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523 EinsätzeSo soll die Sicherheit am Euskirchener Bahnhof und auf der Kirmes verbessert werden

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6 min
Das Bild zeigt fünf Polizeibeamte, die am Euskirchener Bahnhof Streife gehen.

Die Kombistreife von Euskirchener Polizei, Bundespolizei und Ordnungsamt wird ab sofort häufiger am Bahnhof patrouillieren.

Mehr als 500 Einsätze in 14 Monaten hat die Euskirchener Polizei am Bahnhof registriert. Während der Kirmes ist das Ordnungsamt mit neuem Konzept vor Ort.

Als mit dem Fassanstich von Bürgermeister Sacha Reichelt die Euskirchener Herbstkirmes eröffnet wurde, lag nicht nur der Duft von gebrannten Mandeln in der Luft. Auffällig ist auch bei dieser Kirmes, dass viele Polizisten unterwegs sind. Im Zuge des Simon-Juda-Marktes führt die Kreispolizei erneut eine sogenannte Strategische Fahndung durch. Diese findet zum inzwischen 13. Mal in der Euskirchener Innenstadt statt und hat in der aktuellen Auflage eine Erweiterung erfahren.

Angeordnet hat die Maßnahme, die Kontrollen ermöglicht, ohne dass es einen konkreten Anlass oder Verdacht gibt, Landrat Markus Ramers. Gestartet ist die Fahndung bereits am Montag, sie dauert 28 Tage – also bis zum 16. November. Im Rahmen der Kirmes wird der Radius über die Innenstadt hinaus bis zum Charleviller Platz erweitert. „Wir haben in den vergangenen Jahren damit positive Erfahrungen gemacht“, sagt Polizei-Sprecher Franz Küpper. Robert Schmitz, Leiter der Euskirchener Wache, ergänzt: „Wir wollen, dass sich die Menschen in Euskirchen sicher fühlen.“

Euskirchener Bahnhof: 523 Einsätze in gut einem Jahr

Doch es geht nicht nur um die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl zur Kirmes, sondern um alle Tage im Jahr. Vor allem der Bahnhof wurde als ein Areal ausgemacht, an dem viele ein ungutes Gefühl befällt. Zu Recht, wie eine Analyse der Polizei zeigt. „Wir haben über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr die Einsatzzahlen am Bahnhof ausgewertet und dabei festgestellt, dass sie deutlich gestiegen sind“, so Polizeihauptkommissar Schmitz. 523 Einsätze in 14 Monaten wurden demnach rund um den Bahnhof registriert: Hilfeleistungen, Ruhestörungen, Belästigungen und Beleidigungen, Körperverletzungen, Betäubungsmitteldelikte.

„Es handelt sich nicht um schwere Kriminalität, aber die Vielzahl kleiner Vorfälle summiert sich und trägt dazu bei, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger dort unwohl fühlen“, so Schmitz. Das betreffe insbesondere Frauen, ältere Menschen oder Familien, die den Bahnhof meiden oder sich nur noch in Begleitung dorthin trauten. Eine Seniorin habe ihm berichtet, dass sie sich am Kölner Hauptbahnhof wohlfühle, sich in Euskirchen aber von ihrem Sohn am Bahnsteig abholen lasse, weil sie Angst habe: „Das kann nicht sein.“

Das Bild zeigt ein Fahrgeschäft auf dem Simon-Juda-Markt. Zwei Jugendliche reißen die Arme in die Luft.

24.10.2025 Der Simon-Juda-Markt in Euskirchen ist gestartet. Die ersten Gäste hatten schon am Freitagnachmittag ihren Spaß.

Das Bild zeigt einige Polizeibeamte, die über die Kirmes schlendern.

Die Kirmes in Euskirchen wird wieder von einer Strategischen Fahndung begleitet. Auch das Ordnungsamt der Stadt Euskirchen ist mit dem neuen Vollzugsdienst vor Ort.

Daher hat die Polizei mit Stadtverwaltung, Deutscher Bahn, Bundespolizei und Stadtverkehr Euskirchen (SVE) ein Konzept entwickelt, das auf Dauer für mehr Sicherheit und Ordnung sorgen soll. Seitdem fertigten die Beamten unter anderem   zwei Anzeigen wegen Verstößen   gegen das Waffengesetz und eine wegen Urkundenfälschung an. Die Sicherheitskräfte stellten zwei Waffen sicher – nach Angaben der Polizei einen Schlagring und ein Einhandmesser.

Künftig werden laut   Schmitz Hausverbote gegen Personen ausgesprochen, die regelmäßig im Bahnhofsbereich negativ auffallen. Möglich mache das die Stadt Euskirchen, der die Deutsche Bahn das Hausrecht für das Gelände übertragen habe. Wird gegen ein Hausverbot verstoßen,   drohen laut Schmitz Anzeigen.

Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend, unbürokratisch und effektiv.
Robert Schmitz, Polizeihauptkommissar

Zudem wurden sogenannte Kombistreifen eingeführt – gemeinsame Kontrollgänge von Polizei, Bundespolizei und dem neuen städtischen Vollzugsdienst. Die jüngste Kombistreife patrouillierte am Donnerstagabend. „Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend, unbürokratisch und effektiv“, sagt Schmitz: „Man merkt jetzt schon, dass es am Bahnhof deutlich ruhiger geworden ist.“ Er gibt aber auch zu, dass es sich dabei zwangsläufig um einen Verdrängungseffekt handele.

Auch infrastrukturell habe sich etwas getan. Die Deutsche Bahn habe am Euskirchener und Mechernicher Bahnhof zwei der modernsten Videoüberwachungsanlagen in Nordrhein-Westfalen installiert. Zudem wird laut Schmitz das Bahnhofsgebäude künftig nachts abgeschlossen, um zu verhindern, dass Personen dort nächtigen. „Das war in der Vergangenheit regelmäßig der Fall. Diese Zeiten sind vorbei.“ Im Bahnhofsgebäude sollen nach dem Auszug einiger Geschäfte neue Pächter bald frischen Wind bringen. „Es liegen bereits Pachtverträge vor“, heißt es aus Reihen der Polizei.

Zum Kirmesauftakt sind zahlreiche Beamte im Einsatz

Zurück zur Kirmes: Dort waren am Freitag mehr als 50 Beamte im Einsatz. Unterstützt wurde die Euskirchener Polizei dabei von Kollegen aus Aachen. Im Fokus standen Waffen, Drogen und Alkohol. Die Stadt Euskirchen hat den Simon-Juda-Markt zur Waffen- und Cannabisverbotszone erklärt. Verboten sind laut Polizei sämtliche Arten von Messern – auch eins, das genutzt werden könnte, um einem Kind den Apfel in mundgerechte Stücke zu schneiden.

„Es gibt aus unserer Sicht überhaupt keinen Grund, mit einem Messer oder einer Waffe auf die Kirmes zu gehen“, sagt Euskirchens Polizeidirektorin Gabriele Mälchers: „Wer es trotzdem tut, hat Pech gehabt und muss mit Konsequenzen rechnen.“ Es werde aber nicht nur Kontrollen auf dem mehr als ein Kilometer langen Kirmesparcours geben, sondern auch im näheren Umfeld. Neben den Kontrollen in der Innenstadt kündigt die Polizei zudem Verkehrskontrollen an.

Es gibt aus unserer Sicht überhaupt keinen Grund, mit einem Messer oder einer Waffe auf die Kirmes zu gehen.
Gabriele Mälchers, Polizeidirektorin von Euskirchen

Während der Kirmestage sind Polizei, Ordnungsamt und Deutsches Rotes Kreuz mit einer mobilen Wache im Bereich der Bergerstraße präsent. Sie dient als Anlaufpunkt für Besucher, die sich unsicher fühlen oder Hinweise geben möchten. „Wir wollen keine Spielverderber sein, sondern für Sicherheit sorgen“, erklärt Mälchers: „Wenn am Ende niemand über die Polizei spricht, war es ein guter Einsatz. Dann konnten alle unbeschwert feiern.“

In den vergangenen Monaten habe sich gezeigt, dass die verstärkte Präsenz in der Innenstadt positiv aufgenommen werde. „Viele Bürger bedanken sich bei den Kollegen, dass sie da sind“, sagt Schmitz: „Das gibt auch uns ein gutes Gefühl.“ Natürlich gebe es Kritik, etwa wenn Straßen bei Veranstaltungen gesperrt oder Fahrzeuge umgeleitet werden.

„Aber die meisten verstehen, dass es um ihre Sicherheit geht. Gerade nach Karneval oder bei Großveranstaltungen wie dem Knollenfest bekommen wir viel Zuspruch“, so Mälchers. Beide betonen, dass es in Euskirchen keine sogenannten No-go-Areas gebe. Weder der Bahnhof noch Bereiche wie das Viehplätzchen seien rechtsfreie Räume. „Durch regelmäßige Kontrollen und die Präsenz des Bezirksdienstes ist auch dort die Lage deutlich ruhiger geworden“, so Schmitz.

Geöffnet ist die Kirmes am Samstag von 14 bis 24 Uhr, am Sonntag von 11 bis 22 Uhr und am Montag von 12 bis 22 Uhr (Fahrgeschäfte ab 14 Uhr).


Ordnungsamt mit Bodycams ausgestattet

Im Wandel befindet sich der ordnungsbehördliche Außendienst der Stadt Euskirchen. Bisher sei der Bereich des Ordnungsamts als reiner Ermittlungsdienst organisiert, heißt es aus dem Rathaus. Künftig soll er jedoch als Vollzugsdienst arbeiten. Damit reagiert die Verwaltung auf gestiegene Anforderungen im Ordnungs- und Sicherheitsbereich. Im Stellenplan 2025 wurde die entsprechende Umstrukturierung berücksichtigt.

Aktuell orientieren sich drei   Neueinstellungen am neuen Anforderungsprofil, zudem werde ein Mitarbeiter des Ermittlungsdienstes in den künftigen Vollzugsdienst übernommen, so die Stadt. Schrittweise sollen alle frei werdenden Stellen umgewandelt und besetzt werden.

Das Bild zeigt zwei Beamte des Euskirchener Ordnungsamts, die erstmals mit Bodycams ausgestattet worden sind.

Der Simon-Juda-Markt in Euskirchen ist gestartet. Auch das Ordnungsamt der Stadt Euskirchen ist mit dem neuen Vollzugsdienst vor Ort.

Um die Mitarbeiter bestmöglich auf ihre erweiterten Aufgaben vorzubereiten, setzt die Verwaltung   auf ein Schulungskonzept mit   theoretischen Lehrgängen, Sicherheits- und Selbstverteidigungstrainings sowie künftig regelmäßigem Dienstsport. Auch die Einsatzzeiten werden mit der Umstellung deutlich ausgeweitet: Künftig sollen die Kräfte des Ordnungsamtes regelmäßig bis in die späten Abendstunden und an Wochenenden präsent sein. Aus Sicht der Verwaltung ist dies sowohl aus Sicherheitsgründen als auch zur besseren Beweissicherung bei Ordnungswidrigkeitenverfahren notwendig.

Auch die Ausstattung des Außendienstes wird modernisiert. Die persönliche Schutzausrüstung wird an die neuen Anforderungen angepasst. Für die ergänzende Ausstattung des Vollzugsaußendienstes sind im Haushalt rund 200.000 Euro eingeplant. Ein sichtbares Zeichen des neuen Sicherheitskonzepts ist bereits jetzt im Stadtbild zu sehen: Bei der aktuell laufenden Kirmes tragen die Mitarbeitenden des Ordnungsamtes erstmals Bodycams.