Nutzung fraglichWeiter keine Klarheit für die Stadthalle in Bad Godesberg

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Die Stadthalle in Bad Godesberg.

Bonn – In diesem Jahr wollte Thomas Weiermann, der Pächter der Stadthalle Bad Godesberg, in Rente gehen. Doch er hat seinen Ruhestand um zwei Jahre hinausgeschoben. Ein Grund auch: Noch immer ist ungewiss, wie es mit dem Veranstaltungszentrum weiter gehen soll.

Klar ist nur, dass der am 15. Dezember 1955 im Beisein des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss eingeweihte Bau saniert werden muss, einen Termin dafür gibt es bereits, Juli 2022, dann läuft nämlich Weiermanns Vertrag aus.

Auch die Sondersitzung brachte keine Klarheit

Aber auf ein Nutzungskonzept, bereits 2018 von der Stadtverwaltung angekündigt, wartet die Kommunalpolitik weiterhin. Auch in einer Sondersitzung der Bezirksvertretung Bad Godesberg konnte die städtische Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe jetzt ein solches Papier nicht vorlegen. „Ich fühle mich veräppelt“, ärgerte sich Angelika Stabenow von der SPD.

Ohne fundiertes Material könnten keine Baupläne gezeichnet und Gewerke ausgeschrieben werden, mahnte Wolfgang Heedt (FDP). Bis zum 18. März, dem Termin der übernächsten Sitzung des Bezirksparlaments, soll das Konzept aber da sein, kündigte Bezirksbürgermeister Christoph Jansen (CDU) an.

1964 kam der Karajan-Flügel hinzu

Bis dahin können sich seine Kolleginnen und Kollegen mit einer „ersten optischen Bestandsaufnahme“ der Stadthalle vertraut machen, die Tim Denninger vom Kölner Büro v-architekten vorstellte. Sein Großvater und Vater Wilhelm und Dirk Denninger haben das Gebäude geplant, das zunächst nur über Foyer, Restaurant, einen kleinen und einen großen Saal verfügte.

1964 kam der Karajan-Flügel hinzu, benannt nach dem Dirigenten Herbert von Karajan, der mit den Berliner Philharmonikern in Bad Godesberg gastierte und dafür eine eigene Garderobe samt Klavierraum haben wollte, den Bau aber nie genutzt haben soll.

1990 wurde der Brunnensaal angebaut

1968 wurden der Trinkpavillon sowie ein Aufzug und ein Keller realisiert. 1978 folgten die Parksäle I und II, 1989 die Regiegalerie im großen Saal. 1990 wurde der Brunnensaal angebaut, 1995 der Karajan-Flügel umgestaltet und 1999 das Restaurant modernisiert.

Im denkmalpflegerischen Begleitplan wird es darum gehen, Zeitzeugnisse der 50er Jahre zu erhalten, etwa die kreisrunden Deckenlampen im großen Saal oder Wandvertäfelungen. Die Halle hatte anfangs „eine mondän anmutende Bestuhlung“ (Denninger).

Gebäudehülle weist energetische Mängel auf

Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Die einstigen Durchblicke vom Foyer in den Park sind zugestellt mit Spanischen Wänden oder Säulen. In den Trinkpavillon ist Feuchtigkeit gedrungen, die gesamte Gebäudehülle weist energetische Mängel auf.

Störende Elemente wie ein großer Kasten für die Haustechnik auf dem Dach sollen bei der Sanierung entfernt werden. Ob auch die Kegelbahn (Denninger: „Noch nutzbar“) oder der geheime U-Bahn-Zugang im Untergeschoss der Halle zu den Zeitzeugnissen gehören, ist unklar. Für die künftige Nutzung hatte die Tourismus- & Congress GmbH (T + C) auf Bitten der Stadtverwaltung eine „Entscheidungshilfe“ erstellt.

Stadthalle ist sehr gut ausgelastet

Wie die T + C-Vertreter Udo Schäfer und Ulrich Jünger darlegten, gehöre die Stadthalle zu den am besten ausgelasteten in Deutschland, sie sei „ein wichtiges Produkt im Tagungsmarkt der Region“. Damit das so bleibt, sollte sie weiter multifunktional ausgerichtet sein, mit teilbaren Räumen, einem großen Foyer für Präsentationsstände von Firmen. Die Küche sollte für Caterer umgebaut und nur teilweise als Vollküche für das Restaurant betrieben werden.

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Dagegen protestierten vor allem die alteingesessenen Bad Godesberger: „Die Küche darf nicht verkleinert werden“, forderte Jürgen Bruder (CDU), weil viele Senioren jeden Tag für ein preisgünstiges Mittagessen in die Stadthalle kämen. „Meine Mutter hat immer gerne daran teilgenommen“. Auch Alfred Giersberg (CDU) sprach sich „wegen der Familienfeiern“ für die große Küche aus.

„Es soll so bleiben wie es ist, nur in schön neu“, fasste Michael Rosenbaum (Bürger Bund) die Meinung vieler Kommunalpolitiker zusammen.

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