Abo

So wohnt KölnZeitlos, elegant, klar – Uralt-Gutshof erinnert an Mode von Giorgio Armani

Lesezeit 5 Minuten
Ein großes Wohnhaus mit Garten und Baumbestand ist zu sehen.

Idyllisch am Rand von Rodenkirchen liegt das Hofgut Schillingsrott.

Das Ehepaar Bonelli lebt auf einem Gutshof aus dem 12. Jahrhundert. Mit viel Liebe, Zeit und Geld haben die beiden ihn für ihre Bedürfnisse umgebaut.

Die Mode von Giorgio Armani steht für zeitlose, schlichte Eleganz, Qualität und eine klare Formensprache. Der italienische Designer gilt als Erfinder der Farbe „Greige“, einer Mischung aus grau und beige. So präsentiert sich das Wohnhaus der Eheleute Walter und Petra Bonelli im Hofgut Schillingsrott.

„Er hat halt viel für Armani gearbeitet“, sagt Petra Bonelli. Seit den 1990er Jahren hatte Bonelli hier seine Firma Graffitex Textile Company, 2009 wurde die Firma mit insgesamt 60 Mitarbeitern aufgelöst. Der heute 71-Jährige produzierte in Shanghai hochwertige Textilien für nahezu alle angesagten Designer.

Der ehemalige Bauernhof mit Pferdestallungen, der erstmals im 12. Jahrhundert Erwähnung findet, liegt im entlegensten Winkel Rodenkirchens, unweit des Forstbotanischen Gartens und dennoch fußläufig zum Maternusplatz. Es ist die einzige erhaltene, geschlossene Hofanlage im Veedel. Gekauft hat ihn Bonelli 1997 von Heinz D. Stuckmann, dem Gründer und Schulleiter der Kölner Journalistenschule, der später als Spion verhaftet wurde. Die Schule war damals hier untergebracht.

Alles zum Thema Wohnen Köln

Bonelli kaufte allerdings nur den Südflügel und das Herrenhaus. Zu jener Zeit wurde die historische Wohnanlage zu Wohnzwecken umgebaut. „Wir hätten alles kaufen können, haben uns aber die Filetstücke herausgesucht“, sagt Petra Bonelli.

Im dreistöckigen Herrenhaus wohnen wollten sie nicht. „Das sieht zwar toll aus, aber es hat auch 20 Zimmer“, sagt Bonelli, der das Herrenhaus an der Römerstraße an eine Anwaltskanzlei vermietet hat. Zur Zeit des Kaufs war um das gesamte Anwesen alles noch Wiesenland. Bonellis ließen von einem Architekten und vielen Helfern die ehemalige Strohscheune unter Denkmalschutzaspekten zu ihrem heutigen Wohnhaus umbauen. Das hat ein Jahr gedauert.

Alte Fotos zeigen den alten Hof, der eher einer Ruine glich

„Die ganze Last der Scheune stand auf einer Autobatterie“, sagt Bonelli. Zumindest der tragende Balken, wie sich bei den Umbauarbeiten herausstellte. Alte Fotos im Flur zeugen von der damaligen Hofsituation, eher einer Ruine, in der zwischenzeitlich auch ein Reitstall untergebracht war.

Geblieben sind die massiven Balken, die sich über beide Etagen auf etwa 300 Quadratmeter Wohnfläche ziehen. „Durch den Holzbalken kann man sich unterhalten, wenn man mag“, sagt seine Frau. Die beiden sind seit über 30 Jahren verheiratet, haben eine erwachsene Tochter. 2000 zogen sie in das dann fertig gestellte Anwesen.

Beim damaligen Umbau stand die Frage im Raum, eine Galerie einzuziehen oder alles zu öffnen. Das Ehepaar entschied sich für die zweite Variante. Das Interieur ist besonders und geprägt von ihren zahlreichen China-Reisen, den Streifzügen durch Antiquitätenläden und der Liebe zu Italien. Art Deko Stücke, wie die Lampen, haben sie über die Jahre gesammelt. Der Wohnzimmerschrank war einmal ein chinesischer Palastschrank.

Zypressen, Oliven, Mandelbäume – alle Pflanzen stammen aus Italien

Jede Pflanze auf dem Grundstück stammt aus Italien. „Aus meiner Heimat“, sagt Bonelli und erzählt von der Toskana, Lucca, Pescia und Montecatini und blickt in den eingezäunten Garten mit seinen Zypressen, Oliven, Bambussträuchern, Kräutern, Mandel- und Lorbeerbäumen und dem Naturpool. Der Steinboden im Wohnzimmer sieht aus, als wäre er schon immer da gewesen.

Doch der gerüttelte Stein wurde in Containern aus Italien geholt und auf der gesamten unteren Etage auf zwei Ebenen eingebaut. Die Küche hat das Paar von einem Freund aus Edelstahl bauen lassen. Eine Reminiszenz an die Küchen von Boffi, der italienischen Edel-Küchenfirma, die Designgeschichte geschrieben hat. Petra Bonelli hält die empfindlichen Oberflächen mit „Toleranz und Spülmittel“ sauber.

Bonelli liebt Stahl. Stahlregale aus der ehemaligen Firma werden im Ankleidezimmer als Regale weiter genutzt. Neben dem Wohnraum auf zwei Ebenen mit der angrenzenden Küche verfügt die umgebaute Scheune über ein Büro, zwei Bäder und ein Schlafzimmer. Das Kinderzimmer ist geprägt von Dachbalken und hat eine Empore. Das Bad der Tochter hat einen tollen Blick in den Innenhof. Der wird allerdings kaum genutzt. Die Türen haben sie aus Massivholz bauen lassen. Der Boden im obersten Stockwerk, Eiche rustikal, hat viele Partys und Feste erlebt und sieht noch immer aus wie neu.

Lieblingsplätze haben die beiden viele. Besonders gerne sitzen sie mit Freunden in der Küche, wo täglich gekocht wird. „Das Sofa hat eine hohe Einschlafqualität“ sagt Petra Bonelli, die mit ihrem Mann das Vermögen verwaltet, das sich die beiden selbst erarbeitet haben. Zu zweit sitzt das Ehepaar auch gerne vor dem Kamin auf der unteren Wohnebene.

Zwei Wohnungen sind im Südflügel vermietet. Den vorderen Teil des Südflügels haben sie 2021 verkauft. „Wir hätten viel zu viel investieren müssen“. Die gut 500 Quadratmeter Grund mit rund 320 Quadratmeter Wohnfläche waren zuletzt im oberen Geschoss Wohnfläche, im unteren Geschoss Gewerbe. Die jetzigen Eigentümer nutzten ebenso das vorhandene Baumaterial mit den Gauben, Schlagläden, den Eisensprossenfenstern und den Stall-Türen, um ein modernes, einzigartiges Wohnambiente zu schaffen.

Viel zu tun gibt es immer. Die Gasheizung hat das Ende ihrer natürlichen Laufzeit erreicht und wird auf Hybrid umgestellt, Fotovoltaik auf dem Garagendach installiert. Die beiden haben auch zwei Wohnhäuser in der Toskana und pendeln zwischen Italien und Rodenkirchen. Das Leben und das jeweils damit verbundene Ambiente lieben sie an beiden Orten. „Es ist die Mischung“.

Wenn Sie auch besonders wohnen – ganz hoch, ganz tief, ganz klein, ganz groß, im Architektenhaus, auf dem Bauernhof, in einem Wohnheim, einem umgebauten Gutshof, in der Kaserne – und uns von Ihrer speziellen Wohnsituation erzählen wollen, dann melden Sie sich gerne per E-Mail bei uns.

Rundschau abonnieren