Nach der FlutBehelfsbrücke über die Swist in Heimerzheim eingebaut

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Etwa 60 ehrenamtliche Helfer des THW schoben am Samstag die Behelfsbrücke in der Heimerzheimer Quellenstraße über die Swist. Foto: Volker Jost

Etwa 60 ehrenamtliche Helfer des THW schoben am Samstag die Behelfsbrücke in der Heimerzheimer Quellenstraße über die Swist.

Eineinhalb Jahre nach dem verheerenden Hochwasser, das im Juli 2021 auch einen Swist-Übergang im Heimerzheim wegriss, hat das THW im Heimerzheimer Norden wieder einen Übergang errichtet, den sich die Bürger sehnlich gewünscht hatten.

„Bei manchen Dingen merkt man die Notwendigkeit erst, wenn sie nicht mehr da sind“, hatte der Swisttaler Beigeordnete Tobias Weingartz vor allem nach der Flutkatastrophe gemerkt. Bestes Beispiel sei die Fußgängerbrücke im Bereich der Heimerzheimer Quellenstraße, die durch die Wassermassen zerstört worden war. Die Brücke sei jedoch eine wichtige Verbindung für die Bürger des nördlichen Teils von Heimerzheim zu den Kindergärten und den Lebensmittelmärkten auf der anderen Seite der Swist. Am Samstag schob das Technische Hilfswerk (THW) eine stählerne Behelfsbrücke über die Swist, die für wohl mindestens fünf Jahre den Rat- und Fußgängerverkehr ermöglichen soll, bis die endgültige Brücke wieder aufgebaut ist.

Ein Neubau sei nämlich erst im Zuge des Wiederaufbauplans möglich und bedürfe zudem einer umfangreichen Planung und müsse auch noch von den zuständigen Behörden genehmigt werden, so Weingartz. Deshalb gehe er davon aus, dass die Behelfsbrücke mindestens für fünf Jahre ihren Dienst tun müsse. Doch die Behelfsbrücke sei zugleich der sichtbare Beginn des Wiederaufbaus der kommunalen Infrastruktur nach der Flutkatastrophe in der Gemeinde Swisttal.

2022 hatte die Gemeinde ein Amtshilfeersuchen an das THW gerichtet mit der Bitte, eine Behelfsbrücke über die Swist zu errichten. Jetzt rückten 60 ehrenamtliche Helfer aus den Ortsverbänden Bad Honnef, Bornheim, Brühl, Mönchengladbach, Leverkusen, Siegburg und Bergisch Gladbach an, um unter der Anleitung von zehn THW-Brückenbau-Experten eine „Bailey-Brücke“ aus vormontierten Einzelbauteilen über das unscheinbare Flüsschen zu schieben, das in der Nacht zum 15. Juli 2021 zum reißenden Strom geworden war.

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Die Brücke britischer Bauart ist eine Behelfsbrücke der Klasse 12 für Wirtschaftswege mit leichtem Verkehr und ist für eine Radlast von vier Tonnen ausgelegt. Dennoch sollen hier auch in Zukunft lediglich Fußgänger und Radfahrer die Swist überqueren können. Der Aufbau sei im Vergleich zu anderen Brückentypen mit wenig Aufwand verbunden und fordere auch keine Spezialausstattung, erläuterte THW-Brückenbau-Experte Markus Schmitz, der das Kommando übernommen hatte. „Das ist ein bisschen wie Lego für Erwachsene. Alle Bauteile können von Hand bewegt werden – allerdings sind auch viele Hände nötig, um die Brücke an ihren Bestimmungsort zu bringen“, erklärte er. Das schwerste Element habe ein Gewicht von 259 Kilogramm, und dafür war auch als einziges schweres Gerät ein Bagger im Einsatz, der vom THW-Ortsverband Bergisch Gladbach zur Verfügung gestellt worden war.

Das Montagegewicht der knapp 19 Meter langen Brücke beträgt insgesamt rund 16,5 Tonnen, wobei die eigentliche Brücke lediglich 13 Tonnen wiegt. Das Material für den einwandigen und einstöckigen Brückenbau stammt von der Autobahn GmbH und ist eine Leihgabe. Sie lagerte bislang in der Nähe von Delmenhorst und wurde von einer Spedition nach Heimerzheim gebracht. Die THW-Kräfte montierten die Bailey-Brücke vor Ort aus einzelnen, etwa zwei Meter langen Segmenten und schoben sie Stück für Stück im Vorschubverfahren an ihre Endposition. „Für den Einhub mit einem Kran gab es einfach zu wenig Platz“, bedauerte Rolf Markert vom THW-Ortsverband Bad Honnef.

Die Brücke wurde von der Seite des Spielplatzes aus aufgebaut, der zuvor erst geräumt und dessen Boden mit Kunststoffplatten ausgelegt werden musste, um den Wiederaufbau des Spielplatzes schnell und problemlos zu ermöglichen. Das winterlich kalte Wetter sei jedenfalls kein Problem für die Frauen und Männer des THW, „wir sind für jede Witterung ausgerüstet“, schmunzelte Markert.

Am Samstagabend schließlich war die Brücke an ihrem Platz, kann allerdings vorerst noch nicht genutzt werden. Denn zuvor müsse noch die Anrampungen hergestellt werden, mit denen die Brücke an die Fuß- und Radwege angeschlossen wird, erklärte Diplom-Ingenieur Jörg Timmermann vom PBS Planungsbüro Schumacher GmbH, der den Wiederaufbau koordiniert. Dafür müsse jetzt erst einmal genau ermittelt werden, wie die Brücke auf den Fundamenten sitze, die Ende Dezember von einem Tiefbauunternehmen gegossen worden waren, und wie groß die Abstände seien. Bis dahin werde die Brücke abgesperrt und gesichert, damit niemand beim unerlaubten vorzeitigen Überqueren ins Wasser falle. Doch die Freigabe der Brücke für den Fuß- und Radverkehr dürfte nicht allzu lange dauern, war Timmermann überzeugt. Ortsvorsteher Hermann Menth jedenfalls hat bereits den Sekt im Kühlschrank bereitstehen: „An dem Tag, an dem die Brücke freigegeben wird, werde ich mit jedem anstoßen, der die Brücke überquert.“

Auch Vizebürgermeister Manfred Lütz (CDU) fiel ein Stein vom Herzen: „Die Brücke bringt wieder ein Stückchen Normalität zurück und ist ein wichtiges Projekt für Swisttal und ganz besonders für Heimerzheim“, wusste der Heimerzheimer. Denn mit dem Fehlen der Brücke seien Dinge, die bislang selbst verständlich gewesen seien, nicht mehr möglich gewesen. „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie froh wir sind, dass die Brücke jetzt wieder genutzt werden kann“, dankte er allen, die am Brückenbau beteiligt waren, insbesondere den ehrenamtlichen Helfern des THW.

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