Planungen der StEBWann Kölns erstes Windrad in Betrieb gehen soll

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Windkraftanlagen

Windkraftanlagen und Hochspannungsleitungen vor dem Abendhimmel. Köln soll ein 150 Meter großes Rad bekommen.

Dr. Christian Gattke beantwortet im Interview verschiedene Fragen rund um das neu geplante Windrad in Köln.

Abgesehen von einem ehemaligen Versuchswindrad der Rheinenergie wollen die Stadtentwässerungsbetriebe auf dem Klärwerksgelände Stammheim die erste ernstzunehmende Windkraftanlage auf Kölner Stadtgebiet bauen. Dr. Christian Gattke erklärt im Gespräch mit Ingo Schmitz, wie es um das Projekt steht.

Im Dezember wurde bekannt, dass die Stadtentwässerungsbetriebe ein Windrad am Standort des Großklärwerkes Stammheim planen. Wie waren die Reaktionen darauf?

Es gab eine große Neugier, insbesondere was das Genehmigungsverfahren betrifft. Da hat man schon deutlich gemerkt, dass bisher noch keine Windkraftanlage in Köln gebaut wurde. Vor allem gab es auch Fragen zum Natur- und Artenschutz.

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Kein Protest?

In einer ersten Bürgerversammlung im Dezember gab es natürlich auch kontroverse Diskussionen. Wir haben auch viele Anfragen per Mail bekommen. Aber da war eigentlich nichts dabei, was uns eine generelle Ablehnung gegenüber der Nutzung der Windenergie signalisierte. Vielmehr war ein großer Wissensbedarf bezüglich der erforderlichen Prüfungen erkennbar.

Auf welchem Stand der Planung sind Sie?

Wir haben bisher „nur“ eine Machbarkeitsstudie vorliegen. Dafür haben wir unterschiedliche Anlagentypen untersucht und wesentliche Eckpunkte prüfen lassen wie Lärmentwicklung, Schattenwurf und Abstandsvorschriften. Auch sind wir der Frage nachgegangen, was ein Genehmigungsverfahren für eine solche Anlage alles beinhaltet. Das ist ja das erste Windrad für die StEB Köln, wir begeben uns auf Neuland.

Warum braucht die Steb überhaupt ein Windrad?

Die Stadt Köln hat sich das Ziel gesetzt im Jahr 2035 treibhausgasneutral zu sein. Als Stadttochter sind wir verpflichtet, dazu beizutragen. Die StEB Köln haben sich sogar das Ziel gesetzt, bereits 2030 treibhausgasneutral zu sein. Das können wir auch erreichen. Die Nutzung der Windkraft ist ein wesentlicher Teil des Vorhabens, mit ihr können wir mehr als ein Drittel der erforderlichen CO2- Einsparungen erreichen.

Wie werden sie die Energie einsetzen, die sie mit der Anlage gewinnen?

Bis zu 95 Prozent werden wir direkt im Großklärwerk einsetzen. Die restlichen fünf Prozent sind dann Lastspitzen, die wir ins Netz einspeisen.

Ist das Windrad schon beschlossene Sache für die Steb?

Vorgesehen ist, dass der Verwaltungsrat der StEB Köln im Sommer2024 den Bau einer Windkraftanlage beschließt. Auch müssen wir uns dann für einen Anlagentyp entscheiden, denn das ist wichtig für das Genehmigungsverfahren.

Es ist also noch nichts final beschlossen. Ist damit auch denkbar, dass das Windrad auch nicht kommt?

Wir müssen einen Mindestabstand von 300 Metern zur Wohnbebauung einhalten. Das tun wir.
Dr. Christian Gattke

Das endgültige Ja für das Vorhaben gibt es noch nicht. Dazu muss man aber sagen, dass ausgehend von den bisher vorliegenden Erkenntnissen sich nichts ergibt, was aus Gründen des Immissionsschutzes, des Natur- und Artenschutzes oder anderer öffentlicher Belange gegen die Anlage sprechen würde. Dies gilt natürlich vorbehaltlich der erforderlichen detaillierten Untersuchungen z.B. zu den Schallimmissionen, die für das Genehmigungsverfahren noch zu erstellen sind und natürlich der Prüfung durch die Genehmigungsbehörde.

Das Windrad steht auch in keiner Sichtachse?

Es gibt bei der Sichtbarkeit Auflagen, da geht es unter anderem um die sogenannte „bedrängende Wirkung“. Weil das Windrad bis zur höchsten Rotorspitze 150 Meter messen soll – wir bleiben also knapp unter der Höhe des Kölner Doms – müssen wir einen Mindestabstand von 300 Metern zur Wohnbebauung einhalten. Das tun wir. Für das Projekt haben wir auch schon Kontakt zur Stadtverwaltung aufgenommen und zur Bezirksregierung, die für unser Anliegen die Genehmigungsbehörde ist. Auch dabei hat sich nichts ergeben, was in Hinblick auf die Sichtachse gegen das Projekt sprechen würde.

Windräder stellen eine Gefahr für Vögel dar. Wurde das untersucht?

Wir haben die sogenannte Vogelkartierung abgeschlossen. Das heißt, ein Fachbüro hat in unserem Auftrag bei mehreren Begehungen vor Ort untersucht, welche Vogelarten dort vorkommen und ob ihnen das Windrad gefährlich werden kann. Als besonders kollisionsgefährdet gelten Rot- und Schwarzmilane. Diese Vogelarten sind in der Nähe beobachtet worden, aber sie fliegen in der Regel nicht im Kernbereich des Großklärwerks. Dort gibt es für sie keine Nahrung. Brutplätze von Rot- oder Schwarzmilan sind bei einer „Horstkartierung“ nicht in der Nähe des möglichen Windradstandortes gefunden worden.

Christian Gattke

Dr. Christian Gattke leitet sei Mai 2023 den Geschäftsbereich Wasserwirtschaftliche Grundlagen und Investitionen beiden StEB

Welche Schritte müssen denn jetzt noch unternommen werden bis zum Bau des Windrades?

Wenn wir den Beschluss des Verwaltungsrates der StEB Köln haben, dann müssen wir bei der Bezirksregierung Köln als obere Immissionsschutzbehörde einen Antrag stellen. Zurzeit gehen wir davon aus, dass wir alle für den Antrag notwendigen Unterlagen Mitte 2025 zusammen haben werden und einreichen können. Voraussichtlich Mitte 2026 könnte die Genehmigung erfolgen. Ende 2026 könnte der Bau beginnen. Ich gehe davon aus, dass das Windrad frühestens Mitte 2027 in Betrieb gehen kann.

In wie weit können sich Bürgerinnen und Bürger in das Verfahren einbringen?

Es handelt sich um ein sogenanntes vereinfachtes Verfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz. Hierbei holt die Genehmigungsbehörde Stellungnahmen der Fachbehörden und Träger öffentlicher Belange ein, deren Aufgabenbereich durch das Vorhaben berührt wird Hierzu gehören z.B. die entsprechenden Behörden für Natur- und Artenschutzrechts, Bauordnung und Luftverkehr - aufgrund der Nähe zum Sportflughafen Kurtekotten und dem Köln/Bonner Flughafen brauchen auch eine Genehmigung der Luftfahrtbehörden - aber auch die anerkannten Natur- und Artenschutzverbände. Eine Öffentlichkeitsbeteiligung ist nur für den Bau eines Windparks ab einer bestimmten Anzahl von Windrädern, nicht für den Bau eines einzelnen Windrades vorgeschrieben. Da wir aber in guter Nachbarschaft die Öffentlichkeit mitnehmen wollen, informieren wir fortlaufend freiwillig über die Inhalte der Planungen. Am kommenden Mittwoch wird es wieder eine Infoveranstaltung geben.

Reicht ihnen ein Windrad, oder wollen sie in Stammheim oder an den anderen Klärwerkstandorten noch weitere bauen?

Ein zweites Windrad können wir in Stammheim nicht unterbringen. Auch in den meisten anderen Anlagen haben wir nicht genug Platz. Was noch in der Diskussion ist, ist der Klärwerks-Standort Langel. Doch diese Option haben wir vorerst zurückgestellt. Wir konzentrieren uns jetzt auf das Windrad am Großklärwerk Stammheim.

Zur Person

Dr. Christian Gattke leitet sei Mai 2023 den Geschäftsbereich Wasserwirtschaftliche Grundlagen und Investitionen bei den Stadtentwässerungsbetrieben (StEB) Köln. Vorher war der 54-jährige Diplom-Geograph beim Erftverband. Eine Bürgerinformationsveranstaltung zu dem Windrad fürht die Steb am kommenden Mittwoch. 24. April in der Schützenhalle in Stammheim, Egonstraße 23 durch. Unter anderem wir ddabei die Machbarkeitsstudie vorgestellt.

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