Der Angeklagte fehlte beim Prozessauftakt vor der Großen Strafkammer. Der Vorsitzende Richter reagierte direkt.
HaftbefehlAngeklagter fuhr in Urlaub und fehlte bei Verhandlung vor Bonner Landgericht

Das Landgericht in Bonn.
Copyright: Ulrike Schödel
Alle waren da: Richter, Schöffen, Protokollführer, Staatsanwalt, Verteidiger – nur der Angeklagte fehlte, als die 2. Große Strafkammer des Bonner Landgerichts am Dienstag um 9.30 Uhr einen Prozess beginnen wollte.
„Er macht mit seiner Frau Urlaub“
„Er macht mit seiner Frau Urlaub in der Türkei“, sagte Rechtsanwalt Ingmar Rosentreter, der am Montag noch mit seinem Mandanten telefoniert und ihm dringend geraten hatte, die Ferien gefälligst abzubrechen. Der Mann begründete sein Fernbleiben mit der Entschuldigung, er habe geglaubt, die Verhandlung beginne erst in vier Wochen.
„Das war das Dümmste, was er machen kann“, ärgerte sich Vorsitzender Richter Wolfgang Schmitz-Justen und erließ auf Antrag des Anklägers einen Haftbefehl.
Alles zum Thema Amts- und Landgericht Bonn
- Rheinufer Im Streit um Ausbau des Leinpfades klagt Bundesbehörde gegen die Stadt Bad Honnef
- Drogen im Magen In Bad Honnef erwischter Drogenkurier (50) muss für drei Jahre in Haft
- Prozess in Bonn Säugling zu Tode geschüttelt – Zehn Jahre Haft für Vater
- Zehn Jahre Haft Bonner hat sein Baby zu Tode geschüttelt
- Prozess Kokain, Whiskey, Prostitution – Koch nach Messerstich in Euskirchen vor Gericht
- Achtjähriger schwer verletzt Eltern fordern 20.000 Euro Schadensersatz von jugendlichem Radfahrer
- Prozess am Landgericht Mietanhänger prallt bei Fahrt von Sankt Augustin nach Nümbrecht ins Auto
„Das war das Dümmste, was er machen kann.“
Die Vorwürfe gegen den Kölner sind gravierend: Die Staatsanwaltschaft legt ihm sechs Überfälle zur Last, einmal in Verbindung mit gefährlicher Körperverletzung. Mit zwei weiteren bereits verurteilten Tätern soll er zwischen dem 14. Januar und 6. Februar 2020 Tankstellen in Oberpleis, Mechernich, Köln und Leverkusen, eine Spielhalle in Köln und einen Schnellimbiss in Langenfeld überfallen haben. Die Beute betrug insgesamt 8000 Euro.
Zwei mutmaßliche Kumpane wurden zu langen Haftstrafen verurteilt
Seine beiden mutmaßlichen Kumpane kassierten im vergangenen Dezember acht beziehungsweise siebeneinhalb Jahre Haft. Das Verfahren gegen den jetzigen Angeklagten wurde damals wegen Krankheit abgetrennt.
Das bewaffnete und mit Sturmhauben maskierte Trio ging so furchteinflößend vor, dass viele Betroffene heute noch traumatisiert sein sollen, einige ihren Beruf aufgegeben oder ihre Ausbildung abgebrochen haben.
Eines der Opfer war ein Troisdorfer Geschäftsmann, der am 3. Februar 2020 auf offener Straße brutal angegangen wurde, als er gerade Unterlagen aus seinem Firmenwagen in ein anderes Fahrzeug umladen wollte. Er wurde mit Pfefferspray traktiert, dann getreten und zu Boden gebracht. Die Täter raubten einen BMW M 3.
Der Urlauber saß nicht mehr im Untersuchungsgefängnis: Der Haftbefehl war aufgehoben worden, da die Ermittlungen sich sehr verzögert hatten und die Taten damit bereits lange zurücklagen.