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Karneval in KölnNRW-Innenminister Reul ruft zum Feiern trotz Drohungen auf

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ARCHIV - 24.09.2024, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Herbert Reul (CDU), Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen

„Wir dürfen uns von diesen Typen unsere Art zu leben nicht kaputtmachen lassen.“

NRW-Innenminister Reul fordert trotz IS-Drohungen gegen Köln, Karneval unbeschwert zu feiern, während 12.000 Polizisten für Sicherheit sorgen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat alle Karnevalsfreunde an Rhein und Ruhr dazu aufgerufen, sich durch Anschlagsdrohungen und Sicherheitsbedenken nicht vom Feiern abhalten zu lassen. „Gehen Sie raus, feiern Sie Karneval und genießen Sie die jecken Tage! Wir dürfen uns von diesen Typen unsere Art zu leben nicht kaputtmachen lassen“, appellierte Reul am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion. Der Minister will selbst ein Zeichen setzen, indem er erneut am Rosenmontagsumzug in Köln teilnehmen wird.

Zuvor waren im Namen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) über die sozialen Netzwerke martialische Drohungen für die Karnevalstage ausgebracht worden mit angeblichen Anschlagszielen, darunter auch Weiberfastnacht auf dem Alter Markt in Köln und das Festival „Green Komm“ am Karnevalssonntag auf den Kölner Ringen.

Karneval in Köln: Polizei bereitet sich intensiv vor

An Rosenmontag 12.000 Beamte im Einsatz„Die Polizei bereitet sich intensiv auf den Karnevalseinsatz vor. Natürlich haben unsere Sicherheitsbehörden auch aktuelle Entwicklungen im Blick - gerade wegen der abstrakt hohen Gefahr durch Anschläge“, so Reul. Allein an Weiberfastnacht werden NRW-weit rund 9900 Polizisten im Einsatz sein und an Rosenmontag noch einmal rund 12.000 Kräfte. „Im Vergleich zu einem gewöhnlichen Montag sind das rund 4600 Beamte mehr und im Vergleich zu einem regulären Donnerstag 2500“, sagte der Innenminister. Zugleich stellte er klar: „Polizei kann nicht überall sein.“

Nach den IS-Drohungen hatte auch das Bundeskriminalamt (BKA) erklärt, dass es für die Karnevalstage keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung durch Anschlagspläne gebe. Die allgemeine Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus bleibe aber unverändert hoch. Es ist kein Geheimnis, dass es für die deutschen Sicherheitsbehörden immer schwerer wird, radikalisierte Einzeltäter frühzeitig zu erkennen, die Anschläge ohne nennenswerte Vorbereitungen, Technik und Spuren im Netz begehen.

Selbst befreundete ausländische Nachrichtendienste, die Chats großzügiger abfischen dürfen, können dann keine Hinweise geben. So war der Anschlag auf den Solinger Stadtfest im vergangenen August mit drei Todesopfern von einem syrischen Asylbewerber begangen worden, dessen islamistische Radikalisierung von den Behörden unbemerkt blieb. Aus dem politischen Raum mehrten sich am Mittwoch dennoch die Rufe, nicht auf das Angst-Kalkül des Islamischen Staat hereinzufallen und öffentliches Feiern bloß nicht einzustellen. „Es ist das Ziel der Terroristen und ihrer Drohungen, für Verunsicherung zu sorgen, so dass wir mit einem mulmigen Gefühl zu Partys und Umzügen gehen. Doch die Sicherheitsbehörden waren und sind vorbereitet“, sagte Grünen-Innenexpertin Julia Höller.

Die offizielle Eröffnung auf dem Alter Markt an Weiberfastnacht richtet das Traditionskorps Altstädter Köln 1922 e.V. aus. Eine Absage der Veranstaltung kommt für die Altstädter nicht infrage:   „Karneval ist ein fester Bestandteil unserer Kultur und Identität“, sagt Björn Braun, Präsident des Korps. „Selbst in herausfordernden Zeiten stehen wir für Lebensfreude und Gemeinschaft.“ Da auch die Behörden keine Absage des Karnevals empfohlen hätten, sondern stattdessen die Sicherheitsmaßnahmen verstärken, halten die Altstädter an ihrer Eröffnungsfeier auf dem Alter Markt fest. „Wir arbeiten eng mit den Sicherheitsbehörden zusammen und setzen alle empfohlenen Maßnahmen um“, so Braun weiter.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte: „Eines ist klar: Es wird niemandem gelingen, uns Kölnerinnen und Kölnern einzuschüchtern“. Natürlich sei das Lebensgefühl der Kölner, das für Weltoffenheit, Toleranz und Miteinander steht, in den Augen von Islamisten und Terroristen ein Übel. „Für uns ist es aber das, was uns ausmacht, und das wird man uns auch nicht durch Einschüchterungsversuche nehmen können“, ließ Reker betonen.