Die beiden Männer, die die Entführung einer Therapeutin planten, sitzen nach einer gescheiterten Erpressung von 1,5 Millionen Euro nun vor dem Kölner Landgericht.
Prozess in KölnTatplan um Entführung von Kölner Therapeutin dilettantisch ausgeführt

Ein Oberstaatsanwalt bindet einen Stapel Gerichtsakten. (Symbolbild)
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Die Entführung einer Therapeutin war von den beiden Tätern (40 und 55) detailliert und akribisch geplant worden. Einen handschriftlich verfassten Tatplan hatte die Polizei sichergestellt. Das Schriftstück stellt ein zentrales Beweismittel gegen die beiden Männer dar. Der Dilettantismus aber, mit dem die beiden den Plan dann aber ins Werk setzten, macht nicht nur professionelle Prozessbeobachter sprachlos.
So mietete der 55-Jährige die beiden Tatfahrzeuge, die sie während der Entführung nutzten, auf seinen Namen, wie am vierten Verhandlungstag in dem Fall am Freitag bekannt wurde, als der Vorsitzende die entsprechenden Rechnungen verlas. Aber nicht nur die Fahrzeuge bestellte der 55-Jährige auf seinen Namen, auch das für die Betäubung der Therapeutin verwendete Chloroform, bestellte er bei einer polnischen Onlineapotheke. Gleiches gilt für die Kiste, die bei einem Versand für Musikzubehör bestellt wurde. Kosten: 249 Euro.
Seit vorangegangener Woche stehen die Männer unter anderem wegen erpresserischen Menschenraubs vor dem Landgericht. Das beiden Männer, die gerne heiraten würden, hatte am 13. Oktober 2023 die ehemalige Therapeutin des jüngeren Angeklagten in ihrer Praxis überwältigt, betäubt, gefesselt in eine Kiste gezwängt und schließlich in ihre eigene Wohnung nach Niehl entführt. Geplant war die Erpressung von 1,5 Millionen Euro Schmerzensgeld wegen einer angeblichen Falschbehandlung durch die Therapeutin. Nachdem die Frau eine Zahlungsvereinbarung und eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben hatte, hatten die Männer die Frau am 14. Oktober wieder frei gelassen. An die Erklärung fühlte sich die Frau aber nicht gebunden und alarmierte die Polizei. Wenig später wurden die Männer festgenommen und sitzen seither in U-Haft. Einen Verhandlungstag zuvor, am Donnerstag, hatte der 55-Jährige sich weiter zur Tat erklärt: „Man kann nicht mit Worten beschreiben, welches Leid wir verursacht haben. Es ist ein erdrückendes Gefühl und nur schwer zu verarbeiten, einzugestehen, welches Horror-Szenario wir verbreitet haben“, gab sich der ehemalige Leiter eines Pflegeheims reuig. “
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Zu den Hintergründen der Tat erklärte der 55-Jährige, dass sein Mitangeklagter und Lebensgefährte Jura studiert habe und in Luxemburg an der Universität habe promovieren wollen. Von seinem Doktorvater sei der 40-Jährige aber schlecht behandelt und gemobbt worden. Über diese Erfahrungen habe der 40-Jährige mit der Therapeutin reden wollen, diese habe das alles aber nicht hören wollen. Der Doktorvater soll als Zeuge gehört werden.
Der Prozess wird fortgesetzt.