Beliebter Spruch„Kein Zweifel, ich bin aus der Eifel“ – Aufkleber in der Neuauflage
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Kreis Euskirchen – Es gibt Sprüche, die fressen sich im Gehirn regelrecht fest. Jeder kennt sie, jeder hat sie schon mal benutzt, weiß aber zumeist nichts über deren Ursprung. Bestes Beispiel dafür ist der Slogan „Kein Zweifel, ich bin aus der Eifel“.
Vielleicht dämmert es dem einen oder anderen, dass es da mal einen ominösen Aufkleber gab, mit einem Hirschgeweih drauf. Wer sucht, findet heute nach einem Eintrag in die Suchmaschine „Google“ Erstaunliches: Der Stolberger Tim Görke hat den Aufkleber in etwas anderer Form jetzt neu aufgelegt und dazu sogar eine Facebook-Seite kreiert.
Seit April ist der Aufkleber erhältlich. Görke sagt, er habe früher in Simmerath gewohnt. Da er Jäger sei, habe er den ursprünglichen Aufkleber aus den 70er Jahren immer wieder mal auf der Rückseite eines Geländewagens gesehen.
Als er von der Stadt Monschau wissen wollte, wo der herkomme, konnte man ihm nicht weiterhelfen. Und deshalb entwarf er den prägnanten Aufkleber neu. „Das Ganze mache ich rein privat und ohne Gewinnerzielungsabsicht. Der Preis für den Aufkleber, fünf Euro, deckt gerade die Kosten, die entstanden sind“, erläutert er.
Arndt Balter ist bei der „Regionalmarke Eifel“ in Prüm zuständig für das Produktmanagement.
Und natürlich kennt auch er den Eifelspruch. Den Aufkleber hatte er allerdings noch nie gesehen. „Es ist gut, dass sich immer mehr Leute dazu bekennen, aus der Eifel zu kommen“, sagt er. Und war überaus interessiert zu erfahren, wo der Ursprung des kernigen Spruchs liegen könnte.
Wer weiter gräbt, wird zunächst in Schleiden fündig. Dort, im heute nicht mehr als Kneipe betriebenen „Ratskeller“, haben Generationen von älteren Schülern es sich ausnehmend gut gehen lassen, wenn sie der Penne entwischen konnten.
Von einem eifrigen Besucher des Ratskellers wurde die Vermutung geäußert, Wirt Lothar Thiel, der ja auch eine künstlerische Ader gehabt habe, habe den Aufkleber entworfen.
Der Aufkleber
Copyright: Klaus.Pesch@ksta-kr.de
Anschließend sei dieser im Tabakwarenhandel von Udo Pütz verkauft worden. Letzterer bestätigte, dass er den Aufkleber sogar einmal nachdrucken ließ.
Aber man bedenke: Es handelt sich um Geschehnisse, die 40 Jahre zurückliegen. Da spielt einem die Erinnerung schnell einen Streich. Ex-Ratskeller-Wirt Lothar Thiel: „Wie das damals gelaufen ist, weiß ich so hundertprozentig auch nicht mehr.“
Er weiß aber noch genau, dass er sich mit den beiden Stolberger Künstlern Win Braun und Jim Batmann im Ratskeller getroffen hatte. „Die Jungens waren damals sehr kreativ“, erinnert Thiel sich. Und empfahl nachdrücklich, sich mit Win Braun in Verbindung zu setzen.
Der „Fliegenpilz-Maler“ Jim Batmann sei vor einigen Jahren gestorben, sagte seine Witwe Ute Hanczak, die in Kornelimünster eine Galerie betreibt. „Wir haben von 1972 bis 1976 in Schleiden gelebt“, erinnert sie sich. Schließlich gelang es auch, Win Braun zu erreichen. Ein Volltreffer, denn er weiß noch genau, wie Spruch und Aufkleber entstanden.
„Den hab ich entworfen, das war meine Idee“, sagt er. Und erinnert sich ganz genau, wie das damals gelaufen ist. „Wir waren 18, 19 Jahre alt, und ein Freund von mir hatte frisch den Führerschein gemacht“, erzählt der heute 60-Jährige, der damals in Walheim bei Aachen ein Atelier hatte.
Mit dem Auto der Mutter seines Freundes sei man von Stolberg aus in die Eifel gefahren. Und dann sei ihm in Roetgen „ein blöder Spruch“ über die Lippen gekommen: „Kein Zweifel, das ist die Eifel.“ Und plötzlich machte es klick. „Ich habe gesagt: Sofort anhalten! Den Spruch müssen wir irgendwie vermarkten“, erinnert er sich.
Schnell wurde der Slogan aufgeschrieben, flugs ging es in eine benachbarte Kneipe. „Die hatten Streichholzdöschen, auf denen war ein Hirschgeweih“, erinnert er sich. Und beides, Spruch und Hirschgeweih, kam auf den Aufkleber.
Erfunden hat Win Braun (l.) den Eifelspruch. Das Foto von 2010 zeigt ihn mit dem verstorbenen Künstler Jim Batmann.
Copyright: Foto: Müller
„Wir hatten davon zuerst 1000 Stück drucken lassen, und dann sind wir nach Schleiden zum Lothar Thiel gefahren“, erinnert er sich weiter. Nachdem Thiel die Akzeptanz der Aufkleber bei seinen Gästen geprüft habe, habe er gesagt: „Ich kauf dir 1000 Stück ab.“ 800 wollte er aber nur abgeben. Von Schleiden aus wurden bei einer Druckerei in Aachen 3000 weitere Exemplare bestellt. „Ob ich dat Ding noch mal drucken soll?“, fragt sich Braun.
Beim Eifel-Aufkleber sei es übrigens nicht geblieben: „Treffen wir uns nicht auf dieser Welt, treffen wir uns in Bielefeld“ und „Ich will dich verführen nach Düren“ sind weitere Sprüche, die aus Brauns Feder stammen. Er freut sich: „Das waren so Spinnereien... Wir haben im ersten Jahr 18.000 Stück davon verkauft.“
Nach 40 Jahren hat sich der Spruch in den meisten Eifel-Köpfen eingenistet. Und Tim Görkes neu gestalteten Aufkleber kann man sich für fünf Euro auf seiner Facebook-Seite „Kein Zweifel-Eifel“ bestellen.
Der Schleidener Ratskeller
Besonders in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war der Schleidener Ratskeller Heimat etlicher älterer Schüler, die hier Latein und Mathe vergaßen und zur Musik von Pink Floyd ein leckeres Bierchen genossen. Hemmungslos geraucht wurde damals natürlich auch in der verräucherten Kneipe.Gegenüber der Theke hing ein Hirschgeweih nebst Kopf, dem man außerdem noch Kuhhörner aufgesetzt hatte.
Und in einem Nasenloch steckte die Zigarre eines dort häufig verkehrenden Gastes. Erzählt wurde sich auch, die Trophäe sei Vorbild für den Hirsch auf dem „Kein Zweifel, ich bin aus der Eifel“-Aufkleber gewesen. Das hätte zwar nahe gelegen, erweist sich aber nach den Erzählungen von Win Braun als eine Mär.
Der Journalist Franz Albert Heinen war wie viele andere häufig Gast im Ratskeller und hat dort einiges erlebt.Dass im Ratskeller immer etwas los war, machte ihn bei der Jugend außerordentlich attraktiv.
Legendär waren die Flipper-Turniere, die dort ausgetragen wurden. Heinen kann sich lebhaft erinnern, wie er einmal mit seiner Deux-Cheveaux-Ente in die Kneipe vor die Theke gerollt ist, nachdem deren Flügeltüren weit aufgemacht wurden. Seiner Erinnerung nach stolzierten auch schon mal Reitpferde vor die Theke.
Und wie der Karneval durch das Verbrennen der abgenudelten Bläck-Fööss-Platten verabschiedet wurde, gehört ebenfalls zu den nicht vergessenen Kneipen-Erlebnissen.