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SchlangenBesucher im Kompost

Lesezeit 2 Minuten

Schlange in anderen Umständen: Ringelnattern sind auf der Suche nach einem warmen Plätzchen für ihren Nachwuchs. (Foto: Buchen)

OBERBERG – Keine Angst, was jetzt kommt, klingt nur furchterregend: „In den nächsten Wochen werden vermehrt große Schlangen in den Ortschaften des Oberbergischen gesichtet.“ Das hat der Naturschutzbund (Nabu) jetzt angekündigt. Und auch gleich genau beschrieben, wie die Besucher aussehen: 80 bis 100 Zentimeter lang mit dunkel-silbrig bis kupferner Grundfarbe und weiß-gelblichen Querstreifen hinterm Kopf.

Marko Prietz, Reptilienfachmann des Nabu, weiß, um wen es sich handelt: Ringelnatter-Weibchen. Nach der Paarung im Mai sind die Tiere jetzt auf der Suche nach einem warmen und feuchten Plätzchen zur Eiablage. Das geschieht zwischen Ende Juni und Anfang August. Eigentlich leben die Ringelnattern abseits der Orte in Feuchtgebieten oder Brachflächen. Für ihre Gelege müssen sie warme Stellen finden. Normalerweise suchen sie dafür z.B. Haufen vermodernder Pflanzenabfälle, die etwa bei Hochwasser angespült wurden. Darin wird es im Zuge des Verrottens um die 30 Grad warm - genau richtig, um den Ringelnatter-Nachwuchs auszubrüten.

Auf ihrer Suche geraten die Schlangen immer wieder auch an die Komposthaufen in den Siedlungen. Zwischen 10 und 30 Eier legen sie dort ab.

Sobald die jungen Nattern im August oder September geschlüpft sind, machen sie sich mangels ausreichenden Futterangebots schleunigst auf den Weg zurück in die Feuchtgebiete.

Obwohl die Ringelnattern harmlos sind, erschrecken sie die meisten Menschen bei ihrem Anblick gehörig. Aber der Schock beruht auf Gegenseitigkeit. „Die Ringelnattern tun erst gar nicht so, als seien sie gefährlich“, sagt Christoph Buchen vom Nabu Morsbach, „sie flüchten oder stellen sich tot.“ Hochheben sollte man sie trotzdem nicht: Die Tiere können zur Abwehr ein stinkendes Sekret einsetzen.

Knapp ein halbes Dutzend Notrufe wegen ungebeteter Schlangenbesuche gehen pro Jahr bei der Feuerwehr ein. Dabei, sagt Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling, seien solche Fundtiere erst einmal Sache der jeweiligen Ordnungsämter oder Tierschutzvereine. (kn)