Nach den Auftritten von Trump und Hegseth herrscht erneut Alarmstimmung in den USA. Auch ein Ex-General findet deutliche Worte.
„Sprache der Diktatoren“Warnungen und versteinerte Mienen – Trumps Rede sorgt für Alarmstimmung

US-Präsident Donald Trump bei seiner Rede vor mehreren Hundert US-Generälen in Quantico. Demokraten äußern scharfe Kritik an dem Auftritt. (Archivbild)
Copyright: Jim WATSON / AFP
Nach den Ansprachen von US-Präsident Donald Trump und dem amerikanischen Verteidigungsminister Pete Hegseth vor der US-Militärspitze herrscht Entsetzen unter Trump-Kritikern und Demokraten. „Das ist die Sprache der Diktatoren“, kommentierte etwa der demokratische Senator Chris Van Hollen den Auftritt des US-Präsidenten. Trump hatte zuvor von einem „Krieg von innen“ gesprochen. Den „radikalen linken“ Demokraten warf der Republikaner bei seinem Auftritt zudem vor, die von ihnen regierten Städte unkontrollierter Kriminalität preisgegeben zu haben.
Das Militär müsse den „Feind im Inneren“ deshalb nun bekämpfen, sagte Trump vor hunderten Generälen und Admirälen auf dem Militärstützpunkt Quantico südlich von Washington. Hegseth, der sich inzwischen „Kriegsminister“ nennt, verordnete den Truppen zudem eine ideologische Kehrtwende nach „Jahrzehnten des Niedergangs“.
Trump spricht von Krieg und Hegseth von „fetten Generälen“
Die Parole laute jetzt: Weg von „woken“ Vorstellungen hin zu „höchsten männlichen Standards“, erklärte der ehemalige „Fox News“-Moderator, der auch mit Äußerungen über „fette Generäle“ und aus dem Netz bekannten vulgären Abkürzungen für Irritationen sorgte.
Alles zum Thema Donald Trump
- Unsicherheit an den Märkten Goldpreis erreicht neuen Rekord – jetzt bei fast 3.900 Dollar
- Fragen & Antworten „Shutdown“ in den USA: Das muss man jetzt wissen
- Lage im Überblick Warten auf Hamas-Antwort – Trump setzt Frist
- Gaza-Friedensplan Wiederholen die USA ihre Fehler aus dem Irak-Krieg, Herr Jäger?
- Geheimnisvolles Treffen Hegseth und Trump schwören US-Armee auf Kriegszeiten ein
- Gerichtsbeschluss gegen Trump-Pläne Entlassungen bei Voice of America vorerst gestoppt
- Stimmen zu Trumps Nahost-Plan „Netanjahu setzt darauf, dass die Hamas die Arbeit für ihn erledigt“

US-„Kriegsminister“ Pete Hegseth in Quantico auf der Bühne. (Archivbild)
Copyright: AFP
Harte Kritik wurde daraufhin auch an Hegseth laut. Der „Kriegsminister“ habe den amerikanischen Steuerzahlern „Millionen in Rechnung“ gestellt, nur damit „jeder General nach Washington fliegen konnte, um sich diesen merkwürdigen Unsinn anzuhören“, schrieb etwa der demokratische Senator Chris Murphy bei X.
Scharfe Kritik an „Kriegsminister“ Pete Hegseth
Der Kongressabgeordnete Jason Crow sprach derweil von „widerwärtigen Szenen“, die es in Quantico gegeben habe. „Ein Wehrdienstverweigerer und ein Ex-Moderator von Fox News belehrten Militärkommandanten über Fitness und Gesichtsbehaarung“, kritisierte der Demokrat. Trump und Hegseth hätten mit ihrem Auftritt vor den Generälen „Schwäche statt Stärke“ ausgestrahlt, hieß es weiter von Crow.
Während insbesondere Hegseths Auftritt überwiegend mit Spott und Häme quittiert wurde, herrscht bei den Demokraten angesichts der Worte von US-Präsident Trump unterdessen Alarmstimmung. „Diese Rede sollte jeden verängstigen, der sich um unser Land sorgt“, schrieb Gavin Newsom, Trumps derzeit populärster Gegenspieler, bei X.
Newsom warnt vor Trump: „Das, was Diktatoren tun“
„Unseren Städten den Krieg zu erklären und unsere Truppen als politische Schachfiguren zu benutzen, ist das, was Diktatoren tun“, fügte der Gouverneur von Kalifornien an, der zuletzt immer wieder als möglicher Gegenkandidat für Trump bei der nächsten Wahl gehandelt wird.
„Dieser Mann kümmert sich um nichts anderes als sein eigenes Ego und seine Macht“, warnte der Demokrat, der Trump zuletzt mit immer schärferer Kritik bedacht hat und die amerikanische Demokratie mittlerweile ernsthaft bedroht sieht.
„Eine außerordentlich gefährliche Situation“
Allein ist Newsom mit seiner Alarmstimmung nicht: „Wir befinden uns in einer außerordentlich gefährlichen Situation“, warnte auch Jeff Merkley, Senator aus dem US-Bundesstaat Oregon. „Trump hat Generäle einberufen und ihnen mitgeteilt, dass er plant, das Militär in Städte als ‚Übungsplatz‘ zu entsenden, um ‚den Feind im Inneren zu eliminieren‘“, führte der Demokrat aus.
„Es gibt keine Rebellion. Es gibt keine Invasion. Es gibt nur einen Präsidenten, der gegen das Gesetz verstößt, um seine autoritäre Macht zu festigen“, betonte Merkley. Und ergänzte, dass es keine nachvollziehbare Begründung für dieses Vorgehen gebe.
Weißes Haus setzt aggressiven Kurs gegenüber Opposition fort
Auch sein Parteikollege Chris Murphy warnte vor dem Kurs des Republikaners. „Er sagt uns, was er tut“, schrieb der Senator aus Connecticut bei X. „Er setzt das Militär ein, um Proteste zu unterdrücken.“ Der Zeitpunkt, an dem die Opposition Trump „zuhört und ihre Strategie anpasst“, werde angesichts derartiger Worte des US-Präsidenten „irgendwann“ kommen, fügte Murphy hinzu.
Im Weißen Haus setzte man den aggressiven Kurs, den Trump und Hegseth in Quantico auf der Bühne eingeschlagen hatten, unterdessen trotz der scharfen Kritik der Demokraten unbeirrt fort.
„MAGA“-Bewegung nimmt Demokraten ins Visier
Auf der Plattform X unterstellte der Account des Weißen Hauses den Demokraten am Dienstagabend „offene Grenzen, ‚Transgender‘ für jeden, Männer in Frauensportwettbewerben“ sowie „Kriminalität und Gesetzlosigkeit in unseren Straßen“ zu wollen. Nie hieße es bei Demokraten „Amerika zuerst“, behauptete das Weiße Haus weiter.
Zuletzt hatte die „MAGA“-Bewegung („Make America Great Again“), die Präsident Trump anhängt, bereits versucht, den politischen Gegner für das Attentat auf den ultrarechten Influencer Charlie Kirk verantwortlich zu machen.

Hochrangige Führungskräfte des US-Militärs hören US-Präsident Donald Trump mit versteinerter Miene zu, als er in der Marine Corps Base Quantico spricht.
Copyright: Evan Vucci/AP/dpa
Bei der amerikanischen Militärspitze scheinen die Auftritte von Trump und Hegseth unterdessen für ähnlich wenig Begeisterung wie bei den Demokraten gesorgt zu haben. Weder der „Kriegsminister“ noch der US-Präsident wurden von den hochrangigen Militärs mit Applaus bedacht, worüber Trump sich auch sofort beklagte. Fotos zeigten die Generäle zudem überwiegend mit versteinerten Mienen.
Ex-Generalleutnant: Trump-Auftritt war „beleidigend“
Während die amtierenden Generäle nach der Versammlung in Quantico schweigen, meldete sich mit dem Generalleutnant Mark Hertling jedoch ein ehemaliges Mitglied der Militärführung zu Wort – und fand deutliche Worte für den US-Präsidenten und seinen „Kriegsminister“.
Trumps und Hegseths Ausführungen seien mitunter „beleidigend“ und „anstößig“ gewesen, befand Hertling im Gespräch mit dem US-Sender MSNBC. „Einige der Dinge, die der Präsident gesagt hat“ könne man „einfach nicht glauben“, führte der Ex-General aus. Trumps Rede sei „schockierend und voller Unwahrheiten“ gewesen, erklärte der Ex-General weiter. „Ich vermute, dass das nicht gut aufgenommen wird“, sagte Hertling zudem über die Wirkung der Rede auf die Militärspitze.
Ein Faktencheck von CNN stützt derweil das Urteil es Ex-Generals. Trump habe in seiner „wirren Rede“ zahlreiche falsche Behauptungen aufgestellt, berichtete der US-Sender – und zählte beispielhaft von Trump verbreitete Unwahrheiten über Ex-Präsident Joe Biden, die Nato, Venezuela, die Ukraine, Migration, die US-Wahl 202o sowie Zahlen zu Drogentoten in den USA auf.