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Landhandel in altem Gemäuer

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Regelmäßig in Betrieb ist die sehr gut erhaltene Kentener Mühle - wenn auch nur einmal in der Woche. Der Mahlbetrieb wurde bereits 1961 eingestellt.

KENTEN. 1961 war ein einschneidendes Jahr für die Familie Greve. Carl Greve starb, ein paar Monate später legte Sohn Peter die Kentener Mühle still, die seit Jahrzehnten für das Auskommen der Familie gesorgt hatte. „Die Konkurrenz der Großmühlen war zu groߓ, schildert Karl-Gerd Greve, einer der beiden Söhne von Peter Greve.

Eine Zeit der Umstellung war es für den gelernten Müller Peter Greve, der neben dem Mahlbetrieb auch die Schweinemast aufgab, die Schweineställe zu Lagerhallen umbaute und seinen Kohlen- und Landhandel erweiterte. Eine richtige Entscheidung, auch wenn sie einen Bruch mit der Tradition bedeutete: In den historischen Gebäuden können auch heute noch Futtermittel, Kartoffeln, Gartenbedarf und mehr erworben werden. Karl-Gerd Greve hat die Leitung des Ladens 1994 kurzerhand übernommen, nachdem sein Vater erwerbsunfähig geworden war. „Für die Entscheidung habe ich eine Nacht gebraucht, geschlafen habe ich nicht.“ Für RWE-Power arbeitet er jetzt nur noch halbtags.

Zwar hat die Mühle für die Greves keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr, in Gang gesetzt wird das 5,50 Meter hohe Wasserrad mit den 48 Schaufeln regelmäßig trotzdem jede Woche für eine kurze Zeit, damit das stehende Wasser nicht fault. Auch bei einer Besichtigung werden Besucher mit dem noch funktionstüchtigen Mechanismus vertraut gemacht. Einer kommerziellen Nutzung jedoch - etwa zur Stromerzeugung - steht nicht nur der hohe Geräuschpegel entgegen. Es fehlt auch an Wasserkraft: „Der Nebenarm der Erft ist nicht mehr stark genug“, erzählt Greve.

In den 80er Jahren war eine alternative Nutzung im Gespräch. Mit einem Investor zusammen gab es Pläne, eine Gastwirtschaft einzurichten. Es scheiterte, wie Greve schildert, an den Kosten. Wenige Jahre später, 1988, wurde die Mühle dann unter Denkmalschutz gestellt. Dafür, dass die Mühle noch so gut erhalten ist, haben zahlreiche aufwändige Sanierungen gesorgt. 1997 etwa arbeiteten zwei Männer rund drei Monate lang, um das Wasserrad wieder auf Vordermann zu bringen. Die Hälfte der Kosten trug das Land, den Rest musste die Familie aufbringen. Bereits 1964 waren die großen Zahnräder im inneren Mechanismus restauriert worden - eine Fleißarbeit, denn jeder der zahllosen Holzzacken, die auf den Eisenrädern montiert sind, musste neu angefertigt und einzeln eingesetzt werden. „14 Tage lang hat der Mühlenbauer hier gewohnt“, schildert Christine Greve, Mutter des offiziellen Besitzers Peter-Josef Greve.

Noch steht die Erneuerung der Fassade aus. Wie bei dem direkt benachbarten Wohnhaus, das aus dem Jahr 1781 stammt, war die Außenwand der Mühle dicht mit Efeu bewachsen. Ein Sturm im Herbst des vergangenen Jahres machte dem ein Ende, riss den gesamten Bewuchs herunter. Was auch sein Gutes hatte, denn eine Mäuseplage hatte die Greves gepiesackt. Nach der Verwüstung war klar, dass sich die kleinen Nager in den Efeuranken verborgen hatten. Der Landeskonservator muss nun noch über die Art der Farbe befinden, dann wollen die Greves ans Werk gehen.