Interview mit Laumann„Strenge Isolation in Altenheimen und Krankenhäusern war ein Fehler“

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Karl-Josef Laumann (CDU), Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.

Karl-Josef Laumann (CDU), Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.

Er meldete in NRW den ersten Corona-Fall an die Öffentlichkeit. Drei Jahre später hat Tobias Blasius drei Fragen an den Gesundheitsminister von NRW.

Als er am 25. Februar 2020 einen Mann aus Heinsberg, der mit schwerer Lungenentzündung ins Erkelenzer Hermann-Josef-Krankenhaus eingeliefert worden war, als ersten Corona-Fall in NRW meldete, ahnte der Gesundheitsminister nicht, dass ihn drei Jahre lang eine Pandemie beschäftigen würde.

Bald jährt sich zum dritten Mal der erste Corona-Fall in NRW. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die Zeit zurück?

Es waren drei schwere Jahre, in denen wir immer zwischen Gesundheitsschutz und Freiheitseingriffen abwägen mussten. Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber alles in allem sind wir nicht so schlecht durch diese Zeit gekommen. In NRW wurde keine Corona-Schutzverordnung von Gerichten gekippt, sodass ich meine, dass wir die Verhältnismäßigkeit gewahrt haben. Mit einer Ausnahme, die mich bis heute beschäftigt: Es war ein Fehler, dass wir zu Beginn der Pandemie zur Eindämmung von Infektionsketten strenge Isolationsregeln in Altenheimen und Krankenhäusern durchgesetzt haben. Da sind Menschen einsam gestorben, das kann man nicht mehr gutmachen.

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Betrachten Sie, ähnlich wie Ihr Kollege Karl Lauterbach, mittlerweile auch die Schulschließungen als Fehler?

Ja, das wissen wir heute, aber alle haben schon wieder vergessen, in welcher Lage das Land damals war. Wir hatten anfangs keinen Impfstoff, wir hatten nur selbstgebastelte Masken, wir wussten über das Virus noch nicht viel und sollten Infektionsketten schnell stoppen. Ein großer Teil der Wissenschaftler, der Eltern und der Lehrkräfte war unbedingt dafür, die Schulen zu schließen. Der andere war strikt dagegen. Als Minister kannst Du in dem Fall machen, was Du willst, die Torte hast Du immer im Gesicht.

Werden Sie die weitere Corona-Entwicklung beobachten?

Wenn demnächst die Teststellen nach dem Auslaufen der Finanzierung verschwinden, haben wir mit dem Abwassermonitoring noch ein Instrument, um Veränderungen beim Infektionsgeschehen frühzeitig erkennen zu können. Darüber hinaus aber finde ich, dass wir an einem Punkt angekommen sind, an dem wir den Umgang mit der Krankheit nicht mehr staatlich regeln müssen. Das liegt jetzt in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Es gibt doch keine Infektion, die in der Mitte der Gesellschaft so gut bekannt ist wie Corona. Wenn ich zwei Striche auf meinem Selbsttest habe, bleibe ich ein paar Tage zu Hause, weil ich meine Kolleginnen und Kollegen im Büro nicht anstecken will.

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