Gebissabdrücke als TunnelportalBornheimer Modellbahn steckt voller Fantasie

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Ganz schön schräg: Die Fantasie-Modelleisenbahn von Fred Knäbel hat Gebissabdrücke als Tunnelportal.

Ganz schön schräg: Die Fantasie-Modelleisenbahn von Fred Knäbel hat Gebissabdrücke als Tunnelportal.

Ein Gebissabdruck als Tunnelportal, Würfel als Dekoration - nicht jede Anlage bei der Modellbahnbörse des Eisenbahn-Amateurclubs Bonn-Sechtem in Bornheim schöpfte die Fantasie so weit aus.

Vielen Modellbahnfreunden wird eine große Liebe zum Detail nachgesagt. Und viel Fantasie. Einer selbst gestalteten Anlage sind „keine Grenzen gesetzt“. Für Fred Knäbel ist dieser Spruch mehr als nur ein geflügeltes Wort. Bei der Modellbahnbörse des Eisenbahn-Amateurclubs Bonn-Sechtem (EBAC) im Alexander-von-Humboldt-Gymnasium war seine „Fantasie-Modellbahnbahnlage“ eine echte Attraktion oder, wie ein Besucher mit seinem Sohn meinte: „Am liebsten würde ich gar nicht mehr weggehen, ich könnte mir die Anlage stundenlang ansehen.“

Fred Knäbel schaut auf seine Fantasie-Modelleisenbahn.

Fred Knäbel schaut auf seine Fantasie-Modelleisenbahn.

Zu entdecken gab es bei der Präsentation wirklich genug. Denn Knäbel hat Dinge in seine Eisenbahnlandschaft integriert, die dort wohl niemand erwartet hätte: Papphüllen von weggeworfenen Silvesterknallern etwa, alte Batterien aus dem Hörgerät seiner schwerhörigen Ehefrau, Glühbirnenfassungen, Jeansstoffe, Murmeln, Würfel oder Zwirbel, mit denen Gitarren gestimmt werden, Berge aus geschreddertem Papier und ganz kurios: Die Miniatureisenbahnen fahren durch Tunneleingänge, die aus echten Gebissabdrücken gebaut worden sind.

„Reisende“, die sich im „Hotel Mama“ einquartieren, werden von den beiden Frauen begrüßt, die Fred Knäbel sein Leben lang ganz besonders geprägt haben: Seine Ehefrau Renate und seine verstorbene Mutter. Oberhalb der Anlage drehen sich kleine Propeller, die eine Ewigkeitsuhr darstellten. Seine Arbeit bezeichnete Fred Knäbel als „Materialcollage“. Und seine Eisenbahnen fahren mitten durch.

Hans-Wolfgang Mahrt präsentiert seine Märklin-Anlage.

Hans-Wolfgang Mahrt präsentiert seine Märklin-Anlage.

Der stellvertretende EBAC-Vorsitzende Wolfgang Langen war ebenfalls begeistert von Knäbels Kreativität: „Diese Anlage muss man einfach gesehen haben.“ Doch nicht nur diese. Auch Hans-Wolfgang Mahrt von den Pulheim-Frechener Eisenbahnfreunden hatte mit seiner Märklin-Anlage Spur H0 eine wunderbare Eisenbahnlandschaft geschaffen. Mehr als 260 Figuren und Tiere bevölkern sie. Das Motiv seiner Anlage ist ein ländlicher Bahnhof mit Güterschuppen und einem kleinen Bahnbetriebswerk für Dampf- und Dieselloks im Stil der 1950er und 1960er Jahre. Ganz besonders stolz war Mahrt auf seine beweglichen Elemente, etwa der kleine Bahnwärter, der die Schranken nach oben und unten kurbelt, wenn der Zug vorbeifährt, eine frei schwingende Kinderschaukel oder ein sich bewegender Brunnen.

Wer größere Fahrzeuge bevorzugte, hatte sicherlich Spaß an den Baustellenfahrzeugen von Peter Hafner und Bernd Stolberg von den Modellbahnfreunden aus Bornheim.

636 Besucher wurden auf der Modellbahnbörse des Eisenbahnamateur-Clubs Bonn-Sechtem am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium gezählt.

636 Besucher wurden auf der Modellbahnbörse des Eisenbahnamateur-Clubs Bonn-Sechtem am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium gezählt.

Doch nicht nur ausgefallene Anlagen waren zu sehen. Mehr als 20 Händler aus der Region boten zudem jede Menge gebrauchte Utensilien für Modellbahnfreunde an. Da wurde eingekauft, getauscht und natürlich fleißig gefachsimpelt. Der Zuspruch zu der Börse am vergangenen Wochenende war enorm. Laut Bornheims Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf, selbst Eisenbahner, und zum dritten Mal Schirmherr der Veranstaltung, wurden 636 Besucher an beiden Tagen gezählt.

„Wir freuen uns immer, wenn auch - wie diesmal wieder - viele Kinder kommen“, betonte Wolfgang Langen, der Eisenbahner von Beruf war: „Ich habe sämtliche Stationen durchlaufen, ich habe im Gleisbau angefangen, ich war Schranken- und Weichenwärter, Zugführer und zuletzt Fahrdienstleister.“ Seit dem 1. März ist Langen übrigens im wohlverdienten Ruhestand.

Händler kamen teils von weit her.

Händler kamen teils von weit her.

Besucher und Anbieter kamen aus der gesamten Region, manche reisten sogar von weit her ins Vorgebirge zur Börse. Ein Händler hatte über einen Bekannten von dem guten Ruf der Börse gehört und kam extra aus Schleswig-Holstein, um dabei zu sein.

Die große Besucherzahl wertete Dominik Pinsdorf als „tolle Wertschätzung für die ehrenamtlichen Organisatoren“. Und Pinsdorf konnte sich sogar selbst einen kleinen Kindheitstraum erfüllen. Als gebürtiger Magdeburger war ihm ein sehr seltenes Straßenbahnmodell unter die Augen gekommen:  Die Nachbildung einer Straßenbahn der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MGV), ein NGT 8D, die er sich als Kind immer gewünscht hatte.


Der Verein in Sechtem

Der Eisenbahn-Amateurclubs Bonn-Sechtem (EBAC) feierte im vergangenen Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Das Clubheim befindet sich am Sechtemer Bahnhof in einem ehemaligen historischen Güterschuppen aus der Gründerzeit der Köln-Bonner Eisenbahngesellschaft (KBE), den der Verein gekauft und in Eigenleistung restauriert hat.

Der Verein hat aktuell 29 Mitglieder. Wer mitmachen möchte, kann einfach jeden Freitagnachmittag ab 16 Uhr ins Clubheim zum Vereinstreffen gehen: Keldenicher Straße 1b, im Gewerbepark Sechtem, direkt am Bahnhof. Weitere Informationen gibt es im Internet.

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