Blankenheim und RoggendorfPfarrer Christoph Cäsar geht nach 37 Jahren in den Ruhestand

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Pfarrer Christoph Cäsar geht durch den Mittelgang der evangelischen Kirche in Blankenheim. Rechts und links sind Bankreihen zu sehen, im Hintergrund die Orgel.

In der Blankenheimer Kirche hält Pfarrer Christoph Cäsar am Sonntag zum letzten Mal einen Gottesdienst.

Seine Entscheidung für die Eifel hat Christoph Cäsar nicht bereut. Der evangelische Pfarrer geht in den Ruhestand und bleibt der Eifel treu.

Christoph Cäsar, der evangelische Pfarrer der Kirchengemeinde von Blankenheim und Roggendorf, hat in der Blankenheimer Kirche zum letzten Mal vor seiner Gemeinde gestanden. Eine lange Amtszeit ist zu Ende. Fast 37 Jahre lang war Cäsar in der Eifel und dort für die Geschicke der Protestanten in der Diaspora zuständig. Am 1. Juni ist Cäsar in Rente gegangen, es ist für ihn persönlich und für die Gemeinde ein tiefer Einschnitt.

Denn Cäsar ist überhaupt erst der zweite Pfarrer in der jungen Geschichte der Blankenheimer Kirche. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden die wenigen evangelischen Christen, die in der Gemeinde lebten, von Roggendorf aus betreut. Doch die Geflüchteten, die durch die Vertreibung aus Pommern, Schlesien und Ostpreußen in die Eifel gekommen waren, wollten auch ihren evangelischen Glauben leben.

1956 wurde die evangelische Kirche in Blankenheim eingeweiht

So wurde ab 1955 das Kirchengebäude mit Gemeindesaal an der Lühbergstraße errichtet und 1956 eingeweiht. Hier wirkte Heinz Scheer zuerst als Katechet und später als Gemeindemissionar. „Ich bin der erste evangelische Pfarrer in Blankenheim mit normaler Universitätsausbildung“, so Cäsar.

Damals gab es noch viele Bewerber auf die freien Stellen.
Christoph Cäsar

Cäsar selbst stammt aus Solingen, die Eifel war ihm nicht unbekannt. „Mein Vater hat dort Stahlwaren verkauft“, erzählt er. Den Ort Blankenheim lernte Cäsar durch einen Ausflug während seines Studiums kennen, das er in Wuppertal und Bonn absolvierte. „Ich fand es schön“, erinnert er sich.

Dass es für Cäsar Blankenheim und für die Blankenheimer Protestanten Cäsar wurde, war eine bewusste Entscheidung des jungen Theologen. Nach seiner Vikarszeit bewarb er sich gleich auf zehn verschiedene Stellen. „Damals gab es noch viele Bewerber auf die freien Stellen“, berichtet Cäsar. In Barmen sei er nach seiner Probepredigt ebenfalls auf den ersten Platz der Bewerber gewählt worden, doch als er in Blankenheim nach seiner Vorstellung und Probepredigt sofort genommen werden sollte, war die Sache für den jungen Pfarrer klar: Es wird die Eifel.

Die Entscheidung für die Eifel hat Christoph Cäsar nie bereut

„Ich habe diese Entscheidung nie bereut“, sagt Cäsar in der Rückschau. Was er aber unterschätzt habe, sei die Vielzahl der Orte, für die er zuständig war. Denn sein Pfarrbezirk umfasst 37 Orte. „Ich hatte am Anfang 15 katholische Kollegen und hatte zu Hochzeiten rund 2100 Gemeindeglieder“, berichtet er.

In Russland wurden sie mit ,Deutsche raus' beschimpft, hier stand dann auf einmal ,Russen raus' an einem Stromkasten.
Christoph Cäsar

So seien in den 1990er-Jahren nicht nur evangelische Christen aus der ehemaligen DDR in seine Gemeinde gekommen, sondern auch viele Aussiedler aus Russland, als unter dem sowjetischen Präsidenten Gorbatschow Ausreisen deutschstämmiger Russen möglich waren. „Allein im Kernort Blankenheim mit 2000 Einwohnern wurden 500 Aussiedler untergebracht“, berichtet Cäsar.

Er habe versucht, den Menschen zu helfen, die vor allem in der ehemaligen belgischen Siedlung lebten. „Die meisten von ihnen waren Mennoniten“, so Cäsar. Ihre Gottesdienste konnten sie in der evangelischen Kirche feiern. Doch nicht jedem seien sie willkommen gewesen. „In Russland wurden sie mit ,Deutsche raus' beschimpft, hier stand dann auf einmal ,Russen raus' an einem Stromkasten“, schildert Cäsar die Stimmung.

Die Geflüchteten waren in Blankenheim nicht allen willkommen

Auch die Geflüchteten aus dem damals zusammenbrechenden Jugoslawien seien nicht allen willkommen gewesen. Sie seien in der ehemaligen, heute nicht mehr existierenden, belgischen Kaserne untergebracht worden. Doch die Gemeindeverwaltung habe aus den damaligen Problemen gelernt. Heute würden Geflüchtete, die nach Blankenheim kommen, dezentral untergebracht.

Ein tiefer Einschnitt sei auch die Flutkatastrophe 2021 gewesen. Bereits nach zwei Tagen habe er mit den katholischen Gemeindereferenten Martin Westenburger und Helgard Hoeren in Ahrdorf einen Gottesdienst gefeiert. „Die Frage war: Was gibt uns Hoffnung?“, sagt er. Das seien vor allem die vielen Menschen gewesen, die kamen, um zu helfen. Auch als Synodalbeauftragter des Gustav-Adolf-Werkes habe er aktuell wegen der Überschwemmungen in Brasilien wieder mit dem Thema Hochwasser zu tun.

2005 war der Pfarrer im Karneval Prinz und Obergeist

Die Ökumene mit seinen katholischen Kollegen habe er immer gerne gepflegt. So habe er unter anderem mit Karl-Heinz Stoffels zehn Jahre ökumenische Bibelwochen veranstaltet. Auch in Dahlem ging es gut, wo er mit den Pfarrern Tümmler und Brandau parallel Religionsunterricht gab. „Für das Kollegium war das immer der ,Schwarze Mittwoch', wenn die Pfarrer kamen“, berichtet er schmunzelnd. Mit Pfarrer Theo Tümmler habe er auch einmal einen Aschermittwochsgottesdienst gefeiert, in dem sie sich gegenseitig das Aschenkreuz gaben.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Statt der einst 15 katholischen Kollegen seien mittlerweile gerade einmal fünf in seinem Bereich tätig. „Es ist jetzt nur noch religiöse Elementararbeit möglich“, schildert er die Situation: „Da spielt die Frage, ob evangelisch oder katholisch, keine Rolle mehr.“

Das Pfarrhaus wird Cäsar verlassen, wenn seine Dienstzeit beendet ist. Dann bezieht er mit seiner Frau Elsa ein Haus in Reetz. Die Verbundenheit mit Blankenheim ist groß. Nicht nur, weil Elsa Cäsar die Leiterin des Kriseninterventionsdienstes des DRK-Kreisverbands Euskirchen ist, sondern auch, weil das Ehepaar viele Verbindungen geknüpft hat, als sie im Jahr 2005 das Prinzenpaar im Blankenheimer Karneval waren.

„2003 war Pfarrer Stoffels Prinz, zwei Jahre später wurden wir gefragt“, erinnert sich Cäsar. Er habe das als Vertrauensbeweis empfunden. Sogar der WDR sei gekommen, um über den Pfarrer als Karnevalsprinz im Geisterzug zu berichten. „Als ich als Obergeist auf das Pferd gestiegen bin, haben die ihre Scheinwerfer angestellt, und da hat das Pferd natürlich gescheut und ist gestiegen“, berichtet er. Von vier Leuten sei das Tier schließlich beruhigt worden.

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