SpatenstichBlankenheim erschließt neues Gewerbegebiet

Lesezeit 4 Minuten
Vor einem Bagger wird der erste Spatenstich vollzogen.

Symbolischer erster Spatenstich zur Erweiterung des Gewerbegebietes oberhalb von Blankenheim mit unter anderem Bürgermeisterin Jennifer Meuren (4.v.l.), Vertretern der Gemeinderatsfraktionen und Mitarbeitern der Verwaltung und der beauftragten Baufirma.

Die ersten Anfragen von Firmen, die ins neue Blankenheimer Gewerbegebiet ziehen wollen, liegen bereits bei der Verwaltung vor.

Am 7. April 2020 begann die Bauleitplanung – fast auf den Tag vier Jahre später können die Erschließungsarbeiten für das 5,2 Hektar große Gewerbegebiet oberhalb von Blankenheim, eine Fortführung des bestehenden Gebietes „Am Mürel“, beginnen. Es ist die letzte Option, die die Gemeinde zur Neuausweisung auf eigenem Grund noch hat. „Mülheimer Feld“ und „Mülheimer Höhe“ werden die Erschließungsstraßen des Areals heißen.

Die aus Irrel kommende Baufirma Kohl hat bereits vor einer Woche mit den Arbeiten begonnen: Versorgungsleitungen, Brauch- und Niederschlagswasserleitungen samt Rückhaltebecken in Richtung Mülheim, Rad- und Fußwege, Straßenbegleitgrünflächen werden gebaut.

Preise bleiben vergleichsweise günstig

„Wir werden damit bis zum Jahresende, wahrscheinlich aber schon früher, fertig sein“, so Norbert Schmitz, einer der Geschäftsführer des Bauunternehmens. Südwestlich der B51 und östlich der Aral-Tankstelle oberhalb von Blankenheim wird so das schon vorhandene Gewerbegebiet noch einmal deutlich vergrößert. Beim symbolischen Spatenstich machten die Arbeiter eine Pause fürs Gruppenfoto.

Alles zum Thema Naturschutzbund Deutschland

Die Verkaufsverhandlungen mit ansiedlungswilligen Betrieben sollen erst noch beginnen, so Bürgermeisterin Jennifer Meuren. Tatsächlich hat Guido Waters, Wirtschaftsentwickler der Gemeinde Blankenheim, aber schon seit längerem Anfragen, vor allem von Betrieben aus dem ganzen Gemeindegebiet, denen die jetzigen Standorte zu klein geworden sind. 15 bis 18 Euro pro Quadratmeter will die Gemeinde aufrufen, womit man im Vergleich zu ähnlichen Stadtrandlagen eher günstig sei, heißt es aus dem Rathaus.

Auch in den Nachbargemeinden ist der Platz für Gewerbeflächen knapp, das höre ich von meinen Kollegen
Guido Waters, Wirtschaftsentwickler

Gute Lage nahe des Autobahnendes der A1, guter Preis – da geht man im Rathaus von Blankenheim davon aus, dass es keine zusätzliche große Werbetafel fürs neue Gewerbegebiet brauchen wird. „Auch in den Nachbargemeinden ist der Platz für Gewerbeflächen knapp, das höre ich von meinen Kollegen“, so Waters.

Wer nun bei Mindestgrößen von 5000 bis 5500 Quadratmetern pro Einheit zum Zuge kommen will, muss einiges beachten. Zum einen will die Gemeinde keine Betriebe zulassen, die dem Einzelhandel in Blankenheim schaden würden, und auch keine weiteren Verbrauchermärkte, um die schon bestehenden im nahen Gewerbegebiet „Am Mürel“ zu schützen.

Arbeitsplätze und Gewerbesteuer werden im Blick behalten

Verwaltung, so Bürgermeisterin Meuren, wie wohl auch die Fraktionen im Gemeinderat – beim Spatenstich waren auch Martina Schmidt (CDU), Wilfried Wutgen (SPD) und Annegret Dreimüller (UWV) anwesend – wollen darauf achten, wie viele Arbeitsplätze die Kandidaten schaffen wollen, wie hoch eine mögliche Gewerbesteuer wäre und wie es um „den Mehrwert für die Bevölkerung steht“.

Bei den Gewerbesteuereinnahmen hat es in den vergangenen zehn Jahren in Blankenheim einen erfreuliche Anstieg gegeben: 2014 lagen sie bei 1,8 Millionen Euro, 2023 bei stolzen 4,7 und in diesem Jahr werden 3,8 Millionen Euro erwartet.

Eine Feldlerche

Die Feldlerche hat ihren neuen Lebensraum schon angenommen.

Zudem gibt es im Satzungsbeschluss für das neue Gewerbegebiet weitere Festsetzungen, so Linda Heinen aus der Verwaltung: „Zum einen müssen die Betriebe auf dem Dach ihrer Gebäude Photovoltaikmodule in einem relevanten Umfang aufstellen oder die Hallen so ausrichten, dass Pächter die Dächer dafür nutzen könnten.“ Des Weiteren müsse die Außenbeleuchtung abstrahlungsarm sein, denn auch die Gemeinde Blankenheim ist Teil der „Sternenregion Eifel“ und habe zum Schutz der dunklen Eifelnacht eine entsprechende Selbstverpflichtung unterschrieben.

Mit den jetzt ausgewiesenen 5,2 Hektar, von denen abzüglich etwa der Erschließungsstraßen am Ende rund 4,5 Hektar auch vermarktet werden können, hat die Gemeinde ihre Gewerbeflächen ausgereizt – zumindest auf Basis des geltenden Flächennutzungsplanes für den Kreis Euskirchen. „Solche Neuausweisungen werden von der Bezirksregierung sehr kritisch gesehen“, sagt Meuren.

Man solle alternativ Bestandsflächen umwidmen, heiße es. Oder man sucht interkommunal nach Lösungen. Bei Nohn in Rheinland-Pfalz an der geplanten Lückenschluss-Strecke der A1 zwischen Blankenheim und Kelberg und auch in Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde Nettersheim sind solche Pläne in Vorbereitung.

Bis dahin bleibt nur die Erschließungsarbeit „Auf dem faulen Felde“. So heißt die Gemarkung auf den Flurkarten des Katasteramtes. Den Verantwortlichen gefällt das weniger als Titel – doch der lieben Feldlerche, die ihr Ausweichhabitat offenbar klaglos angenommen hat, ist das egal. Sie zwitschert und flattert munter über der Baustelle.


Lerche war Vogel des Jahres 2019

Vier Jahre haben die nötigen Abstimmungsgespräche mit den Trägern öffentlicher Belange gedauert. So bedurfte es auch eines zweiten vertiefenden Artenschutzrechtlichen Gutachtens, denn die geschützte Feldlerche, „Vogel des Jahres“ 2019, brütet eigentlich auf dem Gelände und sieht die Gemarkung als ihr Revier. Für sie musste eine nahe Ausgleichsfläche gefunden werden. Des Rätsels Lösung sind die an Landwirte, die die angrenzenden Felder bewirtschaften, verpachteten Grün- und Blühstreifen, die nun als Habitat ausgewiesen sind. Gemäht werden darf nur nach Vorgaben der Verwaltung.

Rundschau abonnieren