EIFELLAND – Als „ziemliche Zumutung“ hat Jens Spahn, Gesundheitspolitiker der Union, Dreibett- und Vierbettzimmer in Krankenhäusern bezeichnet. Und ein neues Versorgungsgesetz gefordert, das vorschreibt, dass auch gesetzlich Krankenversicherte künftig nur noch in Zweibettzimmern untergebracht werden.
Johannes Dörr, Geschäftsführer des Euskirchener Marienhospitals, hält die CDU-Initiative jedoch nicht für realisierbar. „Das kommt nicht“, ist Dörr sicher. Und rechnet vor: Das Euskirchener Krankenhaus mit 431 Planbetten verfüge über rund 100 Dreibettzimmer. Würden diese in Zweibettzimmer umgewandelt, müssten neue Zimmer für 100 Betten geschaffen werden. „Das sind mindestens vier Stationen, dann müssten wir zwei Etagen aufstocken“, kalkuliert Dörr. Mindestens zwölf Millionen Euro wären dafür anzusetzen. „Das kostet uns ein Vermögen“, ist er sich sicher. Er hält die Initiative daher für „aberwitzig,“ zumal es im Gesundheitswesen ohnehin an Geld fehle.
Derzeit werden in Euskirchen rund 40 Zweibettzimmer angeboten. Für diese Wahlleistung müssen Patienten zusätzlich zahlen. Sollte allerdings das Zweibettzimmer gesetzlicher Standard werden, würden den Krankenhäusern diese dringend benötigten Zusatzerlöse fehlen.
Dr. Hans Rossels, Hauptgeschäftsführer der Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH, hält sich hingegen mit Bewertungen merklich zurück. Rossels, der zugleich Vorsitzender der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) ist, fordert zwar einen finanziellen Ausgleich für entgehende Einnahmen, wenn ein solches Gesetz tatsächlich kommen sollte, will sich aber in seiner Organisation erst noch umfassend abstimmen, ehe er mit weiteren Statements an die Öffentlichkeit geht.
Das Schleidener St. Antonius Krankenhaus dürfte von einer geänderten Krankenhausunterbringung nur unwesentlich betroffen sein: Es besitzt nämlich nur noch drei Dreibettzimmer, wobei diese ohne eigene Nasszelle ausgestattet sind. Außerdem gibt es dort 45 Zweibettzimmer, jeweils mit Telefon und TV-Möglichkeit, in denen in der Regel auch die Kassenpatienten untergebracht sind. Für Zuzahler oder Privatpatienten gibt es sechs Zweibettzimmer mit erhöhtem Komfort. Außerdem kann das Krankenhaus 17 Einbettzimmer anbieten sowie zwei behindertengerechte Einbettzimmer.
Dass es so wenige Dreibett-Zimmer in Schleiden gebe, sei baulich bedingt, erläutert Theo Korth, der kaufmännische Direktor. Als das Gebäude 1969 bezogen wurde, gab es zahlreiche Dreibett-Zimmer, die nicht über eine eigene Nasszelle verfügten. Die Duschen wurden bei Sanierungen in 2002 und 2006 jedoch eingebaut, so dass aus Dreibettzimmern Zweibettzimmer wurden. Die derzeit noch in Schleiden verfügbaren Dreibettzimmer, die keine Nasszelle besitzen, werden ohnehin nur dann genutzt, wenn die Belegung sehr hoch ist.
Auch in der Eifelklinik St. Brigida in Simmerath bevorzugt man die Zweibettzimmer: „Grundsätzlich begrüßen wir den politischen Vorstoß der CDU“, teilt Leonie Böhringer für die Artemed Kliniken GmbH in Tutzing, die das Simmerather Krankenhaus von den Maltesern übernommen hatten, mit. „Auch wir sind der Meinung, dass eine Viererbelegung weder den medizinischen Bedürfnissen der Patienten noch deren Wunsch nach Privatsphäre entsprechen kann“, heißt es. Dementsprechend gebe es im Simmerather Krankenhaus keine Vierbettzimmer. Man versuche bereits jetzt, die Patienten hauptsächlich in Zweibettzimmern unterzubringen. Zwar komme es auch vor, dass sich drei Patienten ein (entsprechend großes) Zimmer teilten, genaue Zahlenangaben könne man jedoch nicht machen, da die Belegung hier stets individuell an die jeweiligen Bedürfnisse des einzelnen Patienten angepasst werde. Die Artemed Kliniken versichern jedoch, stets die optimale medizinische Versorgung als auch den persönlichen „Wohlfühlfaktor“ gewährleisten zu wollen.