlich nahm der 69-jährige van Benthem in dem Polit-Poker seinen Hut und verzichtete auf sein Mandat in der Bezirksvertretung. Für ihn rückte Sabine Stiller nach – und war plötzlich Kandidatin Nummer eins für den Porzer Chefsessel. Denn Fraktionschef Werner Marx, der sich als politischer Kopf sieht und außerdem auch ein Ratsmandat hat, hatte für den Posten genauso abgewunken wie Andreas Bischoff. Der war schon als geeigneter Kandidat gehandelt worden, doch sieht er sich beruflich zu sehr eingespannt, um als Porzer Repräsentant auf vielen Veranstaltungen Gast zu sein. Die drei übrigen neuen CDU-Bezirksvertreter müssen noch Erfahrungen sammeln. Bei den Grünen hatte sich Fraktionschef Dieter Redlin ins Spiel gebracht, doch auch ihm musste klar gewesen sein, dass wenn er am Stuhl von van Benthem sägt, die CDU ihn nicht auf selbigen hieven wird.

Glückwünsche für Stiller und ihre Stellvertreter 

Die neue Bezirksbürgermeisterin Sabine Stiller dankte nach ihrer Verpflichtung allen, die sie gewählt haben. „Ich gehe davon aus, dass wir es als Team schaffen werden.“ Und allem Anschein nach versteht sich die Bezirksvertretung Porz – zumindest derzeit – als Team. Denn anders als nach der Kommunalwahl 2014 wurden Bezirksbürgermeisterin Stiller und ihre Stellvertreter von allen Fraktionen zu ihrer Wahl beglückwünscht.

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