JagdNaturschützer werfen Bad Honnef „Massenabschuss“ von Rehen vor und sehen Gefahr für Haustiere

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Ein im Hintergrund nur verschwommen zu erkennender Mann zielt durch ein Fernrohr mit einem Gewehr.

Über die Jagd im Bad Honnefer Stadtwald streiten fünf Umweltverbände und die Stadt Bad Honnef. (Symbolfoto)

Reduzierte Rehbestände erhöhen den Naturschützern zufolge das Risiko, dass Wölfe verstärkt Haustiere angreifen, wenn ihre Beute knapp wird.

Fünf Natur- und Tierschutzvereinigungen werfen der Stadt Bad Honnef den geplanten „Massenabschuss“ von Rehen und anderen Paarhufern im nächsten Jahr vor. Zudem wolle sie ein „Kopfgeld“ für Reh-Abschüsse zahlen.

Die Pläne widersprächen „allen Grundsätzen des Tier- und Naturschutzes“, schreiben der BUND Rhein-Sieg-Kreis, der Europäische Tier- und Naturschutz, der Naturschutzbund Deutschland Rhein-Sieg, die Naturschutz-Initiative und das Vogelschutz-Komitee. Die Verbände fordern, das Vorhaben aufzugeben.

Stadt Bad Honnef spricht von „abstrusen Behauptungen“

Die Stadt Bad Honnef weist auf Nachfrage die Vorwürfe zurück. Sie spricht unter anderem von „aus dem Zusammenhang gerissenen Fakten“, „falschen Aussagen“ und „abstrusen Behauptungen“. Die Umweltverbände wollten anscheinend „Empörung und Ängste“ schüren.

Nach Angaben der Umweltorganisationen soll der Stadtwald in elf etwa 100 Hektar große Begehungsreviere aufgeteilt werden. Ein Mindestabschuss von zwölf Rehen pro 100 Hektar und Jahr werde als Grundbedingung für die künftige Jagdausübung verlangt.

„Hoher Wildabschuss ist mit endlos viel Tierleid verbunden“

Für weitere Reh-Abschüsse sollten 100 Euro „Kopfprämie“ gezahlt werden. Und die Stadt plane zusätzliche „Bewegungsjagden“. Nach Einschätzung der Umweltverbände sind die angeblich zu hohen Rehbestände eine Folge optimaler Umweltbedingungen, die die Forstwirtschaft durch Kahlschläge und künstliche Pflanzungen selbst herbeiführe.

Ein hoher Wildabschuss sei extrem aufwendig, mit endlos viel Tierleid verbunden und verursache erhebliche ökologische Schäden. Die Paarhufer würden als Bestandteil des Ökosystems gebraucht.

Die Verbände plädieren für veränderte, ganzheitliche Forstbetriebskonzepte; sie müssten der natürlichen Waldentwicklung mehr Zeit einräumen.

In der Erklärung heißt es unter anderem: „Stark durch Jagd reduzierte Rehbestände erhöhen außerdem das Risiko, dass in der Region sich ansiedelnde Wölfe verstärkt Haustiere angreifen, wenn ihre natürliche Beute knapp wird.“

„Umbau in zukunftsfähigen Wald"

Die Stadt Bad Honnef wies auf Anfrage darauf hin, dass sie seit Jahren „am Umbau des Stadtwaldes hin zu einem klimaresilienten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Wald“ arbeite. Dabei gehe sie nach den Grundsätzen der Naturgemäßen Waldwirtschaft entsprechend den Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) vor.

Laut der ANW gelte der Grundsatz „Wald vor Wild“. Das bedeute, dass zur Weiterentwicklung des Waldes „Bestandsmanagement betrieben werden kann beziehungsweise unter Umständen auch betrieben werden muss“.

Plastikröhren stehen im Wald bei Bad Honnef; darin wachsen die neu gepflanzten Setzlinge, die vor Wildverbiss geschützt werden.

Röhren schützen die jungen Baumsetzlinge im Bad Honnefer Stadtwald vor Wildverbiss. (Archivfoto)

Die auf den „Borkenkäfer-Kalamitätsflächen “ – auf weiten Teilen des Stadtwaldes wurden Tausende Fichten großflächig gefällt – müssten die gesetzten Jungbäume vor Wildverbiss geschützt werden. Aufgrund der teils zu guten Nahrungsangebote und milder Winter haben sich aus Sicht der Stadt Bad Honnef untypische Verhältnisse ergeben, die einen hohen Wildbestand zur Folge haben.

„Zur Bestandskontrolle gehört die Jagd“

„Zur Hege und zur Bestandskontrolle im Stadtwald gehört auch die Jagd“, heißt es von der Stadt Bad Honnef, die nach eigenen Angaben vor einigen Jahren begonnen hat, auslaufende Jagdpachtverträge nicht zu verlängern, sondern als Eigentümerin des Stadtwaldes das Jagdrecht selbst verwalten wolle.

Zu den konkreten Zahlen der Umweltverbände – wie den Mindestabschuss von zwölf Rehen oder den 100 Euro zusätzliche „Kopfprämie“ – äußert sich die Verwaltung in ihrer Stellungnahme nicht.

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