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Fußball-BezirksligaDie JSG Erft 01 Euskirchen besteht ihre Reifeprüfung

6 min
Aaron Mertens läuft mit dem Ball, ein Gegenspieler verfolgt ihn. Im Hintergrund gucken Trainer und Betreuer der JSG Erft 01 zu.

Einer von fünf Neuen in der Anfangsformation war Aaron Mertens, der sein Startelfdebüt im Trikot der JSG Erft 01 feierte.

Der Aufsteiger aus Kuchenheim zeigt sich gegen Sindorf in allen Bereichen deutlich verbessert und gewinnt das Kellerduell hochverdient.

JSG Erft 01 Euskirchen – VfL Sindorf 6:0 (3:0). Wenn davon gesprochen wird, dass jemand „in kürzester Zeit um Jahre gealtert“ ist, klingt das unter normalen Umständen wenig schmeichelhaft. Im Falle der JSG Erft 01 darf diese Aussage gerne als Kompliment verstanden werden. Musste sich der Aufsteiger vor wenigen Tagen noch den Vorwurf gefallen lassen, im Stil einer Schülermannschaft agiert zu haben, zeigten die Akteure von Christopher Kockerols im „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen Sindorf eine ziemlich „reife“ Leistung.

Die JSG Erft 01 Euskirchen präsentiert sich wie verwandelt gegen Sindorf

Zuschauer, die auch die vorangegangene Partie der Hausherren verfolgt hatten, rieben sich verwundert die Augen: War das wirklich dieselbe Mannschaft, die sich da mit einer unheimlichen Energie und Leidenschaft in jeden Zweikampf stürzte, als wäre es ihr letzter? Die Antwort: Ja und nein! Denn Coach Kockerols hatte seine Startelf im Vergleich zum Bessenich-Spiel gleich auf fünf Positionen umgestellt. Für Nicolas Woywod, Artur Schulz, Tim Krämer, Gian Luca Cardinale und Jan Walther rückten Rudolf Eisfeld, Rafael Oliveira, Aaron Mertens, David Heller und Ben Bungart in die Anfangsformation. Die wichtigste Veränderung war jedoch die insgesamt deutlich verbesserte Einstellung jedes Einzelnen, von der unter dem Strich das gesamte Team profitierte.

Spieler des Spiels: Luke Bungart hatte an jedem Tor die Füße im Spiel

Welch ein Auftritt des Torjägers Luke Bungart, der in vorderster Linie mit Bruder Ben seinen mit Abstand besten Saisonauftritt hinlegte und bei allen sechs erfolgreichen Abschlüssen der JSG Erft 01 die eigenen Füße im Spiel hatte. Dass der 23-Jährige, wenn er einmal den Turbo gezündet hat, nicht mehr zu stoppen ist, war offenbar noch nicht bis nach Sindorf vorgedrungen. Wie ist es sonst zu erklären, dass man dem Angreifer gleich mehrfach so viel Raum zum Durchstarten offerierte? Nachdem er zunächst zweimal für seinen Sturmpartner aus der eigenen Familie und später für den eingewechselten Gian Luca Cardinale ohne jeglichen Eigensinn vorbereitet hatte, besorgte er das 3:0 und 6:0 selbst. Kurz zuvor war er im Strafraum von den Beinen geholt worden und hatte somit den Weg für Tobias Ricks Elfmeter zum 5:0 geebnet.

Turm in der Schlacht: Lucas Spilles blühte als Abwehrchef auf

Natürlich hat ein Akteur, der an allen sechs Toren seiner Elf beteiligt ist, die Auszeichnung des besten Spielers verdient. Aber gerade unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Defensivarbeit zuletzt die größte Baustelle war, gebührt der neu formierten Dreierabwehr mit Eisfeld, Heller und Lucas Spilles als zentralem Abwehrchef ebenfalls ein dickes Lob. Besonders Spilles blühte in seiner neuen Rolle so richtig auf, verlor sowohl in der Luft als auch am Boden kaum ein direktes Duell und gefiel daneben mit überlegten Aktionen im Spielaufbau. In der zweiten Hälfte hätte er seine überragende Vorstellung beinahe noch mit einem Kopfballtreffer gekrönt.

Spielanalyse: Sindorfs hohe Deckung kam Luke Bungart gelegen

Die Gastgeber zeigten von Beginn an eine konzentrierte Leistung, waren griffig in den entscheidenden Situationen und profitierten von der bei Ballverlusten äußerst hoch stehenden Deckung der Sindorfer, was vor allem für den schnellen Luke Bungart ein gefundenes Fressen war. Sowohl beim Führungstor als auch beim 2:0, beide erzielt durch seinen Bruder Ben, war der Angreifer nicht mehr zu halten und legte frei vor dem Tor jeweils uneigennützig quer. Während vorne der B&B-Sturm wie zu besten Zeiten wirbelte, hatten die 01er hinten – von einer durch Schlussmann Max Vornweg parierten Doppelchance abgesehen – vor der Pause kaum bange Momente zu überstehen.

Luke Bungart simuliert beim Torjubel einen Dartwurf.

Spieler des Spiels war Luke Bungart.

Ben Bungart hebt beide Hände und wartet auf Spieler, die mit ihm abklatschen.

Traf zweimal: Ben Bungart.

Ganz anders dagegen der Ex-Erftstädter Sandrio Singh im VfL-Gehäuse, der wenige Minuten vor dem Kabinengang erneut Luke Bungart auf sich zurasen sah, der diesmal selbst abschloss und auf 3:0 erhöhte. Mit ein bisschen Glück und dank des fairen Verhaltens von Sam Wilberz, der den Kontakt im Strafraum nicht zu einer Flugeinlage nutzte, kam der Neuling im zweiten Durchgang ohne frühen Gegentreffer davon und brachte das Geschehen anschließend wieder unter Kontrolle. Eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff war die Partie entschieden: Sindorfs Anil Yavuz hatte Pech mit einem Lattenversuch und im Gegenzug machte Joker Gian Luca Cardinale auf Vorlage von Luke Bungart das 4:0. Der Rest war dann nur noch die Kür in Form eines verwandelten Strafstoßes von Tobias Rick und des Schlusspunktes von Luke Bungart.

Trainerglück: Christopher Kockerols hat seinen Humor nicht verloren

Nach dem nur schwer verdaulichen Auftritt der Vorwoche konnte Kockerols diesmal zufrieden feststellen, dass nahezu alle Schachzüge aufgegangen waren. „Wir haben heute die siebte Klasse verlassen“, lautete sein pointiertes Resümee.


Bessenich bricht gegen Hilal Maroc auseinander und kassiert acht Tore

Hilal Maroc Bergheim – SV Rhenania Bessenich 8:1 (3:1). Nach acht eigenen Treffern am vergangenen Spieltag musste die Rhenania eine Woche später die gleiche Anzahl an Gegentoren hinnehmen, womit das schöne positive Torverhältnis schon wieder Geschichte ist. „Das war heute leider gar nichts von uns. Wir müssen die Niederlage schnell aufarbeiten und unsere Lehren daraus ziehen, damit wir gegen Elsdorf wieder ein Zeichen in die andere Richtung setzen können“, bilanzierte Trainer Can Celik.

Nach zwei in ihrer Entstehung höchst unglücklichen Nackenschlägen resultierte das 0:3 laut Celik aus einer klaren Abseitsstellung der Bergheimer, wobei das Defensivverhalten der Bessenicher in Abwesenheit der zwei Verteidiger Kuss Kunzika und Ümit Tunc insgesamt die nötige Konsequenz vermissen ließ. Nachdem Kaloyan Petrov im Strafraum gefoult und Saky Noutsos den fälligen Versuch vom Elfmeterpunkt im Kasten untergebracht hatte, keimte kurz vor dem Seitenwechsel noch einmal Hoffnung im Lager der Rhenania auf.

Diese hätte weiterwachsen können, wenn Emrah Fikaj eine seiner beiden hochkarätigen Möglichkeiten unmittelbar nach der Rückkehr aufs Feld genutzt hätte. „Wir sind sehr stark in die zweite Halbzeit gestartet, das hätte der Dosenöffner für uns sein können“, bedauerte Celik, der anschließend von der Bank aus hilflos mitansehen musste, wie sein Team in den letzten 25 Minuten auseinanderbrach. „Natürlich haben uns in der Abwehr Kuss und Ümit sowie in der Offensive Moritz Hartmann enorm gefehlt. Dennoch dürfen wir uns hier nicht so abschießen lassen“, sagte Celik.

Erftstadt-Lechenich darf sich wie der moralische Sieger fühlen

SC Germania Erftstadt-Lechenich – SV Lövenich/Widdersdorf 1:1 (1:0). Wenige Augenblicke vor dem Abpfiff sah es so aus, als würde sich die größte Überraschung des Spieltages im Hennes-Weisweiler-Sportpark zu Lechenich ereignen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Einheimischen durch den platzierten Distanzschuss von Jan Ole Koschinat, der sich immer mehr zum Goalgetter der Germania entwickelt, in Führung – und dies nach Auffassung von Trainer Daniel Bartsch durchaus verdient. „Wir haben Lövenich nicht zur Entfaltung kommen lassen. Abgesehen von ein paar Umschaltmomenten und dem Resultat, das sich nicht wie ein Punktgewinn, sondern eher wie zwei Punktverluste anfühlt, bin ich mit unserer Leistung absolut zufrieden“, analysierte der SC-Coach, der von einem der besten Saisonspiele seiner Elf sprach.

In einem höchst emotional geführten, dabei aber nie unfairen Duell durften sich die Gäste hinterher wie der moralische Sieger fühlen. Ein verwandelter Strafstoß von Maurice Wieting sorgte dafür, dass die Kölner weiterhin Teil der Verfolgergruppe des unangefochtenen Spitzenreiters TSV Düren bleiben, während sich die Erftstädter über die eine oder andere ausgelassene Konterchance zum 2:0 und den damit verbundenen Verbleib im unteren Bereich des Klassements ärgern durften.