Nach Vandalismus und Bränden in Köln-Dellbrück gründet die Polizei eine Einsatzgruppe zur Ermittlung und Prävention jugendlicher Straftaten.
Vandalismus in KölnPolizei geht gegen Jugendbande in Dellbrück vor

Lucia Rolving ist die Leiterin der Ermittlungsgruppe „Lost“
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Es mache ihnen Spaß, sagt Lucia Rolving. Die Polizistin steht am Rande eines Spielplatzes am Dellbrücker Mauspfad und erzählt von Straftaten von Kindern und Jugendlichen. Die Auflistung ist erschreckend und die Taten haben in der Vorstadt-Idylle von Dellbrück für reichlich Aufregung und Unruhe gesorgt. Steinwürfe auf Bahnen der Kölner Verkehrsbetriebe, Brandstiftung auf Spielplätzen und Sportanlagen, auf Schienen geworfene Einkaufswagen, ausgeleerte Feuerlöscher, angezündete Bagger oder Böllerwürfe auf Hausfassaden — seit Monaten geht das im Kölner Stadtteil Dellbrück so. Ein Tatort von Steinwürfen auf die Bahnen sei beispielsweise die Station „Vischeringstraße“ gewesen. Die Polizei hat insgesamt schon etwa 50 Taten registriert, hinter denen eine Gruppe Jugendlicher stecken soll. Die Verdächtigen kommen meist selbst aus Dellbrück. „Sie stammen aus allen gesellschaftlichen Schichten“, berichtete die Polizistin weiter.
Den Kern bilden etwa zehn Jugendliche und Kinder, die durch den Stadtteil ziehen und immer wieder Straftaten begehen, dazu gehören auch noch Mitläufer. Die Kölner Polizei hat die Ermittlungsgruppe „Lost“ gegründet, was übersetzt „Verloren“ heißt. Die auf straffällige Minderjährigen und Jugendliche spezialisierten Beamte versuchen, die Taten einzelnen Mitgliedern der Gruppe zuzuordnen. Gegen einige der 14- und 15-Jährigen hat die Kriminalpolizei Strafverfahren wegen Brandstiftung, Sachbeschädigung, Eingriffs in den Bahnverkehr oder Körperverletzung eingeleitet. Mit im Boot ist das „Haus des Jugendrechts“, das sich mit straffälligen Jugendlichen und so genannten „Intensivstraftätern“ befasst. In die Datei werden Minderjährige und Jugendlichen aufgenommen, die etwa 100 Straftaten begangen haben. Manche Tatverdächtige aus Dellbrück seien auf dem Weg „Intensivstraftäter “ zu werden. Ein Beamter sagte: „Wir haben oft Kinder um fünf Uhr morgens nach Hause gebracht.“
Wir versuchen das Leben der Jugendlichen wieder in richtige Bahnen zu lenken.
Lucia Rolving und ihr Team wollen dies zusammen mit den Experten des „Haus des Jugendrechts“ vermeiden. Das Kölner Haus des Jugendrechts ist eine Kooperation zwischen der Staatsanwaltschaft, der Stadt und der Polizei in Köln. „Wir versuchen das Leben der Jugendlichen wieder in richtige Bahnen zu lenken“, betonte eine weitere Polizistin, die sich mit den jugendlichen Straftätern von Dellbrück befasst.
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Die Polizei bei einer Razzia in Dellbrück.
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Zurück zum Spielplatz am Dellbrücker Mauspfad, ein Treffpunkt der jungen mutmaßlichen Straftäter. Lucia Rolving berichtet weiter von den Gesprächen mit den Verdächtigen: „Sie pushen sich gegenseitig und suchen nach Anerkennung in der Gruppe“. Die Polizistin sagt ihnen dann: „Das ist nicht cool, was ihr macht.“ Doch die Minderjährigen und Jugendlichen würden oftmals „stumpf“ auf die Ansprache reagieren.
Hochsprunganlage des TV Dellbrück brannte ab
Für großen Ärger sorgte im Sommer 2025 ein Feuer auf dem Sportplatz des TV Dellbrück. In den frühen Morgenstunden des 18. Juli war eine Hochsprunganlage abgebrannt. Der Sportplatz liegt an der Mielenforster Straße. Die Feuerwehr konnte den Brand zwar eindämmen, von der Hochsprunganlage blieb jedoch nur ein verkohltes Gerippe übrig. Der Verein zeigte sich entsetzt über die Tat. Der entstandene Schaden beläuft sich nach Angaben des Vereins auf rund 10.000 Euro. „Was geht in den Köpfen von Menschen vor, die so etwas tun? Wir haben so viel Engagement in die Anlage gesteckt.“ Ist auch die Jugendgruppe für die Tat verantwortlich? „Die Ermittlungen dauern noch an“, teilte die Kölner Polizei mit. Die Straftaten in den vergangenen Monaten waren auch in den sozialen Medien ein großes Thema. „Das ist das Ergebnis, wenn die sozialen Angebote für Jugendliche auf ein Minimum reduziert werden“, schreibt beispielsweise eine Frau.
Die Zahl der Taten sei im Viertel nun zurückgegangen, berichtete ein Polizeisprecher gegenüber der Rundschau. Die Beamten seien aber weiter im Einsatz. Die Polizei sei in den vergangenen Monaten häufig an den Treffpunkten der Gruppe gewesen, auch mit der Bereitschaftspolizei. Außerdem gab es in den Wochen und Monaten intensive Gespräche mit manchen Eltern. Die Polizei berichtete aber auch, dass einige Erziehungsberechtigte für ein Gespräch mit der Polizei nicht bereit gewesen wären.
